Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
Tradition. Das ist was anderes. Außerdem, wer weiß, wie sich unsere Beziehung entwickelt hätte, hätte ich die nicht bei unserem ersten Date getragen …
Ich bin sehr froh, dass du sie nicht bei unserem ersten Sex getragen hast, sonst hätte der womöglich gar nicht stattgefunden.
Es sei denn, der Rabe einer Zigeunerin auf dem Jahrmarkt hätte dir dazu geraten.
Die Sache mit den Fragen, die Frauen nicht stellen
Es gibt Fragen, auf die auch die klügsten Männer keine schnelle Antwort haben: »Was ist der Sinn des Lebens?«, »Gibt es Gott?«, »Wollen wir nicht heiraten?«
Gut, die letzte Frage fällt vielleicht ein bisschen raus, aber ich gehöre ja auch nicht zu den klügsten Männern. Ich hatte jedenfalls keine schnelle Antwort, sondern hab gesagt: »Ramona« – und so nenne ich Ramona nur, wenn es brenzlig wird – »Ramona, guck mal, in der arabischen Welt riskieren gerade Zigtausende junger Männer ihr Leben für die Freiheit, und da soll ich sie jetzt freiwillig aufgeben?«
Das war lustig gemeint. Schließlich verkünden sämtliche Spitzenfrauen im Playboy seit Jahrzehnten, dass es ihnen bei ihrem Traummann hauptsächlich um Humor geht. Wenn Frauen die Wahl haben zwischen einem Waschbrettbauch und einer Witzmaschine, wählen angeblich alle den Lustigen. Entweder hab ich also die absolute Ausnahme bei den Frauen gefunden, oder im Playboy wird viel gelogen. Ramona jedenfalls wollte von mir und meinem Humor nichts wissen.
Dabei finde ich, wenn Humor bei einem Thema angebracht ist, dann doch beim Thema Ehe. In Großstädten scheitern weit über die Hälfte aller Ehen. Man hat also praktisch eine 40:60-Chance, was beim Russisch Roulette eine Quote ist, wo nur noch komplett lebensmüde Kandidaten abdrücken. Die Ehe ist praktisch für Menschen das, was die Waschmaschine für Socken ist: Man geht als Paar rein und kommt getrennt wieder raus. Das ist noch nicht mal ein Gag, sondern reine Statistik. Aber Frauen haben ja mit Logik nichts am Hut. Die wollen immer weiter heiraten! Jesus hat die Finger davon gelassen, Joschka Fischer hat’s mehrfach nicht hingekriegt, selbst Jennifer Lopez will sich scheiden lassen. Scheißegal. »Wollen wir nicht heiraten?« Denn wir sind natürlich viel schlauer, besser und gewitzter als Jennifer, Joschka und Jesus! Na klar! Wenn jedes zweite Flugzeug abstürzte, würde keine Frau mehr fliegen wollen. Bei Ehen ist dieselbe Quote komplett schnurz. Das hab ich natürlich alles nur gedacht. Gesagt hab ich erst mal gar nichts.
Ramona war trotzdem enttäuscht. Nein, sie war nicht enttäuscht, sie war ENTTÄUSCHT! Diese Art von Enttäuschung, die ältere Witwen dazu bringt, sich am Ende ihres Lebens keinen neuen Mann zu suchen, sondern einen Hund. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es, bei aller Emanzipation, Fragen gibt, die Frauen nicht stellen sollten. »Findest du mich zu dick?«, »Bleibt der so klein?«, »Aber bei Unentschieden gibt’s Verlängerung?« und eben »Wollen wir nicht heiraten?«. Es hat schon seinen Grund, dass diese Frage, wenn, dann vom Mann gestellt werden sollte. Er muss sich vorbereiten bzw. vorbereitet werden, das heißt, er muss von der Frau zigfach subtil in die Richtung gedrängt werden und trotzdem das Gefühl haben, es sei seine Idee. Subtil ist das Zauberwort. Wer einmal erlebt hat, wie lange ein Mann braucht, bis er sich für seinen ersten Neuwagen entschieden hat, kann ungefähr hochrechnen, was das fürs Thema Heiraten heißt.
Diese Art von Sensibilität kann man doch von einer Frau erwarten, die sonst immer raushängen lässt, wie irre feinfühlig sie ist, oder nicht?! Wenn die Frau den Antrag macht, kann der Mann sich ja schon vorstellen, wie es weitergeht: »Schatz, wir ziehen übrigens morgen um!«, »Du, ich hab mir mal ein Kind gemacht, ich hoffe, du hast nichts dagegen!« und »Ich glaube, das mit uns hat keinen Sinn mehr!« Aber um das zu hören, muss ich nicht erst heiraten. Warum Ramona das nicht versteht, gehört auch zu den Fragen, die nur die klügsten Männer beantworten können – wenn überhaupt.
Mit Rainer über wichtige Fragen zu sprechen ist wie Fremdgehen auf der Weihnachtsfeier. Entweder man macht es sofort oder gar nicht. Langes Nachdenken führt zu Letzterem. Was natürlich gut ist, von daher ist das ein blödes Beispiel. Wie auch immer, ich habe Rainer ganz spontan gefragt, ob wir nicht heiraten wollen.
Das war, wie ich jetzt weiß, noch dümmer und verhängnisvoller als meine Annahme, dass man unter 18 keine
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