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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wahrscheinlich genug Psychologie studiert, um Colins Reaktion vorauszusehen. Wenn sie Celia gern gehabt hat, könnte sie sich einen Spaß daraus gemacht haben, Colin zum Narren zu halten.«
    »Leonard Bateson, Nigel Chapman, Valerie Hobhouse«, sagte Sharpe, indem er die Namen aufschrieb. »Danke für den Hinweis. Ich werde das bei der Befragung im Auge behalten. Aber was ist mit den Indern? Einer davon ist Medizinstudent.«
    »Der ist völlig mit Politik und Verfolgungswahn ausgelastet«, sagte Poirot. »Ich glaube nicht, dass er sich dafür interessieren könnte, Celia Austin Kleptomanie einzureden, und ich glaube auch nicht, dass sie von ihm einen solchen Ratschlag angenommen hätte.«
    »Ist das alles, was Sie mir an Tipps geben können?«, sagte Sharpe. Er stand auf und steckte das Notizbuch weg.
    »Ich fürchte ja. Aber ich betrachte mich weiterhin als persönlich interessiert – das macht Ihnen doch nichts aus, mein Freund?«
    »Nicht das Geringste. Warum sollte es?«
    »Auf meine eigene, laienhafte Art will ich gern tun, was ich kann. Es gibt da für mich, soweit ich sehe, im Augenblick nur ein mögliches Tätigkeitsfeld.«
    »Und das wäre?«
    Poirot seufzte. »Mir den Leuten reden, mein Freund. Mit den Leuten reden und noch mal reden! Alle Mörder, denen ich in meinem bisherigen Leben begegnet bin, haben gern geredet. Meiner Meinung nach sind es selten die starken, stillen Typen, die ein Verbrechen begehen – und wenn doch, dann ist es meist einfach, brutal und völlig offensichtlich. Aber unser schlauer, geschickter Mörder – er ist so von sich eingenommen, dass er früher oder später irgendeine ungeschickte Bemerkung fallen lässt und sich selbst zur Strecke bringt. Unterhalten Sie sich mit diesen Leuten, mon cher, beschränken Sie sich nicht auf die bloße Befragung. Bestärken Sie sie in ihren Ansichten, bitten Sie sie um Hilfe, erkundigen Sie sich nach ihrer Meinung – aber, bon dieu! –, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Sie verstehen Ihr Handwerk. Ich erinnere mich nur zu gut an Ihre Fähigkeiten.«
    Sharpe lächelte mild. »Ja«, sagte er. »Ich habe immer wieder festgestellt, dass – nun ja – Liebenswürdigkeit – einem weiterhilft.«
    Die beiden Männer lächelten sich in stiller Übereinstimmung an.
    Sharpe erhob sich, um zu gehen. »Ich vermute, jeder Einzelne von ihnen ist ein möglicher Mörder«, sagte er langsam.
    »Das würde ich auch meinen«, sagte Poirot langsam. »Leonard Bateson zum Beispiel ist unbeherrscht. Er könnte die Fassung verlieren. Valerie Hobhouse hat Verstand und könnte einen schlauen Plan entwickeln. Nigel Chapman ist ein kindischer Typ, dem das rechte Maß fehlt. Dann gibt es da noch ein französisches Mädchen, das wohl töten könnte, wenn nur genügend Geld im Spiel wäre. Patricia Lane ist ein mütterlicher Typ, und die mütterlichen Typen sind immer rücksichtslos. Das amerikanische Mädchen, Sally Finch, ist fröhlich und lustig, aber es wäre eher als die meisten anderen in der Lage, sich zu verstellen. Jean Tomlinson wirkt nett und brav, aber jeder von uns kennt schließlich Mörder, die brav und andachtsvoll zur Kirche gehen. Das Mädchen aus Westindien, Elizabeth Johnston, ist wahrscheinlich der klügste Kopf in dem ganzen Heim. Es hat sein Gefühlsleben dem Verstand untergeordnet – das ist gefährlich. Dann gibt es da noch diesen liebenswerten jungen Afrikaner, der Mordmotive haben mag, die jenseits unserer Vorstellung liegen. Und dann haben wir noch Colin McNabb, den Psychologen. Wie viele Psychologen kennen wir alle, denen man sagen möchte: Arzt, heil dich selbst?«
    »Um Himmels Willen, Poirot. Da wird einem ja geradezu schwindlig. Gibt es denn niemanden, der nicht fähig wäre, zu morden?«
    »Das habe ich mich auch oft gefragt«, sagte Hercule Poirot.

Neuntes Kapitel
     
    I nspektor Sharpe seufzte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rieb sich mit dem Taschentuch die Stirn. Er hatte jetzt ein ungehaltenes und tränenreiches französisches Mädchen, einen hochnäsigen und unkooperativen jungen Franzosen, einen sturen und verdächtigen Holländer sowie einen redegewandten und aggressiven Ägypter verhört. Außerdem hatte er einige knappe Sätze mit zwei nervösen jungen türkischen Studenten gewechselt, die nicht recht verstanden, was er eigentlich wollte, und dasselbe galt für einen charmanten jungen Iraker. Und er war ziemlich sicher, dass keiner von ihnen irgendetwas mit dem Tod von Celia Austin zu tun hatte oder ihm auch nur

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