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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Moment neugierig an, als wollte er
ergründen, was hinter der geröteten Stirn des Geroldseckers
vorging. Schließlich neigte er zustimmend den Kopf. „Es
sei, wie Ihr wünscht, Graf Urban.“
    Danach
sah er sich schweigend im Saale um. Er betrachtete mit forschendem
Blick die vielen ihm zugewandten Gesichter, und er bemerkte amüsiert,
wie die meisten ihre Augen vor seiner Autorität niederschlugen,
die in diesem Augenblick von ihm als alleinigem Richter über das
Schicksal zweier Menschen ausging. O diese Schelme! dachte er, und
die helle Befriedigung, die er eben noch verspürt hatte, machte
einer melancholischen Stimmung Platz. Jetzt heuchelten die anwesenden
Edlen Ergebenheit. Wenn aber morgen der Welfe Otto über König
Philipp im Thronstreit den Sieg davontrüge und damit auch er
womöglich seine Macht als Herzog verlöre, dann würden
sie geschlossen überlaufen. Ohne Scham würden sie vor dem
neuen Herrscher katzbuckeln! Was war weltliche Macht doch für
ein unsicheres Ding...
    Endlich
verscheuchte er die trüben Gedanken und wandte sich den beiden
Kämpen zu. Indem er sie abwechselnd ansah, gebot er ihnen in
feierlichem Ton, nach welchen Regeln der Zweikampf auszufechten sei.
    „ Ihr
edlen Ritter, die ihr vor Gott und den Menschen um ein gerechtes
Urteil streiten werdet, höret die Regeln für das
Gottesgericht. Der Zweikampf soll morgen früh auf dem Gelände
dieser Burg stattfinden. Ihr werdet mit euren eigenen Waffen und auf
euren eigenen Streitrossen kämpfen. Der äußere
Burghof ist auch als Zwinger groß genug, um ein Lanzenstechen
zu ermöglichen. Es sind drei Durchgänge vorgesehen. Die
Lanzen sind mit scharfem Stachel zu führen. Bringt dieser Kampf
keine Entscheidung, wird zu Fuß weitergekämpft. Erlaubt
sind Schwert, Schild, Brünne und Gefechtshandschuhe. Zum
Speerkampf darf ein Helm getragen werden, nicht aber bei der
Auseinandersetzung mit dem Schwert! Der Kampf wird auf Leben und Tod
ausgetragen. Und Gott wird uns denjenigen als den wahren Schuldigen
vor diesem Tribunal zu erkennen geben, der in dem Zweikampf
unterliegt.“
    An
die Versammlung gewandt, fuhr der Herzog fort: „Wir werden für
heute das Verfahren beenden. Alle hier Versammelten haben sich morgen
früh nach dem dritten Hahnenschrei auf der Ortenburg
einzufinden. Bruder Ekkehardt wird vor dem Kampf eine Messe lesen,
die wir gemeinsam mit ihm feiern, wobei wir die lieben Heiligen um
Fürbitte für die beiden Kämpfer anrufen werden.“
    Nach
diesen Worten erhob sich der herzogliche Richter. Ein Dutzend
Bewaffneter aus seiner Begleitung flankierte den Weg zur Tür der
Halle, die Berthold in Begleitung des Hausherrn Max von Ortenburg
verließ, nicht ohne den jetzt stehenden Vasallen mit knapper
Geste gnädig zuzuwinken. Keiner der Ritter und Edlen ahnte,
welch finstere Gedanken sich der Herzog kurz zuvor über sie
gemacht hatte. Alle fühlten sich vielmehr geschmeichelt über
diese für ihr Selbstbewußtsein so wohltuende Huld, die
ihnen beim Abschied ihres obersten Lehnsherrn zuteil wurde wie ein
von ihnen begehrter Göttersegen.
    Nach
dem Auszug des Richters und seines Gefolges löste sich auch die
Versammlung langsam und geräuschvoll auf. Ida hatte ihren Platz
verlassen, noch ehe Dietrich mit ihr sprechen konnte. Er sah nur
noch, wie sie von Elisabeth, die sie am Arm hielt, aus dem Saal
geführt wurde.
    Wieder
einmal kroch ihm bei dem Anblick Bitternis ins Gemüt. Er stand
verloren inmitten der hinauspilgernden Menge, und ihm wurde
schmerzhaft bewußt, daß er keinen Menschen hatte, der ihn
in diesen schweren Stunden mit Rat und Tat oder auch nur durch
herzliche Anteilnahme hätte aufmuntern können. Er war auf
sich allein gestellt. In gedrückter Stimmung und als einer der
letzten verließ auch er schließlich die Halle. Draußen
wartete sein Knappe mit dem gesattelten Titus auf ihn.
    Zusammen
passierten sie den inneren Burghof und gelangten in die Vorburg, wo
der Zwinger als Kampfbahn für den morgigen Tag hergerichtet
werden sollte. Knechte hatten bereits begonnen, eine Tribüne für
die Edlen zu bauen, die sie hart an der Ringmauer aufrichteten.
Wieder andere waren dabei, starke Pfosten für die
Turnierschranken in die Erde zu treiben, um sie später durch
robuste Querriegel zu verbinden.
    "Soll
hier ein Turnier stattfinden?" fragte Roland erstaunt.
    "Ja,
morgen", sagte Dietrich in grimmigem Ton. "Aber bei dieser
Art von Turnier wirst du weder farbige Zelte der Edlen noch Buden und
mit Waren beladene Tische der Händler

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