Die Klinge
hatten.« Sie richtete sich auf. »Ich kann dieses blöde Weib nicht ausstehen.«
»Kann es sein, dass Russell Straub und sein Begleiter noch da waren? Sie saßen ganz hinten.«
»Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass außer mir niemand mehr da war, Paula!«, sagte Sophie schroff. »Ich weiß, manchmal halten mich die Leute für dumm. Aber ich bin viel klüger, als den meisten klar ist. Halten Sie mich etwa auch für dumm? Dass Sie sich nur nicht täuschen!«
»Gut, es war also niemand mehr in der Lounge«, fuhr Paula unter Aufbietung ihrer ganzen Geduld fort. »Ich nehme an, Sie haben Ihre Schlüssel gesucht. Jedenfalls hätte ich das an Ihrer Stelle getan.«
»Ich bin auf Händen und Knien durch die Lounge gekrochen und habe unter alle Tische geschaut, und danach habe ich auch noch draußen in der Hotelhalle gesucht.« Sophie
brachte ihr Gesicht ganz nah an das von Paula. »Sie können es mir ruhig glauben, Paula. Irgendwer hat mir die Schlüssel geklaut.«
»Ich glaube Ihnen ja.«
»Tatsächlich?« Sophie funkelte Tweed mit blitzenden Augen an. »Haben Sie das gehört? Sie glaubt mir. Ein Wunder.«
Tweed stand auf, schob die Hände in die Hosentaschen und ging zur Balkontür. Sophie erhob sich ebenfalls und folgte ihm langsam.
»Ein wunderbarer Ausblick«, bemerkte er. »Vor allem nachts mit den Lichtern drüben am Monte Brè. Sehen Sie die Lichterkette, die sich den Berg hinaufschlängelt?«
»Das dürfte eine Straße sein«, sagte Sophie. »Es muss aber auch ein schöner Anblick sein, von drüben hier herüberzuschauen.«
»Stimmt«, sagte Tweed. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Lichterkette zu der Seilbahn gehört, die auf den Gipfel führt.« Er spähte über die Brüstung des Balkons. »Ich nehme an, das ist Ihr Audi dort unten.«
»Ja, das ist er. Aber was nützt mir die elende Karre, wenn ich nicht hineinkomme.«
»Ihre Schlüssel tauchen bestimmt wieder auf, Sophie. Wenn nicht, dann soll Newman gleich morgen früh beim Autoverleih anrufen und Ersatzschlüssel für Sie anfordern.«
»Danke für das Angebot, aber ich kann ja Black Jack hinschicken. - O nein, kann ich nicht«, fuhr sie in ihrem gleichgültigen Ton fort. »Der ist ja leider von uns gegangen.«
Als Sophie Tweeds missbilligenden Blick bemerkte, legte sie ihm eine Hand auf den Arm.
»Vergessen Sie nicht, dass ich Wissenschaftlerin bin. Als solche betrachte ich Leben und Tod aus einem ganz anderen Blickwinkel.«
»Ich glaube, wir sollten jetzt gehen«, entgegnete Tweed steif. »Es gibt noch einiges für uns zu tun.«
»Wir können uns ja beim Essen weiter über dieses Thema unterhalten …«
»Wie kann man nur so kaltschnäuzig sein«, sagte Paula und schäumte innerlich vor Wut, als sie wieder draußen auf dem Gang waren. »Immerhin war er ihr Geliebter. Wenn sie sich beim Abendessen zu uns setzen will, müssen Sie sie unbedingt abwimmeln. Ich glaube, ich kann heute kein Wort mehr mit ihr wechseln.«
»Ich muss zugeben, dass die beiläufige Art, wie sie über Black Jacks Tod gesprochen hat, auch mir für einen Moment die Sprache verschlagen hat«, sagte Tweed.
»Diese Arbogasts sind wirklich eine seltsame Familie«, sagte Paula stirnrunzelnd.
»Und sie stecken tief in der Sache drin. Nach allem, was Sie mir erzählt haben, bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass tatsächlich der Täter in dem Audi saß, dem Sie zu dem alten Haus am See gefolgt sind. Weiter vermute ich, dass der Mörder Black Jack dazu gebracht hat, dass er Sie hinaus zu dem Haus lockt. Nachdem Sie nicht in den Keller gestürzt waren, musste der Mörder ganz schnell wieder zurück ins Hotel. Schließlich durfte Black Jack Ihnen nicht erzählen, wer ihn dazu angestiftet hatte, Sie in die Falle zu locken. Das hat dem armen Kerl das Leben gekostet.«
»Ich frage mich, wie der Mörder unseren Black Jack dazu gebracht hat. Für Geld hätte er das bestimmt nicht getan.«
Sie waren vor Paulas Zimmer angelangt, und Paula wollte gerade die Tür aufsperren, als der Lift anhielt und Beck heraustrat. Er machte ein ernstes Gesicht, lächelte aber sofort, als er Paula sah.
»Ich belästige Sie nur ungern«, sagte er, als sie zusammen in Paulas Zimmer gingen, »aber ich muss Ihnen unbedingt
ein paar Fotos zeigen. Die sind allerdings nicht sehr schön.«
»Sollen wir etwa wieder eine Leiche identifizieren?«, fragte Tweed.
»Danke, aber das ist bereits erledigt. Ich bin vorhin Marienetta über den Weg gelaufen, und sie hat sich dazu bereit
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