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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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einen Spalt offen. Paula griff in ihre Schultertasche und umfasste die Browning. Dann schob sie die Tür vorsichtig noch etwas weiter auf. Die Angeln waren gut geölt und gaben nicht das geringste Geräusch von sich. Direkt hinter der Tür lag eine große Gummimatte auf dem Boden, die Paula vorsichtig überstieg, ohne einen Fuß darauf zu setzen. Im Inneren des Gebäudes war es nicht besonders hell.
    Paula ging zu der alten Holztreppe und stieg sie langsam hinauf. Die fünfte Stufe knarzte ein wenig. Als sie im zweiten Stock angelangt war, blieb Paula stehen und lauschte in die Dunkelheit. Alles war still. Zu still vielleicht. Sie suchte nach der Tür, die zu dem Zimmer führen musste,
in dessen Fenstern sie nachts zuvor das Licht gesehen hatte.
    Mit der linken Hand - die immer noch in einem Handschuh steckte, während sie den rechten Handschuh ausgezogen hatte, um die Pistole besser halten zu können - griff sie nach der Türklinke und drückte sie langsam nach unten. Es wäre zwar besser gewesen, ihre Browning schussbereit zu haben, aber wenn hinter der Tür tatsächlich Roman Arbogast saß, würde ihm das wohl nicht sonderlich gefallen. Auf diese Weise kam sie mit ihm bestimmt nicht ins Gespräch. Entschlossen riss Paula die Tür auf und blickte in das taghelle Büro. Roman Arbogast war nicht da.
    Statt seiner starrte ihr Broden entgegen, der hinter Arbogasts Schreibtisch saß und einige aufgeschlagene Aktenordner vor sich hatte. In der Hand hielt er eine Mauser-Militärpistole Kaliber 7,63 mm, deren langer Lauf auf Paula gerichtet war.
    »Kommen Sie doch herein, Miss Grey«, sagte er mit neutraler Stimme. »Sie haben zwar die Druckmatte direkt hinter der Eingangstür geschickt umgangen, aber das Knarzen der fünften Treppenstufe hat Sie verraten.«
    »Wohl wahr«, sagte Paula ein wenig unsicher.
    »Und jetzt nehmen Sie bitte Ihre Hand ganz langsam aus der Umhängetasche. Ich hoffe für Sie, dass sie leer ist.« Wieder dieser unbeteiligte Ton.
    Als Paula gehorchte, lächelte Broden und legte die Mauser auf den Tisch. Bisher war er ihr immer böse und gefährlich vorgekommen, aber jetzt, wo er in seiner Wildlederjacke vor ihr saß und sie unter seinem Bürstenhaarschnitt breit angrinste, erinnerte er sie eher an einen großen Teddybären. Broden bot ihr Kaffee an, aber sie lehnte ab.
    Dann faltete er die Hände hinter seinem fleischigen Nacken. Er lächelte immer noch, aber Paula wünschte sich,
er würde die Mauser in eine Schublade legen. Sie kannte die Pistole, die zwar alt, aber eine zuverlässige Waffe war und deren Magazin zehn Schuss fasste.
    »Sie sind hart im Nehmen, Miss Grey«, sagte Broden. »Sie haben in letzter Zeit ziemlich viele schlimme Sachen mit ansehen müssen, aber trotzdem nicht die Beherrschung verloren. So was imponiert mir.«
    Paula war keine Frau, die sofort auf jede Schmeichelei hereinfiel. Ungerührt erwiderte sie Brodens Blick.
    »Sie erledigen Ihren Job dagegen sehr schlecht«, konterte sie. »Hier kann doch praktisch jeder hereinspazieren.«
    »Stimmt. Aber ich habe meine Anweisungen. Mr. Arbogast hasst es, wenn er zwei Schlösser aufsperren muss. Deshalb verlasse ich mich auf die Trittmatte.« Er grinste. »Und für Leute Ihres Kalibers habe ich immer noch die knarzende Treppenstufe.«
    »Eigentlich wollte ich ja mit Mr. Arbogast sprechen, aber wenn ich schon mal hier bin, können ja auch wir beide uns unterhalten.«
    »Mit Vergnügen.«
    »Kennen Sie Russell Straub persönlich, den amerikanischen Vizepräsidenten?«
    Er zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. Die Frage schien ihm offensichtlich zu schaffen zu machen. Um es sich nicht anmerken zu lassen, holte er betont langsam ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot Paula eine an. Als sie dankend ablehnte, zündete er sich selbst eine an, nahm einen tiefen Zug und blickte hinauf zur Zimmerdecke.
    »Mr. Arbogast hat mich ihm einmal kurz vorgestellt. Was hat Straub denn mit den Morden zu tun?«
    »Jeder, der sich in der Nähe der Tatorte aufhielt, ist verdächtig.«
    »Da bin ich aber beruhigt. Ich war nicht in Pinedale, als es Hank Foley erwischt hat.«

    »Aber Sie hätten dort sein können.« Bei Typen wie diesem durfte man keine Schwäche zeigen, sonst verachteten sie einen.
    »Wie das?«
    »Sie hätten zum Beispiel mit dem Firmenjet von ACTIL, der Ihnen ja bestimmt zur Verfügung steht, nach Boston fliegen können.«
    »Sie scheinen in unserer Firma ja gut Bescheid zu wissen.« Langsam ließ er die Mauser auf dem Tisch

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