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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Haar den Kopf von den Schultern gerissen«, bemerkte Newman im Flüsterton. »Oh, Entschuldigung, das ist mir so rausgerutscht. Fahren wir lieber nach oben, da kommt auch schon der Aufzug. Diese Auftritte müssen wir uns wirklich nicht antun.«
    Er hatte den Satz gerade zu Ende gesprochen, als Black Jack von draußen hereinkam. Er trug einen dicken Wintermantel und hatte eine große, lederne Reisetasche in der
Hand. Er winkte Tweed und Newman zu und rief jovial: »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mir den Lift schnappe. Ist verdammt kalt da draußen. Ich brauche jetzt dringend eine heiße Dusche.«
    Newman hatte ihn noch nie so aufgeräumter Stimmung erlebt. Der Mann war offensichtlich sehr zufrieden mit sich. Weil Black Jack ihm ohnehin auf die Nerven ging, trat er vor die Aufzugskabine und versperrte ihm den Weg
    »Doch wir haben etwas dagegen. Wir haben den Lift für uns geholt. Außerdem ist es hier in der Halle warm genug.«
    »Seien Sie doch nicht so unfreundlich, mein Bester.«
    »Ich bin nicht Ihr Bester.«
    Tweed war mit Paula inzwischen in den Aufzug getreten. Newman und Black Jack funkelten einander böse an, bis Letzterer nachgab.
    »Ihr solltet euch nicht mit diesem windigen Reporter abgeben«, rief er Marienetta zu, die immer noch neben Sophie stand.
    »Also, ich mag ihn …«, sagte Sophie.
    Den Rest des Satzes bekamen Paula und ihre beiden Begleiter nicht mehr mit, weil sich die Lifttüren schlossen. Sie fuhren nach oben.
     
    »Einen kleinen Brandy für Sie, Paula?«, fragte Newman, als sie in Tweeds Suite waren.
    »Keinen Brandy«, sagte Tweed scharf. »Lieber ein Glas Wasser.«
    »Ja, gern.«
    Paula hatte ihren Mantel ausgezogen und sich erschöpft in einen Sessel fallen lassen. Mit großen, gierigen Schlucken trank sie das Glas Wasser aus, das Tweed ihr gegeben hatte, und bat dann um ein zweites. Sie saß ganz still da, umklammerte mit den Händen die Lehnen des Sessels und presste die Knie aneinander. Stumm starrte sie vor sich hin.
Tweed legte einen Finger an den Mund und gab Newman damit zu verstehen, dass er still sein solle. Paula leerte noch ein drittes Glas Wasser, ehe sie aus ihrem Grübeln herauskam.
    »Sophie und Marienetta scheinen sich ziemlich oft in die Wolle zu kriegen«, sagte sie.
    »Sophie hat ihre Kusine aber auch provoziert«, meinte Newman, der ihr gegenüber Platz genommen hatte.
    »Und dann auch noch dieser merkwürdige Auftritt von Black Jack, der es kaum erwarten konnte, auf sein Zimmer zu kommen.«
    »Die Familie Arbogast, wie sie leibt und lebt«, sagte Tweed. »Es hat eigentlich nur Roman gefehlt.«
    »Ich habe gesehen, wie Arbogast vor gut einer halben Stunde das Gebäude verlassen hat«, sagte Paula. »Ich glaube, dass er in seinem Büro unten an der Sihl war, als der Mord passierte. In den Fenstern im zweiten Stock brannte jedenfalls Licht.« Paula runzelte die Stirn. »Was allerdings nicht heißen muss, dass auch jemand im Zimmer war. Irgendjemand könnte das Licht angemacht haben und dann gegangen sein.«
    »Sie sollten jetzt nicht so viel grübeln«, sagte Tweed.
    »Das Monstrum ist vielleicht sogar hier im Hotel«, fuhr Paula fort, als hätte sie die Bemerkung ihres Chefs nicht gehört. »Was für eine grauenhafte, entwürdigende Tat. Ich frage mich nur, wieso der Mörder diesmal den Kopf nicht mitgenommen hat.«
    In dem Moment klopfte es an der Tür. Newman öffnete, und Arthur Beck trat mit grimmiger Miene ins Zimmer. So wütend hatte Tweed ihn noch nie gesehen.
    Paula sah ihn fragend an. »Können Sie sich erklären, warum der Mörder dieses Mal den Kopf nicht mitgenommen hat?«
    »Ich glaube …«, setzte Beck an, bevor er verstummte und Paula prüfend musterte. Er schien überrascht zu sein, wie
gefestigt sie mittlerweile wieder wirkte. »Das habe ich mich auch schon gefragt und mir tatsächlich eine Vermutung zurechtgelegt«, fuhr er fort. »Die Tat fand dieses Mal in einer Großstadt statt, und vielleicht erschien es dem Täter da zu riskant, den Kopf mit sich herumzuschleppen. In Montreux war nicht damit zu rechnen, dass jederzeit jemand auftauchen könnte, außerdem geschah der Mord dort mitten in der Nacht. Auch bei den beiden anderen Morden - in Pinedale und Bray - waren die Tatorte ziemlich abgelegen, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Das stimmt«, bestätigte Tweed.
    »Spätestens morgen wird die ganze Schweiz in hellem Aufruhr sein«, fuhr Beck fort. »Zwei enthauptete Leichen innerhalb von wenigen Tagen, und noch dazu beides Ausländer.

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