Die Klassefrau
Nachricht hinterlässt, zerreiß sie. Und wenn er durch diese Tür kommt, erwarte ich von dir, dass du ihn von meinem Grundstück jagst, notfalls mit vorgehaltener Pistole! Und die da wirfst du weg!«, sagte sie und deutete auf die Vase mit den zwei Dutzend Nelken, die auf Mikes Schreibtisch stand.
»Sie sind von Drake.«
»Ich weiß!«
Sie stürmte in die Werkstatt.
Mike griff nach dem Branchenverzeichnis und suchte unter der Rubrik »Gesellschaftskleidung« nach einem Laden in der Nähe, in dem er einen Smoking ausleihen konnte.
An diesem Tag nahm er sechzehn Nachrichten von Peter Drake entgegen und zerriss gehorsam eine nach der anderen. Als der Inspector um sechs Uhr abends auftauchte, erklärte er ihm ruhig und sachlich, dass Mallory bereits Schluss gemacht hätte. Sie sei jedoch nicht nach Hause gefahren, sondern verbringe das Wochenende nicht in der Stadt, deshalb sei es sinnlos, vor ihrem Haus herumzulungern.
Ärgerlich stürmte Inspector Drake aus dem Büro.
Ebenfalls ärgerlich wachte Mallory am Montagmorgen auf. In Wahrheit war sie außer sich vor Wut und fürchtete sich immer mehr – weniger vor Peter Drake, sondern eher vor sich selbst. Obgleich sie das Wochenende in einem Ferienhaus am Russian River verbracht hatte, also nicht einmal in derselben Stadt wie er gewesen war, hatte sie jede Nacht von Peter geträumt. Seit ihrer ersten Begegnung, hatte es keine einzige Nacht mehr gegeben, in der sie nicht von ihm geträumt hatte. Sie hatte davon geträumt, mit ihm zu schlafen, ihn zu necken und zum Lachen zu bringen, bis sie beide kaum noch Luft bekamen.
Als sie zur Arbeit fuhr, zwang sie sich, nicht länger zu ignorieren, dass sie ihn in Wahrheit gern mögen würde. Sogar sehr mögen. Sie wollte sich über seinen Ficus, seine bunten Nelken und über alles andere freuen, was er ihr zweifellos heute im Laufe des Tages schicken würde. Dass er etwas schicken würde, stand völlig außer Frage. Bei ihrer Rückkehr vom Russian River hatte ein Rosenstrauß vor ihrer Eingangstür auf sie gewartet. Er war, aus welchem Grund auch immer, zu dem Entschluss gelangt, wieder in ihrem Leben aufzutauchen, und hatte die Absicht, dort zu bleiben, wenn sie der beiliegenden Karte Glauben schenken durfte. Das war ein schwerer Schock für Mallory. Mr. Drake war offenbar kein Mann, der leicht aufgab. Das hatte er zur Genüge bewiesen.
Was Mallory aber noch viel größere Angst einjagte, war die Tatsache, dass sie sich insgeheim darüber freute, dass er wieder in ihr Leben getreten war. Es war so schön, begehrt zu werden. Und es war sehr lange her, dass jemand den Wunsch verspürt hatte, ein Teil ihres Lebens zu sein. Ihre Haut begann zu glühen, von Tag zu Tag mehr, und erfasste ihren ganzen Körper.
Sie sehnte sich danach, über Peters alberne Scherze zu lachen, wollte ihr wachsendes körperliches Verlangen nach ihm spüren. Sie ertappte sich dabei, dass sie sich überlegte, wie es sich wohl anfühlen würde, von ihm berührt zu werden, und wie es wäre, ihre eigene brennende Neugier zu befriedigen, indem auch sie ihn überall berührte.
Doch diese Gedanken, waren nicht nur unklug, sondern außerordentlich gefährlich. Ihre Sicherheit und Gesundheit erforderten, dass sie sich mit keinem Mann einließ, insbesondere nicht mit einem, dessen Gefühle sie quer durch die ganze Stadt wahrnehmen konnte, dessen Tode in seinen vergangenen Leben sie in ihren Träumen verfolgten und der so felsenfest davon überzeugt war, näher an sie herankommen zu müssen.
Das musste auf der Stelle ein Ende haben. Peter Drake war sich seiner Sache viel zu sicher. Sie würde die Ausnahme von der Regel sein, ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Kapitulation? Unmöglich! Sie dachte nicht daran, eine Beziehung einzugehen, in der sie nur Schmerz erwartete. Auf keinen Fall.
Deshalb befahl sie Mike Gramble am Montag kurz vor ein Uhr mittags, den prächtigen Gänseblümchenstrauß wegzuwerfen, der gerade angeliefert wurde. Mit einem bedauernden Seufzer gehorchte er. Dieses Szenario wiederholte sich auch am Dienstag, wo er einen hübschen Strauß Veilchen entsorgte. Am Mittwoch warf er die netten Tulpen weg – äußerlich völlig gelassen, während er sich innerlich vor Lachen auf die Schenkel klopfte. So viel Spaß hatte er seit Jahren nicht mehr gehabt.
Ganz im Gegensatz zu Peter – er war seit Jahren nicht mehr so wütend gewesen. Völlig fasziniert beobachtete Consuela Herrera ihren Partner, als er am Mittwochnachmittag zum Telefon
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