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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Geroldsecker
schüttelte mit mürrischer Miene den Kopf. "Woher soll
ich das wissen?"
    "Ich denke, man
könnte die eingetroffenen Flüchtlinge befragen."
    "Das wurde
getan", mischte Graf Max sich ein. "Aber auch sie wissen
nicht viel. Sie flohen bereits zu Beginn des Überfalls. Nur ein
Nachzügler konnte etwas mehr berichten. Er meinte, daß die
Slawenbande vielleicht dreihundert Mann stark sei, vielleicht auch
weniger. Fußvolk habe er nirgends gesehen."
    "Nun, dann wäre
es doch hilfreich, einen oder zwei Spähtrupps loszuschicken",
entgegnete Dietrich.
    "Ja, glaubt Ihr
denn, daß ich daran nicht gedacht habe?" brauste der
Geroldsecker auf. Seine Augen hefteten sich mit giftigem Blick auf
Dietrich. " Auf Eure Feldherrnallüren kann ich verzichten,
junger Herr. Da wird wohl noch viel Wasser die Künzig
hinunterfließen, bis Ihr hier mitreden könnt!"
    "So kommen wir
nicht weiter, Urban!" fuhr Graf Max ungehalten dazwischen. "Sein
Vorschlag ist an sich vernünftig. Daß wir den Befehl zur
Ausspähung des Feindes schon ausführen ließen, kann
Dietrich nicht wissen. Wir ließen ihn ja erst später
hierher rufen!"
    "Mir gefällt
sein überheblicher Ton nicht!" entgegnete der Geroldsecker
mürrisch.
    "Überheblich?"
fragte Graf Max in kühlem Ton. "Das bildet Ihr Euch doch
bloß ein!"
    Dietrich erhob sich.
"Ich glaube, es ist besser, ich entferne mich."
    Max von Ortenburg
machte eine abwehrende Handbewegung. "Komm, setz' dich wieder.
Du gehörst zur Heeresführung, auch wenn das Graf Urban
nicht paßt. Im übrigen sollten wir jetzt jede persönliche
Abneigung unterdrücken und uns auf unsere eigentliche Aufgabe
besinnen, sonst sitzen wir morgen früh noch ohne Ergebnis hier."
    Dietrich ließ
sich wieder nieder, nicht ohne dem Geroldsecker einen mißmutigen
Blick zuzuwerfen. Graf Max, der das sah, ergriff erneut das Wort, um
die Stimmung zu entschärfen.
    "Damit du
weißt, Dietrich, in welche Richtung unsere Überlegungen
gehen, will ich sie dir kurz auseinandersetzen", erklärte
er in bewußt sachlicher Weise, wobei er die gereizte Laune des
Geroldseckers einfach ignorierte. "Was wir kennen, ist die
Stärke des gesamten feindlichen Heeres. Wir wissen aber nicht,
was das für eine Einheit ist, die Offinburc angegriffen hat. Ist
es eine Vorhut? Oder ist es eine getrennt von der Hauptmasse
marschierende Abteilung, deren Aufgabe darin besteht, Proviant für
das Heer aufzuspüren? Wenn ja, wo befindet sich derzeit die
Hauptstreitmacht? Aus welcher Himmelsrichtung müssen wir sie
erwarten?"
    Für einen
Augenblick schwieg Graf Max und setzte dann nachdenklich hinzu: "Über
die kriegerischen Qualitäten des Feindes wissen wir auch nichts,
weil das Slawenheer auf seinem Weg zu uns offenbar noch nirgends auf
starken Widerstand gestoßen ist. Ich selbst glaube, daß
wir es mit einem gefährlichen Gegner zu tun bekommen."
    "Der Meinung
bin ich auch", entgegnete Dietrich spontan.
    Graf Max blickte ihn
neugierig an, als warte er darauf, daß der junge Ritter seine
diesbezüglichen Gedanken ausspräche. Urban dagegen hatte
bisher scheinbar gelangweilt vor sich hin gestarrt. Bei Dietrichs
Worten sah der Geroldsecker jedoch auf und faßte den jungen
Ritter scharf ins Auge.
    "So, so",
sagte er spöttisch. "Und wie kommt unser junger Held zu
seiner Meinung?"
    Dietrich warf ihm
einen müden Blick zu. Er hatte eine bissige Antwort auf der
Zunge, beherrschte sich jedoch, weil ihm bewußt war, daß
dann der Streit von neuem begänne. Zunächst strich er sich
in seiner typischen Art mit dem Zeigefinger ein paarmal über den
Nasenrücken, um seinen Ärger abklingen zu lassen. Dann
bemühte er sich, seine Meinung in sachlichem Ton vorzutragen.
    "Nun, ich gehe
von folgendem aus: da die Slawen unsere Region erreichten, haben sie
auf jeden Fall bewiesen, daß sie sich nicht so leicht von ihrem
Ziel abbringen lassen."
    "Das beweisen
auch Bettelmönche, wenn sie durch das Reich wandern",
murrte Graf Urban verächtlich.
    "Der Vergleich
ist lächerlich!" entgegnete Dietrich kühl. "Für
mich ist es eine erstaunliche Leistung, ein Heer dieser Größenordnung
mit wahrscheinlich vielen Gespannen auf dem langen Weg durch unser
Reich zusammenzuhalten. Dazu gehören Organisationstalent und die
Befehlsgewalt eines starken Anführers, aber auch ein gerüttelt
Maß an Grausamkeit. Das eine, um den Überblick zu
behalten, das andere, um kaltblütig die jeweiligen
Landesbewohner auszuplündern und jeden Widerstand blutig zu
brechen. Nur so ist solch ein großes

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