Die Klinge des Löwen 03
umarmte
er sie, er gewahrte, daß sie erregt zu atmen begann, spürte,
wie sie seinen Nacken umfing, und indem sie sich auf den Rücken
sinken ließ und ihn dabei mit sich zog, begann es in seinem
Kopf zu brausen, und er bedeckte ihr Gesicht und ihren Hals mit
wilden Küssen, öffnete mit ekstatischer Hektik ihren
dunkelblauen Gürtel und anschließend den silbernen
Fürspan*, der ihr Gewand in Höhe des Busens zusammenhielt,
entblößte ihre Brüste, umfaßte sie in gierigem
Taumel, und wie eine aufpeitschende Musik klang ihm ihr wollüstiges
Stöhnen in den Ohren, als seine Rechte fordernd abwärts
glitt.
In der einsamen,
stillen Kemenate gab es nichts mehr als sie beide, die in einer Woge
zügelloser Leidenschaft versanken...
*[ Fürspan
= Metallener Kleiderverschluß ]
Später, als sie
nebeneinander lagen, er auf der Seite und gegen die Wand gelehnt, den
Kopf auf die Linke gestützt, während sie nach wie vor auf
dem Rücken lag und mit den Fingern seiner anderen Hand spielte,
sagte sie mit seligem Lächeln: "Jetzt sind wir Mann und
Frau."
Er antwortete nicht
gleich. Seltsamerweise kam ihm in diesem Augenblick seine Gemahlin
Adelheid in den Sinn. Und, weniger seltsam, es regte sich auf einmal
sein Gewissen. Aber noch ehe der ihn störende Gedanke die
Oberhand gewinnen konnte, beugte er sich zu Ida hinunter und küßte
sie zärtlich.
"Du bist ein
wenig voreilig, Liebste!"
"Voreilig?"
sagte Ida. "Wie meinst du das?"
"Bis wir Mann
und Frau sind, ist es noch ein weiter Weg."
Sie schob ihn von
sich, stand auf und brachte ihr Gewand in Ordnung. Danach trat sie
zwei Schritte in den Raum und drehte sich mit einer heftigen Bewegung
um. "Jeder Weg, den wir zu gehen gewillt sind, beginnt mit dem
ersten Schritt. Und was wir jetzt getan haben, war der erste
Schritt."
"Auf deinem Weg
gibt es aber ein gewaltiges Hindernis", sagte Dietrich mißmutig.
"Wenn ich etwas
will, kann mich kein Hindernis aufhalten!"
"Stell' es dir
bloß nicht zu leicht vor!"
Sie sah ihn mit
zornblitzenden Augen an. "Hast du nur ein Abenteuer gesucht?"
"Aber nein,
Liebste", beschwichtigte er. "Ich meine nur, wir werden es
nicht leicht haben."
"Und warum
nicht? Ich bin jetzt Witwe. Wenn das Trauerjahr vorbei ist, kann ich
heiraten, wen ich will."
"Tja, du kannst heiraten. Aber hast du schon einmal daran gedacht, daß
es bei mir nicht so einfach ist?"
"Du meinst
wegen Adelheid?" Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Von
diesem Hühnchen mußt du dich halt scheiden lassen. Oder
hast du Angst davor - vielleicht weil Elisabeth, ihre Mutter, dir
dann die Hölle heiß machen würde?"
"Was hat denn
Elisabeth damit zu tun?"
"Mehr als du
ahnst, mein Lieber. Hast du dich schon einmal gefragt, wieso Herzog
Berthold dich praktisch gezwungen hat, diese Ehe einzugehen?"
"Ich habe schon
immer vermutet, daß dein eigener Gemahl das eingefädelt
hat, weil er in mir einen Nebenbuhler sah."
Sie sah ihn
mitleidig an. "Hast du eine Ahnung! Zu solchen Intrigen wäre
Max niemals fähig gewesen. Ich will dir jetzt reinen Wein
einschenken, denn einmal mußt du es ja doch erfahren, wenn aus
uns zwei ein Paar werden soll."
Sie betrachtete ihn
nachdenklich. Er hatte sich inzwischen aufgerichtet und saß
jetzt mit neugieriger Miene auf dem Spannbett. S eine
Augen waren erwartungsvoll auf Ida geheftet. Sie mußte lächeln,
trotz der Anspannung, die sie bei dem Thema ergriffen hatte. So, wie
er jetzt mit zerzaustem Haar dort saß, hatte er in diesem
Augenblick jene jungenhafte Ausstrahlung, die ihr besonders an ihm
gefiel. Aber sie unterdrückte das Gefühl neu erwachender
Begierde, das sein Anblick bei ihr hervorrief, und zwang sich zu
einem sachlichen Ton.
"Die
Idee, dich mit Adelheid zu verheiraten, stammt von ihrer Mutter,
Elisabeth von Husen! So, jetzt weißt du es. Sie war darauf aus,
dich zu binden und damit zu verhindern, daß du dich noch einmal
mir nähern würdest. Mein Gemahl war nur das Mittel zum
Zweck, ihn hat sie angestiftet, und du kannst dir denken, daß
er einverstanden war. Und die Thiersburg hat man dir überlassen,
um dich ohne Aufsehen aus der Ortenburg und damit aus meiner Nähe
zu entfernen!"
Dietrich
war aufgesprungen. Seine Miene drückte sowohl Zweifel, als auch
Empörung aus. "Das glaube ich nicht! Nein, Elisabeth hätte
nie gewagt, den Herzog für so ein Komplott einzuspannen!"
Ida
lachte und sagte spöttisch: "Ihr Männer seid mitunter
von Blindheit geschlagen! Natürlich war es nicht Elisabeth, die
deine Zwangshochzeit hinter
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