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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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vorzunehmen. Danach begaben sich alle zu einem nicht
sehr ausgedehnten Festmahl in den Großen Saal der Burg, um noch
am selben Nachmittag auseinanderzulaufen, als hätte man
lediglich einer unbedeutenden Bauernhochzeit beigewohnt und nicht die
heilige Verbindung zweier junger Edelleute miterlebt.
    Entsprechend sah für
die Jungvermählten das Ergebnis dieser Kriegshochzeit aus - eine
Zwangsehe für beide Seiten, bitter für die Jungfrau und
lästig für Dietrich. Ärger, Verdruß und
Abneigung schienen schon in der Hochzeitsnacht auf der Thiersburg
Wurzeln zu schlagen, denn die Braut ging ohne Gemahl zu Bett, nur von
ihren beiden Kammerfrauen umsorgt, während er wieder auf sein
ursprüngliches Hofgut zurückkehrte, weil der Befehl des
Herzogs ihn zwang, für seinen ehemaligen Lehnsherrn auf Abruf
bereitzu stehen .
    All das geschah erst vor kurzer Zeit, und doch kam es Dietrich
mitunter so vor, als lägen schon Jahre dazwischen. Ohne sich im
geringsten darum zu kümmern, wie es auf der Thiersburg
weitergehen sollte, hatte er sich fernab der ihm übereigneten
Feste seinen neuen Aufgaben gewidmet, die ihm übertragen waren.
Manchmal fragte er sich allerdings, wie Adelheid die Ausstattung und
Bewirtschaftung seiner Burg bewältigen mochte. Und solche
heimlichen Fragen nagten zuweilen an seinem Gewissen. Dann konnte es
vorkommen, daß er Giselbert zur Thiersburg schickte, um nach
dem Rechten zu sehen und der Burgherrin, sofern sie es wünschte,
eine Weile zur Hand zu gehen.
    Auf diese Weise
erfuhr Dietrich hin und wieder, daß seine Gemahlin untätig
und offenbar tieftraurig in ihrer Kemenate saß, als sei ihre
Willenskraft durch eine heimliche Krankheit gelähmt. Er nahm
kommentarlos zur Kenntnis, daß das Gesinde dort schaltete und
waltete, wie den Leuten der Sinn danach stand, denn niemand war da,
der ein Machtwort sprach. Auch die Tatsache, daß einige
Reparaturarbeiten dringend notwendig gewesen wären, vermochte
ihn nicht aufzurütteln. Er wußte zwar, daß das Dach
des Hauptturmes neu gedeckt, daß die Ringmauer, die an einer
Stelle eingebrochen war, neu aufgemauert werden müßte, daß
die Innenräume der Burg renoviert werden sollten, aber diese
Gedanken schob er von sich. Seine mahnende innere Stimme brachte er
dabei stets auf dieselbe Weise zum Schweigen: Er würde sich
später darum kümmern...vielleicht!
    In Wirklichkeit
hatten sich ganz andere Vorstellungen in seinem Herzen eingenistet.
War es nicht so, daß man ihn durch des Herzogs Befehl auf der
Ortenburg festhielt? Und war es dann nicht zwangsläufig, daß
er auch für das Wohl Idas verantwortlich war - besonders, seit
deren Gemahl die meiste Zeit beim Heer verbrachte? Da hatten doch
diejenigen, die ihn mit ihrer List von Ida trennen wollten, erreicht,
daß sich Gelegenheiten auftaten, wie er sie sich nicht hatte
träumen lassen! Jetzt war es sogar möglich, daß er
und Ida sich unbemerkt von den Ränkeschmieden mitten in der Burg
treffen konnten! Solche Aussichten ließen Dietrichs Herz
schneller schlagen und Adelheids Bild im Nebel des Vergessens
verblassen.
    Er beobachtete noch
eine Zeitlang, wie die Kolonne der Bauernkarren immer länger und
das Durcheinander auf der Straße immer größer wurde.
Ein Teil der Flüchtlinge hatte damit begonnen, sich am Dorfrand
niederzulassen, und auf den umliegenden Wiesen ein notdürftiges
Lager aufgeschlagen. Wenn jetzt die Slawen einfielen, ging es
Dietrich durch den Sinn, wäre das Heer der Mortenauer derart
behindert, daß es wohl kaum seine Schlagkraft entfalten könnte.
Hier mußte etwas geschehen. Er glaubte zwar nicht daran, daß
ein Angriff des Feindes unmittelbar bevorstand, aber die Flüchtlinge
mußten trotzdem hier weg, bevor sich noch mehr von ihnen an
dieser strategisch wichtigen Stelle festsetzten.
    Eilig verließ
er seinen Standort auf dem Turm und begab sich in den Palas, um bei
Graf Max das Problem anzuschneiden. Dort erfuhr er jedoch, daß
der Burgherr sich im Heerlager aufhalte. Daraufhin ließ
Dietrich seinen Knappen rufen und befahl ihm, Titus zu satteln. Wenig
später sprengte er den Burgweg hinab und hielt auf das nahe der
Künzig liegende Lager zu. Unterwegs überholte er
vereinzelte Ochsenkarren, die es geschafft hatten, der gestauten
Masse der Flüchtlinge im Dorf zu entgehen. Aber auch ihnen war
die Weiterfahrt verwehrt. In Höhe des Heerlagers bewachten
Bewaffnete die Straße und ließen keinen durch, der nichts
mit dem bevorstehenden Kriegszug zu tun hatte. Die

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