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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Dietrich, daß die angreifenden
Kerle auch nur mit Holzprügeln bewaffnet waren. Ohne zu zögern,
schmetterte er mit einem wuchtigen Dachschlag* dem vordersten die
Klinge auf den Schädel, daß Blut und Hirnteile seines
Gegners ihm klatschend gegen den Wappenrock schlugen. Lautlos wie ein
nasses Handtuch sank der Mann zu Boden. Instinktiv hatte Dietrich
gleichzeitig den Schild hochgerissen und wehrte den kraftvoll
geführten Keulenhieb des Komplizen ab, taumelte aber und fing
sich erst hart an der Plateaukante wieder. Sein Gegner, begierig, die
Chance zu nutzen, stürzte sich mit lautem Geschrei auf ihn, um
ihn vollends über die Felsplatte hinunterzustoßen. Er
bekam jedoch von der entfesselt wie eine Furie kämpfenden Ida
einen derart fürchterlichen Hieb mit der Brandfackel ins Genick,
daß er unkontrolliert vorwärts taumelte, während
Dietrich zur Seite wich und den Gegner haltlos ins Leere stürzen
ließ.
    *[ Dachschlag
= Ein Begriff der Schwertkampftechnik: mit dem Schwert über dem
Kopf ausholen, um das Haupt des Gegners zu treffen. ]
    „ Rettet
mein Kind und Bertha!“ schrie ihm Ida voller Angst zu; aber
Dietrich, der bereits gesehen hatte, wie die dritte zerlumpte Gestalt
sich auf die schreiende Zofe warf, reagierte schnell. Praktisch im
Vorbeilaufen schlug er einen weiteren Angreifer von der Leiter und
war einen Wimpernschlag später hinter dem auf der Zofe knienden
Gesetzlosen. Seinen Schild fallen lassend, griff er dem Kerl in sein
zottiges Haar, riß ihn daran empor, daß dieser vor
Schmerz aufschrie, ließ ihn los und schlug ihm mit einem
Streich das Haupt vom Rumpf. Den blutigen Kopf warf er zwischen die
Meute unten auf der Erde, die entsetzt brüllend das Weite
suchte.
    Schlagartig
herrschte Stille um den Heidentempel. Sonnenstrahlen fielen auf das
blutige Schlachtfeld. Zögernd setzte das Gezwitscher einiger
Vögel wieder ein. Friedlich lagen die Toten auf der Erde vor der
Felsformation. Der Kopf, der über den Boden gerollt war, lag mit
dem Gesicht nach oben. Rot wie eine Blume leuchtete der Stumpf auf
dem braunen Waldboden, und auf dem Gesicht, über dessen Augen
sich halb die Lider gesenkt hatten, lag ein starrer Ausdruck
tödlichen Erstaunens.
    Ida
warf die immer noch brennende Fackel entsetzt zurück ins Feuer,
als hätte sie ein glühendes Eisen in der Hand gehalten. Das
verschwitzte Haar klebte ihr in Ringeln an den Schläfen, ihr
Gesicht war gerötet durch die Erregung und die körperliche
Anstrengung, und auf ihrer Stirn standen Schweißperlen.
    „ Mein
Gott,“, stammelte sie fassungslos, fing sich dann aber, eilte
zu ihrem weinenden Kleinen, hob ihn empor und preßte ihn an
sich. „Es ist vorbei, mein Liebes, es ist vorbei. Es geschieht
dir nichts Böses, deine Mutter ist ja bei dir; sie ist ja bei
dir. Komm, hör auf zu weinen!“
    Sie
stellte den Knaben wieder auf die Beine und ließ sich erschöpft
zu Boden sinken. An den überstehenden Felsen gelehnt, zog sie
das Kind erneut an sich und bettete es behutsam neben sich in ihren
rechten Arm. Neben ihr kauerte Bertha, wiegte, von nicht endendem
Entsetzen geschüttelt, wie eine Wahnsinnige den Kopf hin und
her. Unablässig murmelte sie in geisterhafter Monotonie
dieselben Worte vor sich hin: „Ach, ihr Heiligen im Himmel,
warum wir...“
    Dietrich
sah sich um. Da lag noch der Tote mit dem gespaltenen Schädel.
Er raffte sich auf, müde, wie er war, und zog die Leiche zur
Felskante, wo er versuchte, den schlaffen Körper sachte hinunter
auf die Erde gleiten zu lassen. Aber es ließ sich nicht
vermeiden, daß der Leichnam aufgrund der Höhe der
Felsplatte mit dumpfem Geräusch auf dem Boden aufschlug und in
einer grotesken Stellung liegenblieb. Mit trübem Blick
betrachtete Dietrich die reglose Gestalt, dann aber richtete er sich
entschlossen auf und zählte die Toten. Sechs von den Kerlen
hatten ihren Überfall mit dem Leben bezahlt; zwei weitere
bewegten sich, schienen aber schwer verletzt.
    Er
wandte sich den Frauen zu und suchte Idas Blick. Müde lächelnd,
sah sie ihn an.
    „ Die
heilige Jungfrau sei meine Zeugin“, sagte er mit vibrierender
Stimme, während er mit blutbesudeltem Wappenrock vor ihr stand,
das gerötete Schwert noch immer in der Faust. „Heute habt
Ihr Übermenschliches geleistet.“
    Sie
schüttelte leicht den Kopf, und zwischen ihren Augenbrauen
bildete sich eine steile Falte. „Ach, sprecht nicht davon. Am
liebsten würde ich diesen Tag aus meinem Gedächtnis bannen,
denn was ich getan habe, tut keine

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