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Die kleine Hexe

Die kleine Hexe

Titel: Die kleine Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Raben ein lustiger Einfall gekommen. Sie schwieg aber vorerst darüber, stand auf, ging zum Ofen und holte die Bratäpfel.
    Als sie die Äpfel verspeist hatten, sagte sie: „Übrigens, lieber Abraxas - ich muss dich um einen Gefallen bitten ... Flieg doch morgen früh durch den Wald und bestell den Tieren, die dir begegnen werden, sie möchten am Nachmittag alle zum Hexenhaus kommen! "
    „Das kann ich schon machen", sagte Abraxas. „Nur werden die Tiere auch wissen wollen, warum du sie einlädst. - Was soll ich da antworten?"
    „Antworte", sagte die kleine Hexe wie obenhin, „dass ich sie auf die Fastnacht einlade."
    „Wie?", rief Abraxas, als ob er nicht recht gehört habe, „sagtest du: auf die Fastnacht?!"
    „Ja", wiederholte die kleine Hexe, „ich lade sie auf die Fastnacht ein - auf die Fastnacht im Wald."
    Auf dies hin bestürmte der Rabe Abraxas die kleine Hexe mit tausend Fragen. Was sie denn vorhabe, wollte er wissen; und ob es auf ihrer Fastnacht auch Chinesen und Eskimos geben werde.
    „Abwarten!", sagte die kleine Hexe. „Wenn ich dir heute schon alles verraten würde, dann hättest du morgen den halben Spaß daran."
    Dabei blieb es.
    Der Rabe Abraxas flog also am nächsten Tag durch den Wald und bestellte den Tieren, sie möchten am Nachmittag alle zum Hexenhaus kommen. Und wenn sie mit anderen Tieren zusammenträfen, dann

    sollten sie denen das Gleiche bestellen. Je mehr auf die Fastnacht kämen, versicherte er, desto besser.
    Am Nachmittag kam es auch richtig von allen Seiten herbeigeströmt: Eichhörnchen, Rehe und Hasen, zwei Hirsche, ein Dutzend Kaninchen und Scharen von Waldmäusen.
    Die kleine Hexe hieß sie willkommen und sagte.
    als alle versammelt waren: „Nun wollen wir Fastnacht feiern!"
    „Wie macht man das?", piepsten die Waldmäuse.
    „Heute soll jeder anders sein, als er sonst ist", erklärte die kleine Hexe. „Ihr könnt euch zwar nicht als Chinesen und Türken verkleiden, aber dafür kann ich hexen!"
    Sie hatte sich längst überlegt, was sie hexen wollte.
    Den Hasen hexte sie Hirschgeweihe, den Hirschen hexte sie Hasenohren. Die Waldmäuse ließ sie wachsen, bis sie so groß wie Kaninchen waren, und die

    Kaninchen ließ sie zusammenschrumpfen, dass sie wie Waldmäuse wurden. Den Rehen hexte sie rote, blaue und grasgrüne Felle, den Eichhörnchen hexte sie Rabenflügel.
    „Und ich?", rief Abraxas. „Ich hoffe doch, dass du auch mich nicht vergessen wirst!"
    „Aber nein", sprach die kleine Hexe. „Du kriegst einen Eichhörnchenschwanz!"
    Sich selber hexte sie Eulenaugen und Pferdezähne. Da sah sie beinahe so hässlich aus wie die Muhme Rumpumpel.
    Als sie nun alle verwandelt waren, hätte die Fastnacht beginnen können, Aber auf einmal vernahmen sie von drüben, vom Backofen her, eine heisere Stimme.
    „Darf man da mitfeiern?", fragte die Stimme; und als sich die Tiere verwundert umschauten, kam um die Backofenecke ein Fuchs geschlichen.
    „Ich bin zwar nicht eingeladen", sagte der Fuchs, „aber sicherlich werden die Herrschaften nichts dagegen haben, wenn ich so frei bin und trotzdem zur Fastnacht komme ..."
    Die Hasen schüttelten ängstlich die Hirschgeweihe, die Eichhörnchen flatterten vorsichtshalber aufs Hexenhaus und die Waldmäuse drängten sich Schutz suchend hinter die kleine Hexe.
    „Fort mit ihm!", riefen entsetzt die Kaninchen, „Das fehlte noch! Nicht einmal sonst sind wir sicher vor diesem Halunken! Und jetzt, wo wir klein sind wie Waldmäuse, ist es erst recht gefährlich!"

    Der Fuchs tat beleidigt, „Bin ich den Herrschaften etwa nicht fein genug?" Schwanzwedelnd bat er die kleine Hexe: „Lasst mich doch mitmachen!"
    „Wenn du versprichst, dass du niemandem etwas zuleide tust ..."
    „Das verspreche ich", sagte er scheinheilig, „Ich verpfände mein Wort dafür. Wenn ich es brechen
    sollte, will ich mein Leben lang nur noch Kartoffeln und Rüben fressen!"
    „Das würde dir schwerfallen", sagte die kleine Hexe. „Wir wollen es lieber gar nicht erst so weit kommen lassen!" Und weil sie den schönen Reden misstraute, so hexte sie kurz entschlossen dem Fuchs einen Entenschnabel.
    Jetzt konnten die anderen Tiere beruhigt sein, denn es war ihm beim besten Willen nicht möglich, sie aufzufressen. Sogar die zusammengeschrumpften Kaninchen brauchten ihn nicht zu fürchten.
    Die Fastnacht im Wald dauerte bis in den späten Abend. Die Eichhörnchen spielten Fangen, der Rabe Abraxas neckte die bunten Rehe mit seinem buschigen Schwanz, die Kaninchen

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