Die Knickerbocker Bande - 40 - Die Maske mit glühenden Augen
aus. Der Fluß war mehrere hundert Meter entfernt und nach der Begegnung mit dem Jaguar und der Boa blieben sie lieber schmutzig.
Das Frühstück bestand aus Brot und scharfen Bohnen, die sie mit mehreren Tassen Tee hinunterspülten.
“Und was machen wir jetzt mit den Masken?” wollte Lieselotte von Doktor Randa wissen.
“Was Professor Heidelberg in seinen Aufzeichnungen angibt: Wir werden sie in der Pyramide des Uaxa aufhängen!” sagte der Archäologe.
Sie nahmen die Masken und machten sich auf den Weg.
“Neun Stockwerke hat sie deshalb, weil die Mineras an neun Himmel geglaubt haben!” erklärte der Wissenschaftler. Er hielt der Knickerbocker-Bande einen flammenden Vortrag über die Religion des alten Volkes, aber die vier hörten nur mit einem Ohr zu.
Ihre Augen ließen die Umgebung keine Sekunde mehr unbeobachtet. Würde sich der unbekannte Maskenjäger endlich zeigen?
Sie kämpften sich durch Gestrüpp und über Steinblöcke, stießen auf riesige Köpfe, die wilde Grimassen schnitten, manchmal gelangweilt, manchmal teuflisch und manchmal wirklich böse schauten. Noch immer waren letzte Spuren der Wege zu erkennen, die Professor Heidelberg und seine Mitarbeiter vor Jahren in den Dschungel geschlagen hatten. Da und dort waren Bretter, Metallstangen, eingefallene Gerüste und Werkzeuge zu sehen. Die Forscher mußten den Platz von einem Tag auf den anderen verlassen haben. Was hatte sie bloß so erschreckt?
Keuchend standen die Knickerbocker und Doktor Randa am Fuße der Pyramide. Schutt und Sand bedeckten die neun Abstufungen. Der leichte Wind, der durch die Öffnungen des kleinen Gebäudes oben auf der Plattform strich, verursachte ein gespenstisches Heulen und Wimmern.
Doktor Randa hatte mehrere Stöcke in der Hand und begann damit Stufe für Stufe der steilen Treppe von Schutt und Steinen zu säubern.
Fast eine Stunde dauerte der Aufstieg der Abenteurer zur Spitze der Pyramide. Die Sonne glühte vom Himmel, und die Juniordetektive schnauften und schwitzten. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, fühlten sie sich wie Dörrpflaumen. Gierig setzten sie ihre Wasserflaschen an den Mund.
Neugierig betraten sie den Tempel, der wahrscheinlich dem höchsten Priester des Volkes vorbehalten gewesen war. Hatte er hier grausame Menschenopfer dargebracht?
Poppi schob die Vorstellung beiseite und blickte über die Bäume hinweg in die Ferne. Sie sah mehrere merkwürdig geformte Hügel, die die Pyramide zu überragen schienen.
“Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!” jubelte Doktor Randa.
Die Knickerbocker-Freunde liefen zu ihm. Auf jeder Seite des Raumes war in der Wand ein Haken befestigt.
Axel musterte das Gewirr aus Drähten und Fäden, das sich von der Decke des Tempels bis zum Boden spannte.
“Los, schnell! Hängt die Masken auf!” befahl der Forscher.
Als sie sich an die Arbeit machten, schrie Lieselotte auf. Sie hatte etwas Weiches, Haariges berührt, das plötzlich zu flattern begann und über ihren Kopf hinwegsauste.
“Fledermäuse! Das sind Fledermäuse, die hier den Tag verbringen!” stellte Poppi fest. Sie hatte normalerweise keine Angst vor diesen Tieren, wußte aber, daß es in den amerikanischen Regenwäldern Fledermäuse gab, die gerne Blut tranken. Sie hießen deshalb Vampirfledermäuse und waren sehr gefährlich. Das lag freilich nicht an der Blutmenge, die sie ihren Opfern abzapften, sondern an den Krankheiten, die sie übertrugen.
Doktor Randa beruhigte Poppi. In Mexiko lebten keine Vampirfledermäuse. Als sich dann aber ein ganzer Fledermausschwarm aus der hinteren Ecke erhob, wurde auch dem Forscher etwas mulmig zumute. Unter lautem und schrillem Pfeifen verließen die Tiere ihren Schlafplatz.
Die Masken hingen nun an den vorgesehenen Haken, und die Knickerbocker wichen ehrfürchtig zurück. Das Heulen, das der Wind in den Maueröffnungen erzeugte, wurde lauter. Von oben fiel das Sonnenlicht durch kleine Schlitze genau in die Masken. Und deren Augen bündelten es zu grellen grünen Strahlen. Sie trafen sich in der Mitte des Raumes, wo sie sich zu einem gleißenden Feuerball vereinigten.
Die Drähte begannen zu glühen, die Schnüre schmolzen. Das Netz riß.
Erwartungsvoll drückten sich Axel, Lilo, Poppi und Dominik gegen die Wand.
Da ertönte ein Donnern und Dröhnen unter ihnen. Es klang, als hätte jemand die Tore eines gigantischen Staudamms geöffnet, und steigerte sich innerhalb von Sekunden zu einem Tosen, das die Pyramide in ihren Grundfesten erbeben
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