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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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der ältere Mann noch mit vieldeutigem Grinsen zum Abschied.

    Dunja Kritovna hat gerade erst ihren zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Ihr braunes Haar ist leicht gelockt, ihr Lächeln wirkt manchmal ein wenig schwermütig. Mit ihrer Körpergröße von gerade mal 1,55 Metern reicht sie Sascha Wassilow kaum bis zur Achsel. Überdies ist sie so zierlich gebaut, dass sie sich hinter seinem breiten Rücken mühelos verstecken könnte.
    Als Paar fallen die beiden auf, selbst an einem so turbulenten Ort wie dem Berliner Bahnhof Zoo. Später werden sich etliche Zeugen an den blassen jungen Hünen und das neben ihm fast winzige Mädchen erinnern, das melancholisch lächelnd zu ihm aufsah.
    »Die beiden schienen sich gut zu verstehen«, werden die Zeugen erklären. »Das Mädchen hat ihn immer wieder angelächelt. Sie waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie ihre Umgebung kaum wahrgenommen haben.«
    Sascha und Dunja gehen ins McDonald’s am Bahnhof Zoo und verspeisen jeweils einen Burger mit Pommes frites und einer großen Cola. Sie unterhalten sich über ihre Schule, das Leben in Deutschland und ihre Familien. Nach dem Studium, erzählt Sascha, hat er zu Hause im Kaukasus ein ganzes Jahr lang im Lebensmittelladen seiner Mutter gearbeitet, bevor er sich dazu durchringen konnte, nach Deutschland zu gehen.
    Dunja fragt ihn, ob er manchmal Heimweh habe, und er zuckt mit den Schultern. »Also ja«, sagt sie und lächelt ihn an.
    Sie versteht ihn so gut, dass er nicht viele Worte machen muss, das gefällt ihm. Den größten Teil des Gesprächs bestreitet sowieso sie. Sie erzählt ihm, dass ihr Vater die Familie verlassen hat, als sie elf war. Darüber sei sie nie hinweggekommen, sagt sie und lächelt noch schwermütiger. Sie schreibe sich regelmäßig Mails mit ihrem Vater, aber ihr Verhältnis habe einen unheilbaren Knacks, seit er sie damals verlassen habe.
    Nach dem Essen fahren Sascha und Dunja mit der S-Bahn zum Alexanderplatz. Sie laufen eine Weile herum, hören Straßenmusikanten zu, beobachten, wie ein Hütchenspieler Touristen ausnimmt, und landen schließlich in einer Shisha-Bar. Dort rauchen sie jeder eine Wasserpfeife. Dunja bestellt sich außerdem einen Cocktail mit Rum und Wodka.
    »Heute will ich mir einen ansaufen«, sagt sie. »Na los, bestell dir auch was, Sascha!«
    »Besser nicht«, antwortet er. »Wenn ich zu viel Alkohol trinke, wird mir immer ganz schwummrig.«
    Dunja lacht ihn aus. Sie ist drei Jahre jünger als er, und wenn sie nicht gerade schwermütigen Erinnerungen nachhängt, kann sie ausgelassen wie ein Kind sein. Sie lebt bei ihrer Großmutter, einer vornehmen, wenn auch verarmten Moskauerin in einer leicht baufälligen alten Villa in Berlin-Lichtenrade.
    »Heute Nacht werde ich bei meiner Tante Maria übernachten«, verkündet Dunja nach einem weiteren kräftigen Schluck von ihrem Drink. »Die wohnt nicht nur zentraler als meine Oma – sie hat auch ein entspannteres Verhältnis hierzu.« Sie lässt die Eiswürfel in ihrem Cocktailglas klirren.
    Dunja kramt in ihrer Handtasche aus schwarzem Kunstleder. Sie fördert ein altmodisches Nokia-Handy zutage, drückt auf eine Kurzwahltaste und macht ihrer Tante mit einem überfallartigen Redeschwall klar, dass sie bei ihr übernachten müsse. Die Tante willigt ein und erklärt sich auch damit einverstanden, Dunjas Großmutter über die geänderten Pläne ihrer Enkelin zu informieren. Jedoch ermahnt sie Dunja, nicht zu spät nach Hause zu kommen und lieber ein Taxi zu nehmen, als sich irgendwelchen Gefahren auszusetzen.
    Dunja verspricht es ihr und legt lachend auf. Sie leert ihr Glas und will gleich den nächsten Cocktail bestellen. Aber Sascha hat eine bessere Idee.
    »Ich habe dir doch von dem Fitnessraum erzählt, in dem ich immer trainiere«, sagt er. »Hast du Lust, ihn dir anzuschauen?«
    Dunja ist zunächst nicht sehr begeistert. »Eigentlich wollte ich noch tanzen gehen«, wendet sie ein.
    »Das können wir im Fitnessraum genauso gut machen«, entgegnet Sascha. »Da gibt es Musik, und die Tanzfläche gehört uns allein. Wir können auch unterwegs noch was zu trinken kaufen«, fügt er hinzu. »Rum oder Wodka oder was du willst.«
    Dunja lächelt ihn an. »Okay, ich bin dabei«, sagt sie. »Aber wir brauchen auch Cola, damit wir uns Cuba libre mixen können.«
    In beschwingter Stimmung verlassen sie die Shisha-Bar. Zeugen werden später aussagen, dass sich Dunja bei Sascha eingehängt und Tanzschritte gemacht hat, während sie auf den

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