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Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Titel: Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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erschrocken bremste sie das Tier wieder ein. Denn vor ihr erstreckte sich ein See. Er war mindestens zweihundert Meter breit. Weder links noch rechts konnte sie ein Ende erkennen. Wie sollte sie zum anderen Ufer gelangen?
    Das Mädchen glaubte, bei der Pferdeherde eine Silhouette auszunehmen, die vom Csikos und dem Killer auf dem Pferd stammen konnte. Die beiden schienen einen gigantischen Vorsprung zu haben. Aber warum? Poppi hatte sich doch mehr als beeilt.
    Erschüttert beobachtete das Mädchen, wie eine der beiden Gestalten abstieg und die andere vom Pferd zog. Der Csikos stürzte zu Boden, und ein Kampf begann. Schließlich erhob sich einer der beiden: es war nicht der Pferdehirte.
    Der Killer bewegte sich auf die Pferde zu. Der Csikos blieb
    auf dem Boden liegen.
    Mehrere Schüsse schallten über die Ebene. Poppi duckte sich erschrocken und schlang die Arme um den Hals des Rappen. Sie preßte das Gesicht auf das schweißnasse Fell und begann zu weinen.
    Etwa zur selben Zeit erhielt jemand in einem schmutzigen Vorort von Budapest eine Nachricht. Sie wurde ihm von einem dunkelhaarigen Mann überbracht, dessen buschiger Bart fast den ganzen Mund verdeckte.
    Er stieg aus einem Taxi, lief auf ein baufälliges, graues Haus zu und klopfte an die Eingangstür, von der der Lack beinahe ganz abgeblättert war.
    Im Haus blieb es ruhig.
    Wütend und ungeduldig trat der Taxilenker gegen die Tür und brüllte einen Namen.
    Schleifende Laute kündigten an, daß sich jemand näherte. Mehrere Schlösser wurden aufgesperrt, und die Tür ging einen winzigen Spalt auf. Das aufgedunsene Gesicht eines Mannes kam zum Vorschein. Graue Bartstoppeln bedeckten Kinn und Wange. Die Augen waren blutunterlaufen, und der Atem stank nach billigem Schnaps.
    Wortlos gab ihm der Taxifahrer einen Brief. Die Hand des Mannes zitterte, als er ihn übernahm. Er ahnte, von wem er kam, und er wußte, was drinnen stand.
    Schnell zog er den Umschlag an sich und knallte die Tür zu. Er riß das Kuvert auf und holte einen Zettel heraus.
    „Susanna mußte früher als erwartet wieder bei mir sein. Ich kann nicht länger zuwarten . “ las er. Mit bebenden Lippen überflog er den Rest der Nachricht und seine Augen blieben schließlich auf vier Linien hängen, die als Unterschrift unter die Zeilen gesetzt waren. Der Mann wußte, was sie darstellten: die vier Saiten der Teufelsgeige.
    Tat der Mann, was in dem Brief von ihm verlangt wurde, würde er einen hohen Geldbetrag erhalten. Weigerte er sich, konnte sich eine dieser Saiten schon bald um seinen Hals legen und ihn erwürgen.
    Er wußte, wer Susanna war. Er war dem Mädchen einmal vor zwei Jahren begegnet, um ein Gutachten abzugeben. Er wußte, daß es Wahnsinn war, was der Teufelsgeiger von ihm verlangte, und hatte ihn damals - in der Hoffnung, daß es nie dazu kommen würde - auf später vertröstet.
    Das Mädchen war damals unerwartet aus der Betäubung erwacht. Da es das Gespräch mitangehört hatte, mußte er ihm eine Droge verabreichen, die das Kind alles vergessen ließ. Er hatte es damit in ein Traumland befördert, aus dem es nur mit einer sehr gezielten Behandlung zurückzuholen war.
    Aber das wollte niemand, der wußte, warum sich Susanna so verändert hatte. Gefragt war nur ihr Geigengenie.
    Als der Mann sich durch den Kopf gehen ließ, was er nun durchführen sollte, als die schrecklichen Bilder vor ihm auftauchten, als er sich vorstellte, was mit dem Kind geschehen würde, verlor er fast die Besinnung.
    Nein! Er konnte nicht. Unmöglich!
    Der Brief entglitt seinen Händen, und er wankte zur Tür, öffnete sie und verließ das Haus. Er startete den Wagen, den er noch besaß, und fuhr davon. Niemals mehr wollte er zurückkommen. Es gab ohnehin keinen, der hier auf ihn wartete.
    Er war so in seine Gedanken vertieft, daß er kein einziges Mal in den Rückspiegel sah. Daher entging ihm das Taxi, das aus einer Parklücke gebogen war und ihm folgte.
    Der obere Stock des Hauses, das der Empfänger des Briefes verlassen hatte, war an zwei Studenten vermietet. Der eine studierte Journalistik und wollte einmal bei einer Zeitung arbeiten. Er war ein besonders neugieriger Bursche und hatte ausnahmsweise verschlafen. Er würde zu seiner Vorlesung viel zu spät kommen.
    Als er die Treppe hinunterpolterte, sah er, daß die Tür zur Wohnung des Mannes offenstand. Er entdeckte den Brief auf dem Boden und hob ihn auf. Seine Augen glitten über die erste Zeile, doch dann erinnerte er sich an das

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