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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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nur, wenn sie besonders wütend war.
    Seine Miene verfinsterte sich. Von wegen vorsichtig. »Sie haben uns gehört.«
    »Das wäre nicht nötig gewesen, Batu«, erwiderte sie. Sie richtete den Blick auf Hauptmann Huntley, aber er ritt hinter ihnen her und schien nicht zu bemerken, worüber sie sprachen. »Du hast mich bereits in Erdene Zuu gewarnt.«
    »Aber Sie haben meine Warnung nicht beachtet«, entgegnete Batu. »Ich habe beobachtet, wie Sie ihn ansehen, wie Sie es genießen, wenn er Sie berührt.«
    »Ich will nicht mit dir darüber reden«, murmelte sie.
    »Das müssen wir aber«, insistierte er. »Dieser Weg führt ins Verderben, Thalia Guai . Wenn Sie nicht auf sich aufpassen, muss ich es tun.«
    »Indem du dich dem Hauptmann gegenüber respektlos verhältst? Er ist durch und durch ehrenhaft.«
    »Er ist ehrenhaft, aber er ist auch ein Mann.«
    »Männer sind keine Tiere, Batu.«
    »Sie können von dem Tier in ihnen überwältigt werden.«
    »Und Frauen?«
    »Frauen auch.«
    »Richtig. Wir sind Kühe «, sagte sie bissig.
    Ach, das war nicht gut. Sie hatte zu viel gehört. »Die Worte waren ungeschickt gewählt, aber der Sinn dahinter ist richtig.«
    Sie schwieg eine Weile, doch ihr Verstand arbeitete. Schließlich sagte sie: »Er musste das nicht wissen.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war mein Fehler, Sergej zu vertrauen, Batu. Mein Fehler und meine Schmach.«
    Wie immer blieb sie stur. Es war einer der vielen Gründe, weshalb Batu sie so sehr liebte. »Können Sie sich noch erinnern, wie Sie gelernt haben, auf mongolische Art zu reiten?«
    Sie nickte zurückhaltend.
    »Wissen Sie noch, wie Sie abgeworfen wurden und im Dreck landeten? Sie haben in den Himmel hinaufgesehen und sich geweigert zu weinen, obwohl Sie sich bei dem Sturz sehr wehgetan hatten.« Sie antwortete nicht, aber Batu erkannte an dem angespannten Zug um ihren Mund, dass sie sich erinnerte. »Ich habe Sie aufgehoben und Ihre Wunde mit der Schärpe von meinem Del verbunden.«
    »Die Schärpe besitze ich immer noch«, sagte sie nach einem Moment, und ihre Stimme klang nicht mehr eisig, sondern rau, gerührt. Sie war keine Frau, die schnell anfing zu weinen. »Und die Narbe an meinem Bein.«
    »Das war das erste Mal, dass ich mich um Ihre Wunden gekümmert habe, aber es war nicht das letzte Mal«, sagte Batu ernst. »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, dass ich nie wieder Ihre Wunden versorgen muss.«
    Ohne ihn anzusehen, erwiderte sie: »Kühe hin oder her, du bist ein guter Freund, Batu.« Sie griff über die Distanz zwischen ihren Pferden hinweg nach seinem Arm. Dann ließ sie ihn los und trieb ihr Pferd an, als wollte sie ihrem eigenen Herzen entfliehen.

9
    LÖWE UND LAMM
    Endlich gewann die kleine Windhose an Stärke. Erst reichte sie nur bis auf Kniehöhe, dann bis zur Hälfte des Oberschenkels. Sie verströmte einen leicht modrigen Geruch, einen Hauch von Leben. Doch der Triumph war nur von kurzer Dauer, dann sackte der Wirbel als Erdhaufen in sich zusammen. Auch das Medaillon fiel auf die Erde und wirbelte eine kleine Staubwolke auf.
    »Hölle und Huren«, bellte Jonas Edgeworth, der den misslungenen Versuch inspizierte. »Diesmal hätte ich es fast gehabt.« Er hob das Medaillon auf und sah wütend zu Henry Lamb herüber, der auf einem Klappstuhl am Feuer saß. Er hielt ausreichend Abstand, dass der Holzgeruch nicht in seine Kleidung kroch. Edgeworth spuckte in den Staub und fuhr fort: »Ich weiß nicht, was zum Teufel ich verkehrt mache.«
    Lamb würdigte Edgeworth kaum eines Blickes, während er seinen Pfeifenkopf mit seinem Lieblingstabak stopfte, einer Spezialmischung aus einem kleinen Geschäft in der Jermyn Street. Lamb atmete den Tabakgeruch ein und wünschte, er wäre wieder in seinem Club. Weit weg von der Einöde der Äußeren Mongolei könnte er sich Pfeife rauchend mit einer Zeitung entspannen. Zum Wohle der Erben und Englands musste er es mit dem rüpelhaften Jonas Edgeworth aushalten. Auf einem von den Erben betriebenen Dampfschiff waren Lamb, Edgeworth und der mongolische Tsend von England nach China gereist. Es war eine lange Reise gewesen, die ihm aufgrund der ungehobelten Gesellschaft noch länger erschienen war.
    »Versuch es noch einmal«, schlug Lamb deutlich gereizt vor. »Und sing es diesmal nicht so hastig. Du stößt das Lied hervor, als wärst du in der Schule. Aber vorher«, fügte er hinzu und wedelte mit einem Stück Papier, »habe ich noch sehr gute Nachrichten aus dem Hauptquartier. Der

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