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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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"wird sein, daß
wir die Schauenburg mit unserem unweit davon lagernden Heeresteil
angreifen. Unsere Männer haben auf meinen Befehl bereits damit
begonnen, einen Belagerungsturm zu bauen."
    Der
Graf richtete sich auf und warf seinem Berater einen mißtrauischen
Blick zu. "Warum weiß ich davon nichts?"
    "Ach,
Herr, ich möchte doch nicht, daß Ihr Eure wertvolle Zeit
mit solchen taktischen Nebensächlichkeiten vergeudet. Ihr seid
für die große Strategie zuständig, überlaßt
mir doch die kleineren Dinge."
    "Schon
gut. Du willst also die Schauenburg belagern, und weiter?"
    "Ja!
Wir werden diese Feste brechen, keinen Stein auf dem anderen lassen,
und kein Mensch - ob Mann, Weib oder Kind - soll unserem Schwert
entgehen!"
    "Und
was versprichst du dir von einem solchen Gemetzel?"
    Feinel
kicherte in sich hinein, doch dann wurde er wieder ernst und ein
grausamer Zug legte sich über sein Gesicht. "Auch dieser
Vorgang wird in der Öffentlichkeit bekannt werden. Aber diesmal
wird die Nachricht mit Blut geschrieben sein!"
    "Und?
Damit erreichst du doch nur, daß die Edelleute der Region sich
noch tiefer in ihre Löcher verkriechen."
    "Keineswegs.
Zwar wird es geschehen, daß durch den Fall der beiden Burgen
die Menschen im Umkreis eingeschüchtert werden, das ist wohl
wahr. Aber gerade das erlaubt es uns, den zweiten Teil meines Planes
ausführen, der uns die uneingeschränkte Herrschaft über
Land und Leute bringen soll."
    Der
Pole stieß ein freudloses Lachen aus und schüttelte dabei
verständnislos den Kopf. "Die Herrschaft über Bauern
und Leibeigene! Glaubst du etwa, du könntest durch die Eroberung
zweier Burgen die anderen Herren dazu bringen, sich freiwillig in
unsere Hände zu begeben? Wenn sie hören, was wir mit der
Schauenburg angestellt haben, werden sie sich höchstens noch
fester verschanzen."
    "Ihr
habt natürlich in gewisser Weise recht" entgegnete Feinel.
"Wenn es uns nicht gelingt, den Adel mit seinen Burgen in die
Hand zu bekommen, können wir hier sitzen, bis wir schwarz
werden. Aber das ist ja der Kernpunkt meines Planes. Wir können
nicht alle Burgen mit dem Schwert erobern, denn jede Eroberung würde
ihren Blutzoll auch unter unseren Kriegern fordern. Ich habe mir
deshalb etwas viel Besseres einfallen lassen!"
    Feinel
verstummte und sah den Polen mit geheimnisvoller Miene an. Gotvac,
der inzwischen wieder in seine gebeugte Haltung zurückgesunken
war, die Hände zwischen den Knien gefaltet, hob den Kopf und
sagte ungeduldig: "Nun? Laß hören!"
    Der
Jude feixte, als er antwortete. "Zunächst möchte ich
vorausschicken, mit was für einem Menschenschlag wir es hier in
diesem Reich zu tun haben. Ihr wißt ja so gut wie ich, daß
zwei Könige Kaiser werden wollen.“
    „ Na
und? Deswegen sind wir ja hierher gekommen, um einem davon den Garaus
zu machen.“
    Feinel
machte eine abwehrende Handbewegung. „So wartet doch! Ich komme
gleich zum Kern der Sache. Seht Ihr denn nicht, welch riesenhaftes
Problem dieses deutsche Volk insgesamt hat?“
    Der
Slawenführer zuckte die Schultern. „Die Leute werden von
zwei Fürsten regiert. Das kommt vor.“
    Der
Jude schüttelte den Kopf. „Ei, mir ist so etwas zuvor noch
niemals zu Ohren gekommen! Einerlei, es zeigt mit aller Deutlichkeit,
daß diesem Volk – von den Höchsten bis zu den
Niedrigsten – die Uneinigkeit im Blut zu liegen scheint! Bei
denen denkt jeder nur an sich und sein eigenes Wohlergehen. Sie sind
blind und erkennen die gewaltige Stärke nicht, die in der
Gemeinsamkeit liegt! Im Gegenteil – wie man jetzt an der Region
hier sieht, scheren sich alle einen Dreck um ihre Nachbarn.“
    Gotvac
zeigte eine halbwegs amüsierte Miene. „Nun ja, du
beschreibst diesen Menschentyp recht gut. Aber inwiefern nützt
uns das?“
    „ Das
will ich Euch gerade klarmachen. Die Menschen sind uneins
untereinander. Sie sind einerseits Eigenbrötler, andererseits
beherrscht vor allem den deutschen Adel ein ungerechtfertigter
Standesdünkel. Aber das ist auch ihre Schwachseite! Und genau da
werden wir sie packen!“
    Feinel
schwieg und sah den anderen bedeutungsvoll an.

„ Nun?“
sagte Gotvac.
    „ Mäuse
lockt man mit Speck und Käse“, fuhr der Berater des
Heerführers fort, „und die dünkelhaften Edlen dieses
Reiches, die sich wie Mäuse in ihren Löchern verstecken,
mit Macht und Geld. Das ist, wie die Pest, eine Krankheit bei denen,
der sie alle erliegen. Alle!“
    Mit
zufriedenem Gesichtsausdruck, der seine Anerkennung dieser treffenden
Analyse

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