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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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unsere Faust zu
spüren! Wir werden den Hochmut solcher Verräter brechen und
ihre Burgen zerstören, bis kein Stein mehr auf dem anderen
sitzt."
    Und
um seine Worte zu bekräftigen, richtete sich Feinel in den
Steigbügeln auf, schüttelte die Faust in Richtung des
Torturmes und schleuderte die zynische Drohung gegen das Mauerwerk:
"Wenn Euch das Schicksal der Schauenburg keine Lehre ist, dann
werden wir Euch recht bald beibringen, daß wir uns von
begriffsstutzigen Narren nicht aufhalten lassen!"
    "Du
Hundsfott, dein verlogenes Geschwätz möge dir im Halse
stecken bleiben!" schrie Dietrich zornig zurück. "Jedes
Kind weiß inzwischen, was ihr Landräuber unter Frieden und
Freiheit versteht! Deine geschwollene Rede ist nichts als eine Maske,
hinter der sich die Fratze der Tyrannei verbirgt. Mit Mord und
Totschlag wollt ihr den Willen eures Auftraggebers Otto von
Braunschweig durchsetzen. Das nennst du verdammtes Lügenmaul
'Frieden und Freiheit'. Sieh jetzt zu, daß du das Weite
gewinnst oder ich rufe die Bogenschützen, daß sie dir das
verlauste Fell spicken!"
    Verblüfft
sah er die augenblickliche Wirkung seines Gefühlsausbruches: Der
Anführer wendete wortlos sein Roß und gab der Schar ein
Zeichen, den Platz zu verlassen. Dietrich und der Wächter hörten
noch kurze Zeit den durch den Nebel gedämpften Hufschlag, dann
herrschte wieder Stille um die Burg.
    Dietrich
verließ gleich darauf die Torhalle, nicht ohne zuvor dem
Wächter einzuschärfen, von jetzt an besonders wachsam zu
sein. Langsam und nachdenklich schlenderte er zurück zum Palas.
Auf dem Weg dorthin überkam ihn das bedrückende Gefühl,
etwas falsch gemacht zu haben. Warum hatte er sich hinreißen
lassen, den fremden Herold zu beleidigen? Er wußte doch, daß
die Slawen am längeren Hebel saßen! Würde die Abfuhr,
die er ihnen soeben erteilt hatte, ohne Folgen bleiben? Mußte
er nicht damit rechnen, daß sie auf Rache sannen?
    Er
blieb mitten im Zwinger überlegend stehen und ging dann, seinen
ursprünglichen Weg unterbrechend, quer über den Platz zur
Außenmauer, die auf dem Rand eines Felsens stand, der darunter
steil abfiel. Da dieser Teil der Burg infolge der natürlichen
Gegebenheiten praktisch uneinnehmbar war, erhob sich hier die Mauer
auch nur bis in eines Mannes Brusthöhe. Dietrich trat an den
Wall heran und starrte in den undurchdringlichen Nebel, der die
herrliche Aussicht verbarg, die sich an klaren Tagen dem schweifenden
Blick bot. Man konnte bei entsprechendem Wetter über den
silbernen Schlangenkörper der Künzig hinweg auf die Ebene
sehen, die sich dehnte, so weit das Auge reichte. Nur wenn einmal
außerordentlich klares Wetter herrschte, sah man auch die
blauvioletten Konturen der Vogesen, eines jenseits der Rheinebene
sich erhebenden Gebirges im Westen. Jetzt aber verhüllte der
Nebel jede Sicht, so daß auch ein von links ins flache Land
vorspringender Ausläufer der Schwarzwaldberge nicht zu erkennen
war. Mit gemischten Gefühlen dachte Dietrich daran, daß
sich dahinter jenes Tal öffnete, in dem seine eigene Burg lag.
    Während
er so in die grauweiße Masse starrte, überlegte er, was zu
tun sei, um die Situation zu entschärfen, die durch seine
harsche Reaktion auf die Worte des feindlichen Herolds entstanden
war. Er kam jedoch zu keinem rechten Entschluß, ganz im
Gegenteil. Mißmutig fühlte er, wie sehr ihm jetzt ein
Waffenbruder fehlte, mit dem er sich hätte beraten können.
    Aber
das waren nutzlose Überlegungen, und Dietrich versuchte sie zu
unterdrücken, doch gelang es ihm in diesem Moment nicht ganz.
Erbittert dachte er daran, daß ihn das Schicksal aus seinem
behaglichen, wenn auch bescheidenen Dasein herausgerissen und in eine
bedrohliche neue Welt hineingezogen hatte. Es war eine Welt, in der
sich zwar äußerlich nicht allzu viel verändert hatte,
aber seine Aufgaben waren nun andere, und die Menschen, die ihn jetzt
umgaben, verließen sich blind darauf, daß er immer die
richtigen Entscheidungen traf.
    Zum
erstenmal in seinem noch jungen Leben spürte er die eisige
Einsamkeit eines Mannes, der die Verantwortung für ein großes
Besitztum und für die Menschen trägt, die dieses Besitztum
auch dann ernähren muß, wenn gleichzeitig der Krieg mit
blutiger Faust an die Pforte klopft. In Friedenszeiten machte es
nicht viel aus, wenn man sich einmal falsch entschied. Fehler konnten
in der Regel behoben werden. Aber in einer Zeit des
Menschenschlachtens konnte sich ein taktischer Mißgriff als
tödlicher

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