Die kleinen Freuden des Lebens
italienische Familie lebt, hat das Gewitter tatsächlich noch etwas Bedrohliches. Hier gibt es
eine große Fischereiflotte, und wenn ein
caigà inbusa
aufzieht, wie es im Inseldialekt heißt, ein heftiges, sich in wenigen Minuten bildendes Unwetter mit orkanartigen Windböen
und Regensalven von einer Wucht, dass man Angst um die Fensterscheiben haben muss, dann ist es mit der wohligen Geborgenheit
vorbei, sowohl bei den Fischern auf dem Meer als auch bei den Familien, die daheim auf sie warten. Doch auch hier gilt: Die
Fischerboote sind modern und sicher, sie dümpeln auf den Wellen, lassen sich selbst von Windstärke 11 nicht unterkriegen.
Unfassbar, dass es noch vor zwei Generationen regelmäßig Tote unter den Gradeser Fischern gab. Hochseefischer gehört immer
noch zu den gefährlichsten Berufen der Welt – jedenfalls laut einer Statistik, die ich eigenhändig für ein populärwissenschaftliches
Magazin aus einer obskuren amerikanischen Quelle abgekupfert habe.
Ich genieße das Gewitter, freue mich an der Sicherheit hinter dem Doppelglas. Und am schönsten ist es natürlich, seine Tochter
neben sich zu haben, die erst ein ganz kleines bisschen Angst hat, im Laufe des Unwetters aber immer abgebrühter reagiert,
und wenn der Donner schwächer wird, enttäuscht resümiert: »Jetzt sind sie zu müde zum Stoßen.«
Wieder ins warme Bett steigen
D ie Nacht ist dunkel, die Blase voll. Die Füße treffen auf kalte Kacheln, die Hände tasten nach dem Lichtschalter. Irgendwann
tritt man im Flur auf einen kleinen, kantigen Barbie-Schuh aus Hartplastik, das tut weh, aber ich tröste mich, indem ich mir
denke: Gut, dass ich nur Töchter habe und keine Söhne, die mit Playmobil-Rittern spielen. Endlich geht es zurück ins Bett,
unter die warmen Daunen. Kurz noch die Liebste mit den eisigen Fußsohlen erschrecken, dann wieder kuscheln und daran denken,
wie schön es ist, ein Bett im Trockenen zu haben. Man kann das Bett als beste Erfindung der Menschheit ansehen. Kennen Sie
diese Ratgeber, die als Mittel gegen Schlaflosigkeit empfehlen, das Bett ausschließlich zum Schlafen zu benutzen und zu nichts
sonst? Was für ein Quatsch. Ich benutze es (verzeihen Sie die sprachliche Unschärfe) zum Lesen, Kreuzworträtsellösen, Internetsurfen
und Mittagessen. Neuerdings putze ich mir auch meine Zähne im Bett, aber nur aus erzieherischer Notwendigkeit, denn sonst
weigert sich unsere ältere Tochter vehement, sich ihrerseits die Zähne zu putzen. Die Zahnpasta entsorgen wir natürlich im
Bad.
Ich würde sogar, wie Hugh Hefner, das Bett als Ta-
gungsort benutzen. Ja, tatsächlich, Mr. Playboy ruft mehrmals im Monat seine Untergebenen zu sich, um in ausführlichen Konferenzen Themen, Frauen und Layouts zu besprechen.
Er sitzt dabei, in einen samtroten Morgenanzug gekleidet, mitten auf seinem riesigen runden Bett, und die Redakteure knien
um ihn herum und halten Titelentwürfe in die Höhe. Wahrscheinlich riecht der Raum auch noch so wie inAmors Turnhalle, denn
seit Viagra hat Hefner wieder Sex mit mehreren Frauen zugleich, wie er nie müde wird zu betonen.
Eigentlich ist mein tägliches Dasein davon beseelt, schnellstmöglich in die Horizontale zu gelangen. Wenn man es so sehen
will, verbringe ich einen großen Teil meines Tages sitzend und über einen Computer gebeugt nur deshalb, um abends sorgenfrei
ins Bett schlüpfen zu können. Ja, »schlüpfen« – ist es nicht erstaunlich, dass unsere Sprache im Zubettgehen offenbar eine
Regression erkennt, bis hin zu Zeugung und Geburt?
Sogar Schlaflosigkeit kann, wenn man mit seinem Bett auf Du und Du ist, unter diesen Umständen etwas Wunderbares sein, denn
so wird das Glücksgefühl noch ein wenig verlängert. In jedem Fall sind es ganz besondere fünf Sekunden, wenn man unter die
noch kühle Decke schlüpft, Gänsehaut sich einstellt, das Bett ganz allmählich auf Betriebstemperatur kommt und man selbst
vor Wonne erzittert. So, Schluss jetzt. Licht aus und kuscheln.
Kurz über den Marktplatz laufen
U nd zwar deswegen: Auch wenn man viele Gründe dafür finden kann, Schnittblumen doof zu finden – der Duft an einem Blumenstand
am Markt hat was.
Das Fahrrad selbst repariert haben
K leiner
Triumph des modernen Menschen, entfremdet von jeglichem handwerklichem Geschick.
Eine vernünftige Hotelminibar
H otels sind ohnehin immer nur die B-Lösung . Eine Bar böte sich eher an für den Genuss alkoholischer Getränke, oder
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