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Die Kluft: Roman (German Edition)

Die Kluft: Roman (German Edition)

Titel: Die Kluft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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in ein, zwei Jahren noch einmal darüber nachdenken.« Daraufhin trat sie noch einmal dicht an mich heran und flüsterte: »Er wird sich schließlich nicht ewig halten, oder?«
    Und dann trat sie ein paar Schritte zurück und sagte laut: »Na siehst du, wie gut, dass du mich hast und dass ich ein bisschen auf dich aufpasse. Schau dir diese Toga an. Wenn ich das nächste Mal komme, bringe ich dir eine neue mit.«
    »Ich hoffe, bald«, sagte ich, worauf sie teils neckisch und teils bedauernd lachte. Ich stelle mir gern vor, wie Julia bedauert, dass ich zu alt für sie bin. Zumindest bin ich wohl eine nette Abwechslung gegenüber dem verrufenen Haufen, mit dem sie ansonsten herumzieht. Arm in Arm gingen wir zurück zum Haus, wo Lollas Gesicht an einem Fenster zu sehen war. Julia sagte laut: »Ach, wie schade, dass du so knapp bei Kasse bist, wo ich dich gerade um eine größere Summe bitten wollte. Leptus hat Häuser zu verkaufen. Ach, Lolla, da bist du ja.« Und noch lauter sagte sie: »Dein Problem ist, dass du die Folgen deiner Taten nicht siehst, mein Lieber. Ich hätte dir sagen können, dass du dein Geld nicht in dieses Schiff stecken sollst, das nach Thessalien fährt. Es ist gesunken, wusstest du das nicht? Es ist gesunken, und die gesamte Fracht ist verloren.« Ich begleitete sie bis zur Außentür, wo ihre Sänfte mit den Sklaven auf sie wartete. Wir lächelten uns wie zärtliche Verschwörer an, und dann wurde die Sänfte fortgetragen. Sobald der Abend hereinbrach, würde man nun also über meine Armut tratschen. Und als ich in mein Arbeitszimmer ging, dachte ich, dass ich den aufgebrachten Ton, in dem Julia unter dem Feigenbaum geflüstert hatte, gar nicht an ihr kannte. Ob sie tatsächlich in mir ihren Weisen Vater sah? Ich muss es wohl leider annehmen.
     
    Maronna sprach mit Horsa wie mit einem Kind – nun, schließlich konnte er durchaus das ihre sein. Die Frauen redeten immer herablassend mit den Männern und tadelten sie und schimpften. Einmal, als die Kämpfe noch im Gange waren, hatte sich Maronna äußerst wütend ins Lager der Männer begeben, weil im Kampf kleine Jungen ums Leben gekommen waren. Sie sprach für alle Frauen, als sie klarstellte, dass sie, die Männer, es leicht hatten, weil sie sich nie um die Jungen kümmerten, solange sie noch klein waren, sondern erst, wenn sie keine anstrengenden Kinder mehr waren und die Frauen die harte Arbeit geleistet hatten, sie aufzuziehen, zu füttern und zu nähren. Es dauert nur einen Moment, jemanden zu töten, sagte Maronna, einen Moment, der Jahren mühsamer, schwieriger, harter Arbeit ein Ende setzt.
    Heutzutage sind römische Matronen verpflichtet, die Erfolge ihrer Söhne als Soldaten öffentlich zu preisen. Ich habe nie eine wie Maronna öffentlich klagen hören, dass es Jahre dauerte, einen Jungen zu päppeln, damit er dann in die Legion eintreten kann, doch mit ihren Ehemännern sprechen sie manchmal so – ich kann es bestätigen.
    »Also«, schimpfte Maronna, »wer hat all die harte Arbeit geleistet? Du nicht! Du siehst zu, dass du weit weg bist, wenn kleine Kinder zu behüten und zu erziehen sind.«
    An dieser Stelle muss ich den Hintergrund erläutern. Spätestens im Alter von sieben Jahren machten sich die Jungen auf den Weg, um Horsa im Wald zu suchen. Dies wurde schon lange so gehalten, und man kann es als Sitte bezeichnen. Von der Küste führte zur Siedlung im Wald ein Weg, der Moor, Sumpf und Morast umging und einigermaßen sicher war, vorausgesetzt, ein Kind war nicht allein unterwegs. Die Mädchen gingen immer in Gruppen, und die Jungen wurden angehalten, es ihnen nachzutun. Doch es gab dort viele Tiere, denen bereits mehr als ein unbegleiteter Junge zum Opfer gefallen war. Maronna verlangte von Horsa, er solle dafür sorgen, dass die Jungen nicht heimlich die Küste der Frauen verließen, damit man ihnen eine Begleitung mitgeben könne. Horsa und die anderen Männer lachten sie aus. So etwas könne sie nur sagen, weil sie keinerlei Verständnis für Jungen und ihre Gefühle habe – und für Männer übrigens auch nicht. Natürlich müssten sich die Jungen von diesem überfüllten Küstenstrich voller kleiner Kinder und Säuglinge heimlich davonstehlen, natürlich, darum gehe es schließlich. Wenn die Flucht der Jungen von den Frauen überwacht werde, sei der ganze Spaß dahin. »Siehst du das denn nicht ein?«, fragte Horsa eindringlich und erklärte sie für dumm.
    Für die kleinen Jungen, die sich gar nicht mehr klein

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