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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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harmlos erschien. Und was die Vorgehensweise unseres Täters betrifft - ich kann Ihnen nicht verhehlen, dass sie mich fasziniert.« Seale hörte sich fast an, als würde er sich lobend über die Zusammenstellung eines Abendessens äußern. »Der Mörder hat seine Technik auf bewundernswerte Weise perfektioniert«, fuhr er fort. »Obwohl er den Kopf ganz knapp unterhalb des Kinns abhackt, sind die Schnittflächen am Hals absolut glatt und sauber. Ich rate Ihnen, konzentrieren Sie sich bei Ihren Ermittlungen auf diesen Punkt, und eines Tages werden Sie wissen, wer der Täter ist. Oder auch nicht.«
    »Sonst noch irgendwelche Tipps?«, wollte Tweed wissen, der die Augen halb geschlossen hatte und mit seinem Kugelschreiber spielte.
    »Tipps!« Seale war außer sich vor Empörung. »Werter Herr, meine Worte basieren auf jahrelangen intensiven Studien vergleichbarer Fälle. Sie müssen Ihren Verstand gebrauchen und sich in den Täter hineinversetzen. Wie würden Sie vorgehen, wenn Sie jemanden auf diese Weise töten würden?« Seale sah Paula fragend an. »Ist Ihnen die Wychwood Library ein Begriff?«
    »Ja, natürlich«, sagte Paula und erwiderte unerschrocken den Blick aus seinen dunklen Augen. »Aber man muss Mitglied sein, um dort ausleihen zu können.«
    »Ich bin Mitglied«, sagte Tweed gelassen.

    »Wie schön«, antwortete Seale, ohne Paula aus den Augen zu lassen. »Dann nehmen Sie doch Tweeds Bibliotheksausweis und leihen Sie sich einmal Geschichte der Exekution von Jonathan Wylie. Lesen Sie sich das Buch aufmerksam durch.« Sein Blick wurde noch strenger. »Vielleicht begreifen Sie dann, wie der Täter vorgeht und was in ihm vorgeht. Es gibt einen Umstand, den bisher noch niemand erwähnt hat. Ich überlasse es Ihnen, ihn herauszufinden.«
    »Es würde Miss Grey vielleicht helfen, wenn sie wüsste, wonach sie in dem Buch suchen soll«, sagte Tweed.
    »Nein, würde es nicht«, blaffte Seale. »Sie muss selbst herausfinden, was Wylies wunderbares Buch ihr zu verraten hat.« Dann drehte er sich um und nahm Marler ins Visier. »Und der Herr, der da drüben an der Wand lehnt«, fügte er hinzu, »hat gute Gründe, sich dort hinzustellen.«
    »Welche Gründe denn?«, fragte Tweed. Die unglaubliche Arroganz seines merkwürdigen Besuchers schien ihn nicht im Geringsten vor den Kopf zu stoßen.
    »Er ist ein Kämpfer. Würde er sich setzen, wäre er im Nachteil, falls er angegriffen wird. Solange er steht, befindet er sich in der Position des Stärkeren und ist jeder Situation gewachsen.«
    Mit diesen Worten packte Seale seinen Spazierstock fester, erhob sich und warf einen letzten Blick in die Runde. Ohne sich von Tweed zu verabschieden, ging er zur Tür.
    »Das ist alles, was ich zu sagen habe. Damit habe ich meine Pflicht und Schuldigkeit Roy Buchanan gegenüber getan. Auf Wiedersehen...«
     
    »Das ist vielleicht ein seltsamer Vogel«, meinte Tweed schmunzelnd, als sie wieder allein waren.
    »Mir kommt er wie eine Figur aus einem Roman von Charles Dickens vor«, sagte Newman. »Und wie ein Wichtigtuer obendrein.«

    »Aber etwas, das er gesagt hat, fand ich doch sehr interessant«, entgegnete Tweed.
    »Jetzt wissen wir wenigstens, dass wir es mit einem Unmenschen zu tun haben«, sagte Paula. »Vielleicht hilft uns das, ihm auf die Spur zu kommen.«
    »Wie meinen Sie das?« Newman betrachtete sie skeptisch.
    »Weil der Täter zwar wie ein Mensch aussieht, aber in Wirklichkeit grausamer als ein wildes Tier ist. Wir dürfen nie vergessen, wie gefährlich dieser Mörder ist.«
    »Paula hat Recht«, stimmte Tweed ihr zu.
    »Seale übrigens auch«, mischte sich Marler ein. »Ich lehne wirklich immer an der Wand, damit man mich von hinten nicht angreifen kann. Hat er gut beobachtet.«
    »Aber das ist doch bloß ein Spinner«, schnaubte Newman. »Ich frage mich, wovon der überhaupt lebt. Sein Anzug sah zwar aus, als käme er aus dem neunzehnten Jahrhundert, aber er war nagelneu und muss eine schöne Stange Geld gekostet haben.«
    »So viel ich weiß, hält Seale auch in den Staaten Vorträge«, sagte Tweed. »Ich bin mir sicher, dass man ihm jede Menge Geld dafür bezahlt. Und wenn er sich vor seinem amerikanischen Publikum auch so kleidet wie hier, liegt es ihm bestimmt zu Füßen.«
    »Streit kriegen möchte ich mit dem Burschen jedenfalls nicht«, sagte Newman. »Jede Wette, dass sein Spazierstock, den er mich nicht anfassen lassen wollte, in Wirklichkeit ein ganz gefährlicher Stockdegen ist.«
    »Ein Stockdegen?«,

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