Die Knickerbocker Bande - 40 - Die Maske mit glühenden Augen
Skulpturen schmückten das Bauwerk. Zwischen Masken mit großen runden Augen waren von Blütenblättern oder Federn umrahmte Schlangenköpfe zu erkennen.
“Quetzalcoätl, die gefiederte Schlange!” murmelte Lilo.
“Das ist eine Kopie der Pyramide in Teotihuacän”, meinte Axel. “Allerdings scheint man diese hier betreten zu können!”
Die Knickerbocker standen im Schatten eines Kaktus und spähten zu einem Torbogen an der ihnen zugewandten Seite des Baues hinüber, aus dem grünliches Licht in den Garten fiel.
“He, da sind Wächter!” stellte Axel überrascht fest.
Auch Lilo erkannte erst jetzt, daß der Eingang von zwei Männern flankiert wurde. Sie trugen lange Gewänder und einen Kopfschmuck aus Federn, der ihnen etwas Erhabenes, Stolzes, fast Außerirdisches gab.
Geduckt schlich der Unbekannte im schwarzen Overall rechts von den Juniordetektiven immer näher an die Wächter heran, die geradeaus starrten und metallene Lanzen umklammert hielten.
Mit angehaltenem Atem beobachteten Axel und Lilo, wie der Eindringling ein Rohr zückte, an den Mund setzte und hineinpustete.
In der nächsten Sekunde faßte sich einer der Wächter an den Hals und krümmte sich. Die Lanze entglitt seinen Händen, und sein Blick begann sich zu verschleiern. Er brüllte etwas und zeigte auf den Steinkopf.
Schon hatte auch der zweite Wächter einen Pfeil im Hals stecken und fing ebenfalls wild zu phantasieren an. Bald sanken sie lallend und stöhnend zu Boden.
“Ein Blasrohr mit Giftpfeilen, die Wahnvorstellungen auslösen! Dominik hat sicher auch so einen Pfeil abbekommen!” kombinierte Lieselotte.
In der nächsten Sekunde war die dunkle Gestalt im Inneren der Pyramide verschwunden. Kurz darauf trat der Mann mit dem steinernen Gesicht hinter einem Kaktus hervor und folgte dem Unbekannten im Overall. Der dritte Besucher hielt sich noch verborgen. Oder war er schon in der Pyramide?
“Komm mit!” zischte Lieselotte und lief los.
Als sie und ihr Kumpel das Bauwerk betraten, setzte das Trommeln ein, das für einige Zeit nicht zu hören gewesen war. Die Juniordetektive standen in einem schmalen Gang, der nach ungefähr zehn Metern einen scharfen Knick nach links machte. An der Decke hingen totenkopfähnliche Masken, hinter denen starke Lampen brannten. Das durchscheinende Material - wahrscheinlich eine Art Halbedelstein -färbte das Licht gespenstisch grün.
“Ich komme mir ständig beobachtet vor!” flüsterte Axel, der seinen Blick nicht von der Decke und den glotzenden Maskenaugen abwenden konnte.
Lieselotte beunruhigten eher die tiefen Nischen in den Wänden, in denen Finsternis herrschte.
Der Gang bog nach rechts, dann nach links, nach nur zwei oder drei Metern abermals nach links und gleich darauf nach rechts.
Vor ihnen lag nun das letzte Stück, das direkt in einen hohen Raum führte, in dessen Mitte ein Steinquader ruhte. An der Stirnseite des Quaders waren die Umrisse der gefiederten Schlage zu erkennen.
Aufgeregt zeigte Axel nach oben. Über dem Stein schwebte eine Maske. Es war die gleiche Maske, die Lilo und Poppi im Geheimfach des Koffers entdeckt hatten. Grüne Strahlen schossen aus ihren Edelsteinaugen. Ein leichter Luftzug bewegte die Maske, und den Knickerbockern war, als würde ein geheimnisvolles Lächeln über das Gesicht huschen.
Aber wo waren die beiden Eindringlinge abgeblieben? Während Axel und Lieselotte noch darüber nachdachten, begann es in den tiefen Nischen des Ganges hinter ihnen zu rascheln.
Den Juniordetektiven stockte der Atem.
In der Gewalt der weißen Gestalten
“Weg!” schrie Lieselotte und rannte los.
Aus den Augenwinkeln sah sie Gestalten in langen weißen Mänteln aus den Nischen treten und nach ihr greifen. Geschickt wich sie den Händen aus, duckte sich, sprang hoch, warf sich gegen die nach ihr haschenden Arme, brachte die Angreifer aus dem Gleichgewicht, trat nach ihnen, spuckte, kratzte und biß.
Das Mädchen tobte wie ein Wirbelwind durch die Pyramide. Schon sah es den Ausgang in den Garten vor sich. Er war Lilos Rettung, denn zwischen den Bäumen, Kakteen und Sträuchern würde sie sich gut verstecken können. Die Schritte hinter ihr wurden leiser, die weißen Gestalten hatten die Verfolgung aufgegeben.
Lilo stürzte ins Freie und atmete begierig die kühle Nachtluft ein. Aber wo war Axel? Er mußte geschnappt worden sein.
Lieselotte zitterte vor Angst am ganzen Körper. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich halbwegs zu beruhigen. Plötzlich legte sich
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