Die kleinen Freuden des Lebens
ähnlich entspannend wirkt wie
ein abgefilmtesAquarium, das ein Privatsender einmal als Testbild laufen ließ.
Wegen der Zeitverschiebung (fast alle großen Turniere finden in den USA statt) kommt Golf in Deutschland zumeist von 22 bis
24 Uhr, eine ideale Zeit, um sich wohlig auf dem Sofa auszubreiten, ein Bier oder etwas Schokolade in Griffweite zu haben und
dann sanft dahinzuschlummern. Ja, Golf ist eine ideale Einschlafhilfe. Zumal das deutsche Fernsehen in den U S-Werbepausen (die etwa die Hälfte des Programms ausmachen) die Spots nicht mitüberträgt, sondern stattdessen friedliche Kameraschwenks
über den spielerlosen Platz zeigt oder herangezoomte Details wie einen Blütenkelch, der sich im Wind bewegt. Das ist manchmal
lustig, weil der Moderator sich verpflichtet fühlt, etwas über die Pflanze zu sagen, die da träge und minutenlang durchs Bild
schaukelt, aber wer weiß denn heute noch, wie eine Eisentrompete aussieht, ein Roseneibisch oder eine Knollenbegonie? Ich
nicht, und der Moderator auch nicht.
Hypnotisiert durch die Bilder und das rollende R des Moderators (seit Carolin Reiber steht das rollende R für eine bessere,
reinere Welt), schlafe ich dann ein und, so versichert mir meine Frau, wenn sie in München ist und mich interessiert beobachtet,
sehe dabei aus wie die Karikatur eines Schlafenden, weil mein Kopf weit hinten über der Sofalehne baumelt und mein Mund offen
steht wie bei einer Zahnsteinentfernung. Doch das Paradies hat nur 18 Löcher, ist also endlich. Entweder werde ich, wenn die Übertragung vorbei ist, von den aggressiven, fanfarenuntermalten Trailern
aus dem Schlaf gerissenoder etwas Unangenehmes, schockierend Kühles reißt mich in die Realität zurück: Die halbvolle Bierflasche, die ich samt Inhalt
aus der Hand in den Schoß habe gleiten lassen.
Kündigen
N icht immer einfach, schon klar. Oft auch mit Tränen und Angst und ähnlich Unschönem verbunden. Aber wenn es sein muss, muss
es sein. Und etwas Unangenehmes, aber Notwendiges erledigt zu haben, gehört zu den verlässlichsten Glücksgaranten.
Erster auf der Skipiste
I ch bin der mit Abstand schlechteste Skifahrer in meiner Familie. Und das heißt etwas, denn immerhin habe ich eine fünfjährige
Tochter. Doch das hindert einen nicht, die Freuden des Skifahrens dennoch zu spüren: Am frühen Morgen als Allererster eine
frisch gewalzte Piste herabzuwedeln (oder, in meinem Fall, in einer Art selbst kreiertem Stemmschwung aufzuwühlen), das lässt
selbst einen Brettlegastheniker wie mich vor Glück jodeln.
Ein Kleinkind, das mal von 8 bis 8 durchschläft
I st uns selten vergönnt. Aber wenn, dann bin ich vor Glück so aufgekratzt, dass ich die ganze Nacht lang hellwach bleibe.
Die Samstagszeitung im Briefkasten
I st besonders schön, wenn man erst aus der Bettwärme zum Briefkasten draußen gehen muss. Schnell wieder rein, zurück in den
Kaffeeduft (Lauras Job, ich mache ihn ihr immer zu schwach), und die Frühstücksorgie kann beginnen.
Kreuzworträtsel lösen
A ls Freiberufler haben meine Tage wenig Struktur, vor allem dann, wenn ich fern der Familie in Deutschland arbeite. Für mich
ist es gleich, ob es Donnerstag, Samstag oder Montag ist. Manchmal ist Sonntag, und ich merke es nicht einmal. Nur ein einziger
Termin gibt meinem Wochenablauf Halt: der Freitag. Manchmal spüre ich so ein leichtes Zucken in meiner Schreibhand, und ich
weiß: Heute muss es so weit sein. Heute kommt die neue ›Süddeutsche Zeitung‹, die Freitagsausgabe. Und mit ihr das ›S Z-Magazin ‹. Und mit ihm das Kreuzworträtsel namens »Das Kreuz mit den Worten« von CUS, welcher ja der Sohn von – aber warum soll ich
seine Identität hier lüften, wo er sich doch solche Mühe gibt. Jedenfalls habe ich CUS mal kennen gelernt, weil wir für den
Jubiläums-›Playboy‹ eine gemeinsame Geschichte konzipiert haben. Wir hockten im Büro des Hasenmagazins, schlossen die Tür
und warfen uns stundenlang bizarre Fakten an den Kopf, bis wir vor Erschöpfung kaum noch atmen konnten. Großartig, dieser
Mann!
Es gibt ja einige dieser Rätsel, die mit geheimnisvollen Umschreibungen aufwarten. Im ›Stern‹ ist es ein Herrnamens Crux, aber seine Rätsel sind mir zu leicht. Dafür ist das gewöhnliche Kreuzworträtsel beim ›Stern‹ eine Seite davor
wahrscheinlich das schwierigste in Deutschland. In der ›Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung‹ sind mir die Umschreibungen
zu gewollt, zu
Weitere Kostenlose Bücher