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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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er im Nacken ziemlich lang. Außerdem hatte er
eine große Nase, und seine vollen Lippen umspielte ein grausamer Zug. Während seine Hand immer heftiger ihre Schulter streichelte, lächelte Paula ihn an.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe eine sehr empfindliche Haut, die es nicht verträgt, wenn sie so fest angefasst wird.«
    Black Jack lockerte den Griff, brachte dafür aber sein Gesicht ganz nahe an ihres. »Gut, das zu wissen«, flüsterte er. »Ich verspreche Ihnen, dass ich später daran denken werde. Ich werde sanft wie ein Lamm zu Ihnen sein.«
    »Was meinen Sie mit später?«
    »Diese Party ist doch stinklangweilig«, sagte er mit einer Stimme, die schon etwas undeutlich klang. »Da hinten ist der Notausgang. Wir könnten verschwinden und in meine kleine Wohnung am Eaton Square gehen. Ich verspreche Ihnen eine Nacht, die Sie niemals vergessen werden.«
    »Vielen Dank für das Angebot, aber mir gefällt es hier recht gut.«
    »Will Ihnen mal’n Geheimnis verraten«, sagte Black Jack mit schwerer Zunge. »Man hat mir zehntausend Pfund angeboten, wenn ich einen Mann namens Tweed mal richtig vermöble. Ist doch Ihr Boss, oder? Und Sie sind seine Sekretärin oder so was.«
    »Wenn Sie meinen... Aber dass Sie Tweed vermöbeln sollen, ist doch ein schlechter Scherz, oder?«
    »Nö. Er ist’n paar hohen Tieren in die Quere gekommen. Wenn ich mit ihm fertig bin, kann er drei Wochen lang nicht mehr richtig laufen, das versprech ich Ihnen. Na los, seien Sie keine Spielverderberin, und zeigen Sie mir, wo er sitzt, wenn wir zurück zu den anderen gehen.«
    Obwohl Paula nur ein Glas Wein getrunken hatte, spürte sie, wie sie innerlich zu zittern begann. Ihr scharfer Verstand arbeitete auf Hochtouren. Wie sollte sie bloß mit dieser verrückten Situation fertig werden? Hatte Black Jack die Wahrheit gesagt? Sie bemerkte, wie er sie mit seinen
merkwürdigen Augen unablässig anstarrte. Vermutlich versuchte er, ihre Reaktion zu ergründen.
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte sie.
    Kurz darauf gingen sie in den Saal zurück. Black Jack blieb stehen, und Paula drehte sich nach ihm um. Sie sah, dass eine junge, vulgär gekleidete Blondine ihn in ein Gespräch verwickelt hatte. Paula eilte an ihren Tisch zurück. Nur Newman bemerkte, wie sie seine Tischkarte nahm und in ihre Handtasche steckte.
    »Was ist los?«, fragte Newman.
    Paula flüsterte ihm etwas ins Ohr. Das Klingen der Gläser und die angeregte Unterhaltung der Gäste waren so laut, dass niemand mitbekam, was sie ihm sagte.
    »Black Jack hat zehntausend Pfund bekommen, um Tweed zu verprügeln, aber ich glaube nicht, dass er weiß, wie Tweed aussieht. Er hat mich gefragt, ob ich ihn ihm zeigen kann, und ich werde nachher auf Sie deuten.«
    »Gute Idee. Mit diesem Kerl werde ich mit links fertig.«
    Tweed saß am selben Tisch wie Arbogast und trank gerade einen Kaffee, als Paula auf ihn zutrat.
    »Wenn Sie später gehen, dann nehmen Sie Newman mit. Unbedingt. Es geht um Ihre Sicherheit«, flüsterte sie ihm zu.
    Arbogast, der sich angeregt mit seiner schönen Tischdame unterhalten hatte, wandte sich nun Paula zu. Er ergriff freundlich lächelnd ihre Hand und ließ sie nicht mehr los. »Sollten Sie es jemals überhaben, für diesen modernen Einstein zu arbeiten, rufen Sie mich an. Man trifft so selten eine schöne Frau, die gleichzeitig auch Verstand hat.«
    »Vielleicht komme ich auf Ihr Angebot zurück«, erwiderte Paula und lächelte ebenfalls. Dann drehte sie sich um und ging wieder an ihren Tisch zurück.
    Der Vizepräsident sah Tweed aus kalten Augen an und räusperte sich. Augenblicklich wurden alle am Tisch still
und warteten auf das, was der mächtige Mann zu sagen hatte.
    »Sie sind Tweed, nicht wahr?«, fragte er barsch. »Was treiben Sie denn so?«
    »Wenn Sie meinen Namen kennen...«, antwortete Tweed und hielt kurz inne, ehe er mit scharfer Stimme fortfuhr: »... dann müssen Sie auch wissen, was ich so treibe, wie Sie sich auszudrücken belieben. Wieso fragen Sie dann?«
    Er war laut geworden und klang fast ärgerlich. Paula blieb stehen und drehte sich um. Nur selten hatte sie Tweed in einem so aggressiven Ton reden gehört. Für einen kurzen Augenblick huschte ein hinterhältiger Ausdruck über Straubs Gesicht, dann gewann der Politiker in ihm wieder die Oberhand.
    »Hört, hört, wir haben offenbar einen Tiger unter uns, der noch nicht zahnlos ist. Ehrlich gesagt, ich treffe Leute wie Sie ständig, aber bisher hat mich noch keiner

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