Die Klinge des Löwen 02
Vorteil deines Vasallen auswirken.
Also, höre meinen Vorschlag. Dietrich wird sich mit unserer
Tochter Adelheid vermählen! Damit ist das Problem, über das
wir hier streiten, ein für allemal aus der Welt geschafft!"
Jetzt
war es an Max von Ortenburg, seine Augen erstaunt von einem zum
anderen wandern zu lassen. Sein bleiches Gesicht bekam wieder etwas
Farbe.
"Hat
er bei euch um die Hand eurer Tochter angehalten?"
Werner
von Husen, der erneut träge in seinem Sessel hing, wurde nun
auch wieder lebendig und richtete sich mit wichtiger Miene auf.
"Nein, das hat er nicht. Er weiß noch gar nichts von
seinem Glück!"
Graf
Max schüttelte verständnislos den Kopf. "Das begreife,
wer will! Mir scheint, ihr beiden sprecht in Rätseln! Weiß
es denn Adelheid?"
"Auch
noch nicht", entgegnete Elisabeth trocken. "Aber sie
himmelt ihn an. Von daher sehe ich kein Hindernis."
Max
nickte bedächtig. Er begriff allmählich, was sein Bruder
und dessen Gemahlin einfädeln wollten.
"Das
Hindernis ist Dietrich selbst, nicht wahr?"
"So
ist es", sagte Elisabeth.
"Und
wie wollt ihr ihn zu diesem Schritt bewegen?"
"Das
wird deine Aufgabe sein!"
Graf
Max nickte bedeutungsvoll und entgegnete sarkastisch: "Meine
Aufgabe, so, so! Das sieht euch ähnlich! Den schwierigsten Teil
dieser Intrige wollt ihr mir überlassen."
Abermals
zog Elisabeth die Augenbrauen hoch. "Ich kann ihm ja schlecht
selber die eigene Tochter anbieten, darüber bist du dir doch
wohl im klaren?"
Graf
Max gab keine Antwort. Obwohl ihm das Atmen schwer fiel, arbeitete
sein Gehirn normal. Was ihm an der ganzen Sache nicht gefiel, war die
Rolle, die seine Schwägerin ihm in diesem Komplott zugedacht
hatte.
Nach
einer Weile begann Elisabeth wieder zu bohren: "Nun, wie ist es
- willigst du ein?"
Kopfschüttelnd
entgegnete der Angesprochene: "So etwas will gut überlegt
sein. Ihr könnt nicht erwarten, daß ich mich heute abend
entscheide. Lassen wir den morgigen Tag vorübergehen, dann sehen
wir weiter."
Während
Elisabeth ihrem Gemahl einen ärgerlichen Blick zuwarf, weil sie
nun glaubte, ihr Ziel nicht erreicht zu haben, erhob sich Graf Max,
der es nicht mehr länger in der stickig gewordenen Luft der
Kammer aushielt. Seinen beiden Besuchern blieb nichts anderes übrig,
als mit dem Hausherrn den Raum zu verlassen und unverrichteter Dinge
ihre Unterkunft für die Nacht aufzusuchen.
Max
von Ortenburg zog sich indessen in sein Schlafgemach zurück, um
noch einmal in Ruhe über den Heiratsvorschlag der beiden
nachzudenken. Er war allein, denn Ida hatte es seit ihrer Rückkehr
auf die Burg vorgezogen, in einer der Kemenaten zu nächtigen,
mit niemandem um sich als ihrer Kammerfrau Bertha. Er hatte das
gebilligt, weil er glaubte, daß seine Gemahlin nach all den mit
der Reise zur Kastelburg verbundenen Aufregungen erst wieder zu sich
selbst finden mußte.
Während
er langsam zu einer der beiden im Mondlicht liegenden Fensternischen
ging, keimte bei dem Gedanken an das eben geführte Gespräch
ein Gefühl der Eifersucht in seinem Herzen auf. Er trat in die
mannshohe Nische und entriegelte das Fenster. In der von draußen
hereinströmenden, angenehm milden Nachtluft tat er einige tiefe
Atemzüge, die ihn entspannten. Sein Blick wanderte über den
Burghof und die im Schatten der Ringmauer liegenden Gebäude.
Dann ließ er seinen Blick weiterschweifen zu dem vom fast
vollen Mond angestrahlten Gelände des Zwingers.
Dort
fällt morgen eine schicksalhafte Entscheidung, dachte er. Aber
ist das wirklich so wichtig? Wird der Sieg tatsächlich dem
jungen Dietrich zufallen? Steht der alternde Urban von Geroldseck von
vornherein als Verlierer fest? Und wenn Dietrich gewinnt - ist er
dann tatsächlich unschuldig?
Tiefer
fraß sich das Gefühl der Eifersucht in sein Gehirn. Wer
weiß, was wirklich auf der Reise zwischen seinem Vasallen und
Ida vorgefallen war! Sie waren beide jung und hitzig in ihrer Art. In
ihrem Alter ging man leichter über einen Zwiespalt hinweg, und
bei so engem Zusammenleben, wie es bei dieser Reise zwangsläufig
war, gab es Gelegenheiten genug für einen Ehebruch! Gewiß,
wenn es nur Minnedienst war, wonach Dietrich der Sinn stand, wäre
ja nichts dagegen einzuwenden. Aber sah es dem jungen Ritter wirklich
ähnlich, daß er sich ausgerechnet Ida für die Hohe
Minne erwählt haben sollte? Max preßte die Lippen zusammen
und schüttelte den Kopf. Nein, gegen diese Annahme sprach
vieles! Er konnte sich nicht vorstellen, daß Dietrich sich in
schmachtender
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