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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zuletzt gesehen?«
    »Gestern beim Abendessen. Wir haben ihr alle großzügig die Hand gereicht, müssen Sie wissen. Colin ist aufgestanden und hat herumgedruckst und gestottert und schließlich schüchtern und verschämt zugegeben, dass sie verlobt seien. Dann haben wir ihn alle ein bisschen angepflaumt, und das war’s dann.«
    »War das beim Abendessen oder hinterher im Gemeinschaftsraum?«
    »Beim Abendessen. Hinterher, als wir in den Gemeinschaftsraum gingen, ist Colin irgendwohin abgehauen.«
    »Und der Rest von Ihnen hat im Gemeinschaftsraum Kaffee getrunken?«
    »Wenn Sie die Flüssigkeit, die da serviert wird, als Kaffee bezeichnen wollen – ja«, sagte Nigel.
    »Hat Celia Austin Kaffee getrunken?«
    »Das nehme ich an, ja. Ich meine, ich habe nicht direkt gesehen, dass sie Kaffee getrunken hat, aber sie muss ihn wohl getrunken haben.«
    »Sie haben ihr nicht zum Beispiel selbst den Kaffee gegeben?«
    »Was für schreckliche Suggestivfragen! Wenn Sie das sagen und mich dabei so ansehen, dann bin ich ganz sicher, dass ich Celia den Kaffee gegeben habe, nachdem ich vorher Strychnin hineingetan habe, oder was immer es gewesen sein mag. Ein bestechender Vorschlag, nehme ich an, aber, um bei der Wahrheit zu bleiben, Mr Sharpe, ich bin gar nicht in ihre Nähe gekommen – und, um ehrlich zu sein, ich habe überhaupt nicht bemerkt, ob sie beim Kaffee dabei war oder nicht. Und ich versichere Ihnen, ob Sie es nun glauben oder nicht, ich hatte zu keiner Zeit irgendwelche Gefühle für Celia, und die Bekanntgabe ihrer Verlobung mit Colin McNabb hat in mir folglich auch nicht den Drang zu mörderischer Rache ausgelöst.«
    »Ich habe nichts Derartiges unterstellt, Mr Chapman«, sagte Sharpe milde. »Und wenn ich mich nicht sehr irre, hat dieser Fall auch überhaupt nichts mit Liebe zu tun, sondern es ist einfach so, dass jemand Celia Austin aus dem Weg haben wollte. Warum?«
    »Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, Inspektor. Das verblüfft mich wirklich, weil Celia eine so harmlose Sorte Mädchen war, wenn Sie wissen, was ich meine. Schwer von Begriff, ein bisschen langweilig; durch und durch nett, und, wenn ich das so sagen darf, überhaupt nicht der Typ, um sich ermorden zu lassen.«
    »Waren Sie überrascht, als sie hörten, dass Celia Austin für die diversen Diebstähle und sonstigen Vorfälle in diesem Haus verantwortlich war?«
    »Guter Mann, das hat mich richtig umgehauen! Völlig untypisch, das war’s, was ich gedacht habe.«
    »Sie haben ihr nicht vielleicht vorgeschlagen, diese Dinge zu tun?«
    Nigels Überraschung schien sehr echt. »Ich? Ihr das vorgeschlagen? Warum sollte ich?«
    »Ja, das wäre in der Tat die Frage, oder? Manche Leute haben eine etwas seltsame Art von Humor.«
    »Nein, wirklich. Ich mag ja blöd sein, aber ich kann das kein bisschen komisch finden, all diese Diebstähle, die da passiert sind.«
    »Das ist also nicht Ihre Art von Scherz?«
    »Ich hatte nie das Gefühl, dass das irgendwie komisch sein sollte. Ich denke doch, Inspektor, dass es da irgendein psychologisches Problem gegeben hat, oder?«
    »Sie glauben also ernsthaft, dass Celia Austin eine Kleptomanin war?«
    »Aber kann es denn eine andere Erklärung geben, Inspektor?«
    »Vielleicht haben Sie etwas weniger Erfahrung mit Kleptomanie als ich, Mr Chapman.«
    »Nun gut, ich kann mir jedenfalls keine andere Erklärung vorstellen.«
    »Sie halten es also nicht für möglich, dass irgendjemand Miss Austin das Ganze suggeriert hat als ein Mittel, um – sagen wir mal – Mr McNabbs Aufmerksamkeit zu erregen?«
    Nigels Augen glänzten voll bewundernder Bosheit. »Das ist allerdings eine äußerst reizvolle Erklärung, Inspektor«, sagte er. »Wissen Sie, wenn ich darüber nachdenke, könnte ich es mir durchaus vorstellen, und natürlich würde Colin das restlos geschluckt haben.« Nigel kostete diese Vorstellung genüsslich ein paar Sekunden lang aus. Doch dann schüttelte er betrübt den Kopf.
    »Aber Celia hätte da nicht mitgespielt«, sagte er. »Sie war hin und weg von ihm.«
    »Und Sie haben keine eigene Theorie, Mr Chapman, was die Dinge angeht, die sich in diesem Haus abgespielt haben? Zum Beispiel darüber, warum jemand Tinte über Miss Johnstons Papiere gegossen haben könnte?«
    »Wenn Sie glauben, dass ich das war, Inspektor Sharpe, dann liegen Sie völlig falsch. Natürlich sieht es so aus, wegen der grünen Tinte, aber wenn Sie mich fragen, so war das nichts als Boshaftigkeit.«
    »Was war

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