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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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Herbst.«
    Welche Freunde sie meine, fragt Oberkommissar Meller. Dabei kann er sich schon denken, worauf die Nachbarin hinauswill.
    »Na, solche Kerle mit Springerstiefeln. Sie wissen schon!« Frau Habert wirft über das Geländer einen Blick ins Treppenhaus hinunter. »Wenn die zu Besuch waren, wurde es bei Herrn Habert immer ziemlich laut.«
    »Sie meinen, er hatte Freunde aus der rechtsradikalen Szene?«, vergewissert sich Heller.
    Helga Barke nickt mit zusammengekniffenem Mund und hat es plötzlich sehr eilig, in ihre Wohnung hinaufzukommen. Und Oberkommissar Heller ist sich mit einem Mal überhaupt nicht mehr sicher, dass Sven Habert einfach nur seine Selbsttötung auf möglichst makabre Weise inszeniert hat. Vielleicht steckt noch etwas anderes dahinter, sagt er sich.
    Kurz darauf treffen Kriminaloberkommissar Jörg Bartusch und Kriminalkommissarin Linda Pauly ein. Meller weist sie in den Sachverhalt ein.
    »Herr Habert hat anscheinend zur rechten Szene gehört«, erklärt er abschließend und wiederholt, was die Nachbarin aus dem sechsten Stock ausgesagt hat. »In der Wohnung liegen überall braune Kampfschriften herum.«
    Kriminaloberkommissar Bartusch sieht Meller fragend an. Irgendetwas da drinnen hat dem Kollegen anscheinend aufs Gemüt geschlagen.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagt der Polizeioberkommissar aber nur, bevor er und Kommissarin Hasselmann sich von den beiden Kripobeamten verabschieden.

    Gegen 23:15 Uhr betreten Jörg Bartusch und Linda Pauly die Wohnung von Sven Habert. Während sich der Oberkommissar im Schlafzimmer des mutmaßlichen Suizidenten umsieht, durchsucht seine Kollegin die Küche.
    Neben der Spüle liegt eine halbvolle Mülltüte auf dem Boden. Linda Pauly zieht Handschuhe an, um nicht auch noch ihre DNA- oder Faser-Spuren dort zu hinterlassen. Dann öffnet sie die Mülltüte und zieht zwei Flaschen heraus. Die eine ist aus Plastik und trägt die Aufschrift Schwefelsäure. Die zweite Flasche ist aus Glas und war ursprünglich mit Billig-Wodka vom Discounter gefüllt.
    Als sich die Kommissarin wieder aufrichtet, fällt ihr Blick auf den kleinen Küchentisch. Zwischen Stapeln schmutzigen Geschirrs liegt dort ein Schnellhefter mit der Aufschrift Kochbuch. Linda Pauly schlägt ihn auf und hält unwillkürlich die Luft an.
    Der Ordner enthält Rezepte für ganz spezielle »Menüs«. Für Sprengsätze, Bomben mit Zeitzünder – und für Sprengstoffgürtel.
    »Jörg! Sieh dir das an!«, ruft die Kommissarin. Mit dem Ordner in der Hand eilt sie den Flur entlang. »Sven Habert war ein Bombenbastler«, sagt sie, als sie die Schlafzimmertür erreicht hat.
    Mit einer Handbewegung hält Oberkommissar Bartusch sie davon ab, den Raum zu betreten. Beide starren einige Sekunden lang wortlos auf den Leichnam, dessen Kopf und Oberkörper in der übergroßen blauen Mülltüte stecken.
    Dann berichtet die Kommissarin, was sie in Sven Haberts Küche entdeckt hat. »Möglicherweise hat er einen Sprengsatz gebastelt«, fügt sie hinzu, »der uns um die Ohren fliegt, wenn wir die Leiche vom Bett heben.«
    »Ich habe mich auch schon gefragt, was sich in dem Plastiksack so alles verbirgt«, gibt Bartusch zurück. »Ich meine, außer dem Toten selbst. Schau dir nur diese sonderbaren Wölbungen an.«
    Er zeigt auf den blauen Müllsack, ohne ihn zu berühren. Im Kopfbereich wirkt das Plastik an mehreren Stellen eigenartig aufgebläht – »Wie von kleinen Luftballons«, kommentiert der Oberkommissar. Er deutet auf die Bücher und Magazine, die neben dem Toten auf dem Bett liegen. »Jede Menge Gebrauchsanleitungen für Sprengsätze und Feuerwaffen. Und für die perfekte Durchführung terroristischer Anschläge.«
    Linda Pauly lenkt Bartuschs Aufmerksamkeit auf Sven Haberts Kleiderschrank an der Wand neben dem Bett. Hinter der halb offenen Schranktür sind ein Paar Springerstiefel und eine schwarze Bomberjacke zu erkennen, die ordentlich an einem Kleiderbügel aufgehängt ist.
    Bartusch wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Es ist 23:30 Uhr.
    »Rückzug«, ordnet der Kriminaloberkommissar an. »Wir verschieben die Leichenschau und die weitere Untersuchung der Wohnung. Vorher brauchen wir die Sprengstoff-Experten vom LKA. Fordere KTU 62 an, die sollen hier die Lage checken. Es besteht der Verdacht, dass unter oder neben dem Toten ein Sprengsatz angebracht ist. Wir brauchen außerdem weitere Polizeikräfte und die Feuerwehr. Die sollen die Straße weiträumig absperren und die Bewohner auf eine mögliche

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