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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Unauffällig
beobachtete er die ihn begleitenden Personen. Während Erdmann
damit beschäftigt war, seine beiden Pferde einigermaßen
ruhig zu halten, schien Gräfin Idas Zelter vor sich hinzudösen,
während sie selbst aufmerksam die Umgebung musterte und hin und
wieder mit ihrer Zofe einige Worte wechselte.
    Bertha war eine
hochgewachsene Person von etwa fünfundzwanzig Jahren, mit
breiten Hüften und, wie Dietrich vorhin sehen konnte, einem
lässigen, fast schleppenden Gang. Sie hatte ihr dunkles Haar mit
einer hellblauen, kreisrunden Kappe bedeckt, die von einem zarten,
unter dem Kinn gebundenen Schleier gleicher Farbe gehalten wurde.
Ihre dunkelbraunen Augen standen für Dietrichs Geschmack etwas
zu eng beieinander. Er bemerkte auch, daß ihn aus diesen Augen
mitunter ein stechender Blick traf. Und da er nun einmal in einer
kritischen Stimmung war, dachte er: Eine resolute Person, mit Haaren
auf den Zähnen!
    Ach, was kümmert
es mich! war sein nächster Gedanke, der ihn immerhin von seiner
Betrachtung losriß. Seine beiden Kundschafter mußten
inzwischen weit genug voraus sein, und er gab das Zeichen zum
Aufbruch.
    Unterwegs verloren
sie wiederum Zeit. Die Pferde mußten sich durch schwieriges
Gelände kämpfen, in dem sumpfige Abschnitte mit dicht
stehenden Weiden- und Erlengehölzen abwechselten. Als sie
endlich den Weiler Biberaha in der Ferne auftauchen sahen, hatte sich
die Sonne längst durchgesetzt und stach von einem blanken Himmel
auf die Reisenden herunter. Einer nach dem anderen entledigte sich
seines Mantels. Auch Dietrich, der in seinem Kettenhemd und dem
Waffenrock ohnehin leicht ins Schwitzen geriet, hatte seinen Umhang
inzwischen ausgezogen. Bislang war keiner seiner beiden Späher
zurückgekommen. Offenbar waren ihnen in diesem Gebiet noch keine
verdächtigen Bewegungen aufgefallen.
    Dietrich schöpfte
Hoffnung, daß sie unbehelligt an dem Dorf vorbeikommen würden.
Friedlich lag die Landschaft vor ihren Augen. Dazu passend, sangen
einzelne Meisen ihr munteres Frühlingslied, das wie helles
Läuten kleiner Glocken durch das Gehölz klang. In der Ferne
flötete eine Schwarzdrossel zaghaft ihren ersten Gruß an
den Lenz.
    Die Reisenden hatten
jedoch kein Ohr für die Stimmen der Natur. Zu sehr waren sie
damit beschäftigt, sich mit ihren Reittieren einen Weg durch
Morast, Gestrüpp und teilweise dichtes Unterholz zu bahnen. Mehr
als einmal blieb ein Stoffstreifen aus den Reisegewändern der
Frauen an einem Ast hängen, und Dietrich fragte sich bereits, ob
sie es wohl schaffen würden, Burg Husen noch vor Einbruch der
Dunkelheit zu erreichen, denn inzwischen zeigte der Sonnenstand, daß
es bald Mittag war.
    Im selben Moment
nahm er eine Bewegung zwischen den entfernten Bäumen wahr.
Hastig zügelte er sein Streitroß und brachte die ganze
Gruppe mit einem Handzeichen zum Stehen. Er bemerkte, wie Titus
aufmerksam und mit steilgestellten Ohren nach vorne starrte.
    Es war Roland, der
sein Pferd, so schnell es das unwegsame Gelände zuließ,
durch das Gehölz trieb. Ihm voraus eilte Greif mit langen
Sätzen, um jedoch immer wieder stehen zu bleiben, bis das Roß
seines Herrn aufgeholt hatte.
    Dietrich beugte sich
vor und legte Titus die flache Hand auf den Nasenrücken, damit
er nicht wieherte und dadurch ihren Standort verriet. Es war eine
reine Vorsichtsmaßnahme, aber der kleine Bernhard, der meinte,
dies sei ein Spiel, lachte plötzlich hell auf.
    „ Pst“, machte
Dietrich und hielt dem Knaben den Mund zu. „Wir spielen
Verstecken. Keiner darf uns hören oder sehen!“
    Sofort war der
Kleine still und beteiligte sich zum Ergötzen der beiden Frauen
mit ernsthafter Miene an dem vermeintlichen Spiel. Als Roland mit
schnaubendem Roß vor ihnen auftauchte, sah Dietrich es ihm
sofort an, daß er erregt war.
    „ Ein Trupp Bewaffneter hält
sich an der Brücke auf!“ stieß er hervor. „Wir
zählten fünf Reiter. Sie sind alle abgesessen, als warteten
sie auf jemand.“
    Dietrich nickte mit
grimmigem Gesicht. „Hoffentlich nicht auf uns!“
    Gräfin Ida
trieb ihren Zelter neben die beiden und fragte mit sorgenvoller
Miene: „Meint Ihr das im Ernst? Könnte es sein, daß
sie uns auflauern?“
    Dietrich wiegte
nachdenklich den Kopf. „Eigentlich nicht. Selbst wenn uns
jemand bei unserem Aufbruch von der Ortenburg beobachtet haben
sollte, heißt das nicht viel. Dieser Jemand könnte
normalerweise nicht wissen, welchen Weg wir wählten, geschweige
denn, welches unser Reiseziel ist.
    „ Seid Ihr da

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