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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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wahrnehmen.
    Nach
längerer Zeit - die gleichmäßigen Atemzüge der
anderen verrieten, daß sie schliefen - erhob er sich von seinem
Platz. Ihn fröstelte. Noch waren die Nächte hier oben im
Schwarzwald empfindlich kühl. Er nahm eine der bereitliegenden
Decken und warf sie sich über die Schultern. So eingehüllt,
trat er an den Rand des Plateaus und musterte die im geisterhaften
Mondlicht liegende Umgebung. Er lauschte den seltsamen Geräuschen,
die aus dem Waldesdunkel erklangen. Ein Waldkauz ließ seine
schaurig-eintönige Klage hören. Aus der Ferne stieg das
Heulen eines Wolfes zum Mond empor. Ganz in der Nähe, in den
Baumwipfeln, raschelte und raste es wie die wilde Jagd. Ein
Baummarder mochte sein Opfer, vielleicht ein aufgeschrecktes
Eichhörnchen, durchs Gezweig hetzen.
    Da
schlug das Knacken dürren Holzes an Dietrichs Ohr. Es war ein
charakteristisches Geräusch, wie meistens Menschenfüße
es verursachten. Dietrich glitt in den schützenden Schatten der
Felslehne zurück und horchte. Da war das Geräusch wieder.
Es schien aus südwestlicher Richtung zu kommen, aus der Tiefe
des Waldes, und es war jetzt näher da. Giselbert und Roland
konnten es nicht sein, deren Weg lag auf der entgegengesetzten Seite.
    Er
verhielt sich still und lauschte angespannt. Nichts war mehr zu
hören, außer dem eintönigen Ruf des Waldkauzes, der
sich nicht um menschliche Geräusche zu kümmern schien.
Weiter geschah nichts, und nach einer Weile hockte Dietrich sich
erneut nieder. Mit Mühe hielt er sich wach, während die
Nacht voranschritt, die zu seinem Erstaunen ruhig verlief. Zu guter
Letzt übermannte ihn der Schlaf.
    Im
Morgengrauen griffen sie an.
    Er
wurde wach, weil jemand ihn ungestüm an der Schulter rüttelte.
Ida stand über ihn gebeugt. Einen Augenblick lang starrte er
benommen in ihr bleiches Gesicht mit den angstgeweiteten Augen.
    „ Um
Gottes willen, steht auf! Wir werden überfallen!“
    Ihre
hastig hervorgestoßenen Worte trieben ihn in die Höhe. Mit
einem Satz war er auf den Beinen und griff mit einer mechanischen
Bewegung nach seinem Schwert. Gleichzeitig sah er sie - drei, vier,
fünf Männer, die auf seinen und seiner Schützlinge
Standort zuliefen; es waren ebenso zerlumpte Gestalten wie jene, die
tags zuvor vor ihm ausgerissen waren.
    Er
griff ins Leere, und siedend heiß fiel ihm ein, daß er in
der Nacht seine Waffe abgelegt hatte. Ein leises Gefühl der
Panik drohte ihn zu erfassen.
    „ Wo
in drei Teufels Namen...“, murmelte er heiser, verstummte
wieder und blickte fieberhaft suchend um sich. Dort am hochragenden
Felsen lehnte ja die Waffe! Mit einem Satz war er dort, packte die
lederbezogene Scheide, riß die Klinge heraus und stand im
nächsten Augenblick kampfbereit wieder am Rande der
Felsenplatte. Soweit er mit raschem, geübtem Blick zu beurteilen
vermochte, waren die Angreifer schlecht bewaffnet. Drei von ihnen
schwangen Holzknüppel, einer rannte mit einer langen Stange
daher, die vorne zugespitzt und vom Feuer geschwärzt war, über
dem er wohl die Spitze gehärtet hatte. Der fünfte hielt ein
rostiges Schwert in der Faust. Sie kamen schnell und mit keuchendem
Atem näher, und unter ihren eiligen Füßen splitterte
und krachte dürres Gezweig, daß es laut durch den Wald
schallte. Es erinnerte Dietrich an jene Geräusche, die er in der
Nacht gehört hatte. Also waren sie schon geraume Zeit in der
Nähe, kam es ihm in den Sinn. Sie hatten wohl geglaubt, ihre
Opfer noch im Schlaf überraschen zu können!
    „ Kauert
euch in die Felsnische, schnell!“ wies Dietrich die Frauen an.
„Achtet auf die Seite in meinem Rücken und warnt mich,
wenn einer der Schurken dort hochsteigen will.“
    Er
wandte sich wieder der heraneilenden Schar zu und schätzte
blitzschnell ab, was die Halunken im Schild führen mochten. Der
momentan Gefährlichste war für ihn der Kerl mit der
gespitzten Holzstange, die er mit beiden Händen umklammert hielt
und damit schräg nach oben, in seine Richtung, zielte. Dietrich
faßte den zerlumpten Gesellen ins Auge, und jetzt erkannte er
ihn. Es war der Jüngere der beiden, die er am Vortag in die
Flucht geschlagen hatte. Offenbar hatten sie Verstärkung geholt!
Das Gesicht des jungen Angreifers erschien ihm spukhaft verzerrt wie
eine Maske, und in dessen glühenden Augen brannte nichts als der
Wille zum Töten.
    Dann
war der Mensch heran und stieß mit einem unartikulierten Schrei
zu. Im Zeitraum eines Wimpernschlages sah Dietrich in eine dämonische
Fratze und

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