Die Klinik
ein Boot einlief, an den Fischkai, und Gaby handelte schamlos, bis sie für fünfunddreißig Cents eine noch immer um sich schlagende wunderschöne große Flunder kaufte, als Versicherung gegen die Möglichkeit, daß es am nächste Morgen regnete oder sie verschlafen und nicht fischen gehen würden.
Als sie in die Hütte zurückkamen, legte sie den Fisch in den Eisschrank, kam zu ihm, nahm sein Gesicht in ihre Hände und hielt es fest. »Deine Hände riechen nach Flunder«, klagte er, küßte sie dann lange und sah sie an, und sie wußten beide, daß er sie wieder lieben würde, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, sich den Fischgeruch von den Händen wegzuwaschen.
»Adam«, sagte sie mit schwankender Stimme, »ich will dir sechs Kinder schenken. Mindestens sechs. Und fünfundsiebzig Jahre lang mit dir verheiratet sein.«
Verheiratet, dachte er. Kinder?
Dieses verrückte Weibsbild.
»Gaby, hör zu…«, sagte er ängstlich.
Sie zog sich zurück, und er griff wieder nach ihr, um sie festzuhalten, während er sprach, aber sie wollte nichts davon hören. Sie sah ihn fest an.
»Oh, Herrgott«, sagte sie.
»Hör zu…«
»Nein«, sagte sie. »Ich will nichts hören. Ich bin nicht sehr geschickt. Es ist keine Überraschung für mich, ich habe es immer gewußt. Aber du. Gott«, sagte sie. »Armer Adam. Du bist ein – ein Nichts.«
Sie lief ins Badezimmer und versperrte die Tür. Er hörte kein Weinen, aber nach einer Weile kam das Geräusch von etwas Schrecklichem, das stoßweise Geräusch von Speien, das Ziehen der Wasserspülung.
Mit einem tiefen Schuldgefühl klopfte er an die Tür.
»Gaby, fühlst du dich nicht wohl?«
»Geh zum Teufel«, keuchte sie, und jetzt weinte sie.
Nach langer Zeit hörte er das Geräusch von fließendem Wasser, als sie sich wusch, und endlich öffnete sich die Tür, und sie erschien.
»Ich will weg«, sagte sie.
Er trug die Reisetaschen zum Wagen, sie drehte das Gas ab und versperrte die Tür von innen und kletterte durch das Fenster, an dem er die Bretter wieder festmachte. Als er versuchte, sich hinter das Lenkrad zu setzen, fauchte sie ihn an. Sie fuhr selbstmörderisch, bis sie schließlich auf der Route 128 in Hingham ein Strafmandat wegen überhöhter Geschwindigkeit bekam, wobei der Polizist als Hüter und Bewahrer der öffentlichen Sicherheit bissig und sarkastisch war.
Nachdem sie den Strafzettel bekommen hatte, fuhr sie vorsichtiger, begann jedoch zu husten, eine Reihe krächzender asthmatischer Anfälle, die ihre ganze Gestalt schüttelten, während sie sich über dem Lenkrad krümmte.
Er ertrug das Geräusch, solange er nur konnte. »Fahr von der Autobahn herunter und suche eine Apotheke«, sagte er. »Ich schreibe dir ein Rezept für Ephedrin.«
Aber sie fuhr weiter.
Die Dämmerung brach schon herein, als sie schließlich mit dem Wagen vor dem Krankenhaus anhielt. Sie hatten ihre Fahrt nicht unterbrochen, um zu essen, und Adam war wieder müde, hungrig und zermürbt.
Er stellte seine Reisetasche auf den Gehsteig.
Er konnte ihr Husten hören, als sie das Gaspedal heftig niedertrat. Der Plymouth schoß auf die Straße, einem herankommenden Taxi in den Weg und wieder heraus, der Fahrer fluchte und drückte heftig auf seine Hupe.
Adam stand auf dem Gehsteig, und plötzlich fiel ihm ein, daß sie vergessen hatte, den Fisch aus dem Eisschrank zu holen. Wenn sie das nächstemal in ihre Hütte fuhr, würde sie der ekelerregende Geruch an ihre unterbrochenen Ferien erinnern. Widersprechende Gefühle, Kummer, Schuld und Bedauern bedrückten ihn. Er hatte sie mit peinlichen Geständnissen der entwürdigendsten Art bis über beide Ohren angefüllt, und dann hatte er sich erlaubt…
Verdammt, dachte er, habe ich denn etwas versprochen? Habe ich einen Vertrag unterzeichnet?
Aber in plötzlichem Ekel vor sich selbst wußte er, daß er, während er ihren Körper zärtlich behandelte, wie ein Tier ihre Seele zerfleischt hatte.
Er warf den Kopf zurück und schaute zu dem alten Ungeheuer von Gebäude hinauf.
Na, da bin ich wieder, sagte er zu dem Krankenhaus. Hast du mich sehr vermißt.
Als die Dunkelheit hereinbrach, gingen die Lichter an, und das Krankenhaus sah ihn mit vielen Augen an. Er dachte an das, was drinnen vorging, an all die Ameisen in dem großen Haufen, und fragte sich, wieviele Patienten der Abteilung in der kommenden Woche von ihm operiert werden würden.
Als Mensch bin ich ein leidiges Miststück und ein Narr, dachte er, aber als Chirurg funktioniere ich
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