Die kleine Schwester
zeigte eine blaßgrüne Farbe und wollte aufstehen. Aber dann überlegte er sich's anders. Er zog ein gewaltsam aussehendes Taschentuch aus seiner Tasche und betupfte sein Gesicht. »Das haben Sie in einem Film gesehen«, sagte er.
»Stimmt«, sagte ich. »Aber der Mann, der den Film gemacht hat, hat mir erzählt, wo er die Idee her hat. Und die war nicht aus einem Film.« Ich legte die Luger vor mich auf den Schreibtisch und sagte mit einer natürlicheren Stimme: »Man muß vorsichtig sein mit Feuerwaffen, Mr. Quaddel. Man kann nie wissen, was in einem Mann vorgeht, dem man mit einer schweren Armeepistole im Gesicht herumfuchtelt - vor allem, wenn er nicht weiß, daß sie nicht geladen ist. Es hat mich einen Moment lang nervös gemacht.
Ich habe seit heute mittag kein Morphium mehr gefixt.«
Quaddel betrachtete mich sorgfältig mit schmalen Augen. Der Rauschgifttyp stand auf, ging zu einem anderen Stuhl, drehte ihn um, setzte sich drauf und lehnte seinen fettigen Kopf gegen die Wand. Aber seine Nase und seine Hände zuckten immer noch.
»Ich habe gehört, daß Sie ziemlich hartgesotten sind«, sagte Quaddel langsam - seine Augen waren kühl und wachsam.
»Da haben Sie was Falsches gehört. Ich bin sehr sensibel. Bei jeder Kleinigkeit breche ich zusammen.«
»Hmhm. Verstehe.« Er starrte mich lange wortlos an. »Vielleicht haben wir es falsch angefangen. Macht es ihnen was aus, wenn ich meine Hand in die Tasche stecke? Ich habe keine Waffe.«
»Nur zu«, sagte ich. »Sie würden mir die denkbar größte Freude machen, wenn ich mit ansehen könnte, wie Sie 'ne Kanone ziehen.«
Er runzelte die Stirn, holte dann sehr langsam eine flache Geldtasche aus Schweinsleder heraus und entnahm ihr einen knusperigen neuen Hundertdollarschein.
Er legte ihn auf den Rand der Glasplatte auf dem Tisch, holte dann einen weiteren von der Sorte heraus, dann, einen nach dem anderen, noch drei. Er legte sie penibel in eine Reihe auf den Schreibtisch, einen an den anderen. Alfred ließ seinen Stuhl wieder auf den Boden kippen und starrte das Geld an; sein Mund bibberte.
»Fünf zweistellige«, sagte der Mann. Er legte seine Tasche zusammen und steckte sie wieder weg. Ich betrachtete Jede Bewegung, die er machte. »Und das alles bloß für ein Nasenschneuzen. Stimmt's?«
Ich sah ihn nur an.
»Sie suchen niemand«, sagte der dicke Mann. »Sie haben keinen finden können. Sie haben keine Zeit, um für einen zu arbeiten. Sie hören nichts und Sie sehen nichts. Alles klar. Fünf Klare mit zwei Nullen. In Ordnung?«
Kein Ton war im Büro, nur Alfreds Nasenschnüffeln. Der dicke Mann wandte seinen Kopf. »Ruhig, Alfred. Du kriegst eine Fixe, wenn wir gehen«, sagte der dicke Mann zu ihm. »Benimm dich mal ein bißchen.« Er hielt seine Hand an den Mund und saugte wieder an der Wunde.
»Mit Ihnen als Vorbild müßte das leicht sein«, sagte ich.
»Arsch stecken«, sagte Alfred.
»Begrenzter Wortschatz«, sagte der Dicke. »Sehr begrenzt. Wie steht's damit, Kamerad?« Er zeigte auf das Geld. Ich fühlte ein bißchen an dem Revolvergriff herum.
Er lehnte sich. etwas nach vorne. »Mach's dir leicht, Mann. Ist ganz einfach. Das ist ein Vorschuß. Sie brauchen nichts zu tun dafür. Was Sie tun, ist nichts. Wenn Sie eine ordentliche Zeitlang gar nichts tun, kriegen Sie später noch mal so viel. Ist doch einfach, oder?«
»Und für wen tue ich dieses Nichts?« fragte ich.
»Für mich. Joseph P. Quaddel.«
»Und was sind Sie?«
»Agent in Geschäften, könnten Sie sagen.«
»Was sind Sie sonst noch? Außer dem, was ich selber erfinden kann?«
»Sie könnten sagen, ich. bin ein Bursche, der einem Burschen was Gutes tun will, der einem Burschen keinen Arger machen will.«
»Und wie könnte ich diesen liebenswerten Menschen nennen?« fragte ich.
Joseph P. Quaddel sammelte die fünf Hundertdollarnoten zusammen, machte das Päckchen an den Kanten hübsch gerade und schob es über den Schreibtisch. »Sie könnten sagen, es ist ein Bursche, der lieber Geld ausspuckt als Blut vergießt«, sagte er. »Aber er hat nichts gegen das Blutvergießen, wenn es sein muß.«
»Wie gut kann er mit einem Eisdorn umgehen?« fragte ich. »Daß er mit einem Revolver nicht besonders ist, habe ich gesehen.«
Der dicke Mann kaute an seiner Unterlippe, dann zog er daran mit einem stumpfen Zeigefinger und Daumen und kaute von innen dran herum wie eine Kuh ihr Futter.
»über Eisdorne reden wir nicht«, sagte er nach einiger Zeit. »Worüber wir reden, ist,
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