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Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Titel: Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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Sehr wohl war ihr bei dieser Entscheidung allerdings nicht. Sie war noch nie auf einem so großen Pferd gesessen.
    Schnell zäumte sie es auf und schnallte ihm den Sattel um. Sie führte den Rappen aus dem Stall, stieg in den Steigbügel und schwang sich auf seinen Rücken. Ein leichter Druck mit den Schenkeln, ein zartes Rucken an den Zügeln, und das Pferd trabte los.
    Bald wurde Poppi mutiger und trieb es zum Galopp an.
    Die Hufe donnerten über den staubtrockenen Boden, und Poppis kastanienbraunes Haar wehte im Wind. In der Ferne konnte sie eine Staubwolke sehen, die ihr anzeigte, wohin der Csikos unterwegs war. So konnte sie ihm in sicherem Abstand folgen.
    „Poppi, was machst du da? Bist du wahnsinnig? Der Killer hat eine Waffe!“ sagte ihr eine innere Stimme vorwurfsvoll.
    „Halt die Klappe!“ antwortete Poppi und versuchte nicht darauf zu achten, daß jeder ihrer Muskeln auf das äußerste angespannt war und ihr Herz raste. „Wenn ich erfahre, daß dieser Irre die Pferde erschossen hat, könnte ich mir das nie verzeihen.“
    Poppi war eine ausgezeichnete Reiterin, doch dieser Galopp forderte ihre ganze Kraft. Die glühende Sonne, die Aufregung und die Angst setzten ihr zu.
    Sie mochte ungefähr zwanzig Minuten über die eintönige Steppe geritten sein, als vor ihr eine Stadt auftauchte. Deutlich erkannte Poppi den Kirchturm und die Dächer der Häuser. Sie zog die Zügel an, und der Rappe verstand sie nach einer Weile und verlangsamte die Gangart, bis er schließlich stehenblieb.
    „Da stimmt etwas nicht!“ murmelte Poppi. Wo war der Csikos? Die Staubwolke, an der sie sich orientiert hatte, war nicht mehr zu sehen. War alles umsonst gewesen?

 
     
Der Brief
    Attilas Gesicht konnte strahlen wie die Sonne. Übermütig wie ein Kind tobte er durch das Wasser des Steppensees, bespritzte Axel und Dominik, tauchte, kletterte an Land, sprang wieder kopfüber in den See und schien sich seines Lebens zu freuen wie ein junger Hund.
    „Attila, hast du Frau Nagy eigentlich gesagt, daß sie in Gefahr ist?“ fragte ihn Lieselotte.
    Der Mann zog die dunklen Augenbrauen hoch. „Nicht direkt, ich wollte sie nicht ängstigen. Ich habe ihr nur geraten, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein.“
    Lilo hatte kein gutes Gefühl. „Ich finde, wir sollten zu Poppi zurück!“ meinte sie.
    „Noch nicht, es ist so schön hier!“ protestierte Attila. „Bestimmt schläft sie friedlich wie ein Baby. Sie hat kaum die Augen offenhalten können, als wir aufgebrochen sind.“
    Auch Axel und Dominik genossen das Bad, das alle Schrek- ken von ihnen abspülte und ihnen neue Kraft gab.
    „Trotzdem, wir ... wir sollten aufbrechen!“ drängte Lieselotte, aber Attila tauchte einfach unter. Als sein grinsendes Gesicht bald darauf knapp vor ihr aus dem Wasser schoß, hätte sie ihm am liebsten eine geklebt.
    Er ging ihr auf die Nerven, sogar schwer auf die Nerven. Sie vertraute ihren Gefühlen, und bisher hatte sich das noch immer als richtig erwiesen. Weshalb war Attila auf einmal so stur?
    Poppi schluckte und konnte nicht glauben, was sie sah. Die Luft über der Stadt flimmerte heftig. Der Kirchturm schien seine Farbe zu verändern. Die Häuser wurden immer durchsichtiger. Und nach und nach lösten sie sich in Luft auf. Zurück blieb die grünbraune Steppe.
    „Ich dachte . ich dachte . eine Fata Morgana gibt es nur in der Wüste!“ überlegte Poppi. Hatte sie einen Sonnenstich oder ... oder war das eine Geisterstadt. Oder .?
    Nein, es konnte durchaus eine Luftspiegelung gewesen sein. Luftspiegelungen traten an Orten auf, an denen es besonders heiß war. Hier glühte die Luft.
    Aber wo war der Csikos? Entsetzt stellte Poppi fest, daß sie ihn verloren hatte. Keine Staubwolke, kein Pferd, nichts.
    Das Mädchen hätte sich ohrfeigen können, weil es nicht besser aufgepaßt hatte. Warum war ihr nicht sofort aufgegangen, daß es sich um ein Naturphänomen handeln mußte?
    „Ich muß ihn finden, ich muß, ich muß!“ sagte sich Poppi.
    Da sie keinen anderen Rat wußte, trieb sie das Pferd erneut zum Galopp an und ritt geradeaus weiter.
    Diese Entscheidung erwies sich als richtig. Nach einer viertel Stunde tauchte am Horizont ein dunkler Fleck auf, den Poppi zuerst gar nicht wahrnahm. Doch der Fleck setzte sich in Bewegung und verschob sich ein großes Stück nach links, was eine mächtige Staubwolke verursachte.
    Pferde! Das war die Herde, von der Frau Nagy gesprochen hatte. Poppi trat das Pferd in die Flanken.
    Aber nein .

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