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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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ich keine Familie.«
    Thalia erschauderte bei der Vorstellung, dass Gabriel, der so kraftvoll und lebendig wirkte, in dunklen, gefährlichen Minen eingesperrt wäre. In der Armee war er zwar beinahe täglich gefährlichen Situationen ausgesetzt gewesen, doch Brennstoff aus den Tiefen der Erde zu fördern, schien ihr brutal und sinnlos. Dort war der Feind nicht ein Soldat aus einem anderen Land, sondern die Arbeit an sich.
    Sie wollte jede Finsternis für ihn vertreiben. »Wenn du so lange geblieben bist, muss es dir in der Armee gut gefallen haben.«
    »Gut genug. Wie überall gab es gute und schlechte Tage. Manchmal vermisse ich es. Ich habe nicht gern getötet, aber es hat mir gefallen, einen Auftrag und ein Ziel zu haben. Und der Alltag konnte angenehm sein. Ich erinnere mich«, sagte er und entspannte sich etwas, »wie in Nagput der Monsun kam. Es hat monatelang geregnet. Das kann man sich an einem Ort wie diesem schwer vorstellen.«
    »Ich bin gern nass, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    Gabriels Augen funkelten vor Lust. »Das war nicht das letzte Mal, Liebes.«
    So sehr sie ihn begehrte, ihr Körper war erschöpft. Sie versuchte, das Thema wieder aufzugreifen. »Also. In Indien hat es geregnet.«
    Er hatte Verständnis für ihre Müdigkeit. »Es hat monatelang geregnet, und wir waren kurz davor durchzudrehen. Eines Tages haben Lieutenant Carlyle und ich angefangen, uns alles auszumalen, was wir täten, wenn der Regen aufhörte. Sachen, die man draußen tut. Ein Bild malen. Einen Brief schreiben. Ein Klavier stimmen.«
    »Du kannst ein Klavier stimmen?«
    »Ich wollte es lernen.«
    Er überraschte sie immer wieder auf angenehme Art. »Und hast du es gelernt?«
    »Nein. Aber es ging noch eine Weile so weiter. Carlyle und ich versuchten, uns mit unseren Nach-dem-Monsun-Plänen gegenseitig zu übertreffen. Schließlich sagte jemand, ich glaube Reynolds, wir sollten unseren Hintern bewegen und etwas tun oder die Klappe halten. Also sind wir rausgegangen und haben Football gespielt. Nach einer Weile kamen andere Männer hinzu und schlossen sich uns an. Sogar indische Soldaten.«
    »Im Regen?«
    »Im Regen. Das Spielfeld war matschig.«
    »Wer hat gewonnen?«
    »Meine Mannschaft. Carlyle musste einen Monat lang jeden Abend meine Stiefel putzen.«
    »Das klingt gut.«
    »Mit seinem Kissenbezug.«
    Thalia merkte, wie sie das erste Mal seit Jahren kicherte. »Hoffentlich waren sie ordentlich schmutzig.«
    »Ich bin jedes Mal durch die Ställe gelaufen, bevor ich ins Quartier zurückgekehrt bin.«
    Jetzt schüttelte sie sich vor Lachen und Gabriel ebenso. Es tat so gut, mit jemandem zu lachen. Als er in das Ger ihres Vaters in Urga gekommen war, hatte Thalia es nicht für möglich gehalten, dass er so unbeschwert und ausgelassen sein konnte. Je besser sie ihn kennenlernte, desto mehr glaubte sie, dass er ihre Liebe verdiente. Nachdem sie ihm ihre Gefühle gestanden hatte, fühlte sie sich erleichtert. Denn er erwiderte ihre Gefühle. Er liebte sie. Was für ein Glück.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich dich mit Erzählungen über matschige Fußballspiele und Pferdemist zum Lachen bringe«, amüsierte sich Gabriel.
    »Das spricht nicht sehr für mich«, konterte Thalia. Er drehte sie zu sich herum, sodass sie ihm in die Augen sah. Selbst in der dunklen Nacht leuchteten sie golden und ernst.
    »Ich habe großes Glück«, sagte er heiser. »Ich bin ein ungehobelter Soldat, der sich mit Höflichkeiten und Umgangsformen nicht auskennt. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Frau finde, mit der ich mich unterhalten kann, ohne mich zum Idioten zu machen. Du erwartest von mir nicht, dass ich mich gut benehme. Du bist sogar gern mit mir zusammen, wenn ich bin, wie ich bin.« Er klang ehrlich überrascht und war kein Mann, der sich selbst abwertete.
    »Wie du bist«, wiederholte sie versonnen, dann küsste sie ihn und legte ihre Hände auf seine Wangen, die sie an einen Erzengel erinnerten.
    »Jeder Mann, der dich nicht will, wäre verrückt.«
    Sie lachte leise. »Begehren und lieben ist nicht dasselbe. Ich weiß, dass Männer sehr leicht eine Frau begehren .«
    Gabriel murmelte etwas von russischen Mistkerlen, die man kastrieren müsste.
    »Ja, er zum Beispiel«, sagte Thalia und freute sich unmäßig über seine Rachegelüste, »aber viele andere auch.«
    »Spricht dein Vater so offen mit dir?«
    »Oh, nein. Nachdem meine Mutter gestorben war, wollte er nie wieder heiraten, dabei hat es ihm nicht an Gelegenheiten gemangelt.

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