Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung
Aspekt: das ungeschickte Management der Affäre durch das IPCC, welches das Vertrauen in diese Institution und damit auch in die Klimawissenschaft erschütterte. Um es wieder herzustellen und eine Wende in der Klimapolitik einzuleiten, bedarf es eines Rückblicks auf diese schwierige Phase, aus der niemand unbeschadet hervorkam.
Interne E-Mails und Climategate
An der Climate Research Unit (CRU) in England wurden wesentliche Arbeiten zur Temperaturentwicklung in den letzten 150 Jahren durchgeführt mithilfe von mit Thermometern überall auf der Welt gemessenen Temperaturen. Diejenigen Forscher, die vor allem durch die illegale Veröffentlichung von E-Mails betroffen waren, waren in die Klimarekonstruktion anhand von Proxys involviert. Wie die E-Mails den Weg in die Öffentlichkeit fanden, ist immer noch unbekannt – sie können gehackt, aber auch von einem „Whistleblower“ nach außen gegeben worden sein. Die Bewertung des Inhalts der E-Mails hängt vom jeweiligen Standpunkt ab – je nachdem, ob man den anthropogenen Klimawandel für potenziell katastrophal hält oder Zweifel an dieser Einschätzung hegt.
Der ganze Vorgang erhielt bald den Namen „Climategate“. Damit sollte eine Assoziation mit Watergate hergestellt werden, also mit einem Fall, in dem mutige Menschen dunkle Machenschaften öffentlich machten und in Folge ein „Schweinestall“ ausgemistet werden konnte. Die Analogie passte nur bedingt, aber der Name ist geblieben: Climategate. Auf jeden Fall handelte es sich um einen sorgfältig geplanten Coup: Die E-Mails erreichten die Öffentlichkeit geordnet mit einer ausgefeilten Suchmaschine und konnten sogar als App auf das Smartphone geladen werden. Erste Auswertungen erfolgten in Windeseile vor allem auf der skeptischen Seite der Blogosphäre, wo in verblüffender Eile „Highlights“ identifiziert wurden, die von der Weltpresse nur noch übernommen werden mussten – Zitate wie „hide the decline“ (den Temperaturrückgang verbergen) und die Anwendung von „tricks“ stehen exemplarisch dafür. Zudem kam die private Kommunikation, inklusive Klarnamen und Charakterisierungen einzelner Wissenschaftler, in Umlauf. Der Leiter der CRU, Phil Jones, trat von seinem Posten zurück und bekannte in einer Zeitung, dass ihn die Reaktionen auf die Veröffentlichung der E-Mails fast in den Selbstmord getrieben hätten. Wer geglaubt hatte, dass die Klimakriege mit der Hockeyschlägerdebatte ihren moralischen Tiefpunkt erreicht hätten, sah sich eines Besseren belehrt.
Was stand in den E-Mails? Die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern, die ihre eigenen Ergebnisse, die anderer Wissenschaftler und deren Signifikanz für den IPCC-Prozess diskutierten; ein normaler Austausch über technische Details, gespickt mit bisweilen persönlichen Untertönen, Klatsch, Bemerkungen, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind. Wie das oben bereits erwähnte „Frankly, he is an odd guy“ – ein Zitat aus einer E-Mail, die erscheint, wenn man in das Climategate-Suchverzeichnis das Stichwort „Hans von Storch“ eingibt. Was soll ein Wissenschaftler dazu sagen, wenn er so etwas über sich liest? Oder dass führende Forscher auf dem eigenen Feld beschließen, einen Kollegen aus dem Gutachterprozess auszuschließen oder nicht auf eine Konferenz einzuladen, da sonst die gerade gefahrene Linie gefährdet ist? Für manchen Leser, wie Hans von Storch, war es enttäuschend, feststellen zu müssen, dass die Äußerungen einiger Klimaforscher doch sehr davon abwichen, wie sie ihm im persönlichen Gespräch begegneten. Der eigentliche Skandal waren jedoch die Aussagen, die die Praxis der Wissenschaft betrafen. Hier fanden sich in den E-Mails Verdachtsmomente, über die man nur schwer achselzuckend hinwegsehen kann.
Aus den Mails ging zum Beispiel hervor, dass CRU-Wissenschaftler die Erfüllung des Freedom-of-Information Gesetzes in Großbritannien sabotierten – wonach sie die Originaldaten ihrer Analysen hätten herausgeben müssen –, damit andere,vorwiegend skeptisch eingestellte Personen die Rekonstruktion der global gemittelten Temperatur seit etwa 150 Jahren nicht selbst nachprüfen konnten. Obwohl die Rechtslage eindeutig war, wurden diese Anfragen mit tatkräftiger Unterstützung – so die E-Mails – der Universität unterlaufen. Dass die CRU-Wissenschaftler Skeptiker bei ihren Anfragen nicht unterstützen wollten, ist zwar verständlich, aber das Gesetz wollte etwas anderes. Tatsächlich hatten die Forscher
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