Die Klassefrau
.«
»Dieses Wortspiel passt hervorragend in deine Sammlung lausiger Wortspiele.«
»Mallory, du erinnerst dich an meine dämlichen Witze! Das heißt, ich bedeute dir etwas!«
»Auf Wiedersehen, Drake«, knurrte Mallory, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
»Bis bald!«, rief Peter ihr nach.
»Nicht in diesem Leben!«, rief sie zurück.
Doch Peter, aufgeputscht von etwas ganz anderem als Schmerzmitteln und Adrenalin, plante bereits den nächsten Schritt.
Obwohl sie tief schlief, spürte Mallory, wie sie in einen Traum glitt, und tief in ihrem Inneren wusste sie, dass dieser Traum Wirklichkeit war; nicht etwas, das noch kommen würde, sondern etwas, was gewesen war. In einem vorherigen Leben,
Sie befand sich im Jahr 1923 . Sie war ein Mann: Charles Gordon. Sehr gut aussehend und sehr reich, verheiratet mit einer schönen und verwöhnten Frau, ein Gesellschaftslöwe, getrieben von Neid und Ehrgeiz.
Seine Frau suchte stets seine Sekretärinnen aus. Sie stellte Terry Monroe ein. Terry war nicht schön, ja nicht einmal hübsch. Sie besaß eine niedrige Stirn, eine platte Nase und nicht zu bändigende kurze, schwarze Locken. Ihre Fähigkeiten waren ausreichend, ihr Aussehen alles andere als anziehend, und Sophia war hoch zufrieden mit ihrer Wahl.
Nach einer Woche hatte sich Charles hoffnungslos, wahnsinnig und leidenschaftlich in die wenig reizvolle Terry Monroe verliebt. Sie wurde seine Geliebte. Sie wollten heiraten, doch so weit sollte es nicht kommen.
Sophia ertappte sie eines Tages eng umschlungen auf der Couch in seinem Büro. Sophia tobte – nicht nur, weil Charles eine Affäre hatte, sondern weil er diese Affäre mit einem so farblosen Geschöpf hatte – und erschoss dieses Geschöpf, das sie für die Quelle ihrer öffentlichen Demütigung hielt, nämlich Terry Monroe, während Charles Gordon seine Frau hysterisch anschrie, endlich aufzuhören, um Gottes willen aufzuhören!
Am Ende des Traumes und als Terry ihr Leben aushauchte, wusste Mallory, dass sie vor siebzig Jahren Charles gewesen war. Und Peter war Terry Monroe gewesen.
Als Mallory am Freitagmorgen aufwachte, hatte sie immer noch Charles' Schreie im Ohr. Sie fühlte sich entsetzlich. Den Tag mit einem Mord zu beginnen, war ein denkbar miserabler Start. Und dass das Telefon neben ihrem Bett klingelte, hob ihre Laune auch nicht gerade. Sie tastete nach dem Hörer und riskierte einen Blick auf die Uhr. Halb sechs, stellte sie unwillig fest.
»Was?«, knurrte sie ins Telefon.
»Ich habe von dir geträumt«, schnurrte Peter.
Aus irgendeinem Grund errötete sie.
»Ich habe geträumt«, fuhr Peter fort, »dass wir in meinem Wohnzimmer sitzen und stundenlang wie die besten und engsten Freunde miteinander reden.«
»Das interessiert mich nicht!«, fuhr Mallory ihn an. »Ich will das nicht wissen. Auf Wiederhören!«
»Ah, ah, ah! Es wird bald passieren, vielleicht noch diese Woche«, fuhr Peter unbeirrt fort. »Meine Träume bewahrheiten sich gewöhnlich. Eine nette zwanglose Unterhaltung, nur wir beide.«
»Eher fällt in China ein Sack Reis -«
Die Leitung war tot.
»Verdammt«, murmelte sie. Zuerst ein Mord und jetzt auch noch Peter Drake, der ihr etwas von einer freundlichen Unterhaltung ins Ohr säuselte. Wunderbar, einfach toll. Sie hasste all das. Peter Drake entwickelte sich langsam zum lästigsten Mann, den sie je kennen gelernt hatte. Sie träumte von Mord, er von hellem Sonnenschein. Es war einfach nicht fair.
Ebenso unfair war es, dass ihr ihr Verstand Streiche spielte, bevor sie aus dem Bett schlüpfte. Wenn seine Träume tatsächlich so exakt waren, wie er behauptete, würde sie über kurz oder lang in Peter Drakes Apartment sitzen und mit ihm plaudern, und das Schlimmste daran war, dass es sich auch noch verflixt gut anhörte!
Sie verzichtete auf die Dusche, zog sich eilig etwas über und setzte Horace eine Dose Katzenfutter vor. Der Kater warf ihr einen pikierten Blick zu, da er Besseres gewohnt war. Sie nahm ihre Handtasche und ging zum Wagen.
Als sie ins Fitnesscenter kam, war es gerade mal sechs. Die nächsten fünfundvierzig Minuten verbrachte sie im Schwimmbecken. »Ich denke nicht daran, diesen Kerl in mein Leben zu lassen. Ich denke nicht daran«, wiederholte sie bei jedem Schwimmzug wie ein Mantra.
Um Viertel nach sieben stürmte sie ins Büro und schlug die Tür lautstark hinter sich zu.
Mike blickte fragend hoch.
»Falls Peter Drake anruft – ich bin nicht da«, informierte sie ihn. »Wenn er eine
Weitere Kostenlose Bücher