Die Knickerbocker Bande 42 - 13 blaue Katzen
gleiten und verdrückte sich. Sie rannte, so schnell sie konnte. Auf halbem Weg begannen die Lampen zu flackern. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr!
Lilo sah das offene Gittertor vor sich und stürzte auf die Straße hinaus. Als sie sich umdrehte, erloschen die Lichter hinter ihr und die Bewässerungsanlage setzte sich in Betrieb. Scheppernd fiel das Gittertor ins Schloß.
Das Oberhaupt der Knickerbocker-Bande sprintete zur Villa der Pianistin, vor der Dominik hoffentlich warten würde.
Lilo raste die Zufahrt hinauf.
Kleine Lampen, knapp über dem Boden angebracht, spendeten etwas Licht. Allegrettas Villa wurde von mehreren Scheinwerfern angestrahlt. Sie warfen wilde, lange Schatten nach oben, die das Haus wie das zerfurchte Gesicht einer uralten Frau aussehen ließen.
Von Dominik keine Spur! Der Platz vor dem Haus war leer.
„Mist!“ fluchte Lilo und machte kehrt.
Doch hinter ihr war jemand aufgetaucht und verstellte ihr den Weg. Lieselotte kreischte auf, als sie gegen einen Mann stieß, der ungefähr so groß wie sie, aber doppelt so dick war.
Zwei Hände, die in schwarzen Handschuhen steckten, legten sich auf ihre Schultern und packten wie die Klauen eines Adlers zu.
„Loslassen, lassen Sie mich los, oder ich schreie!“ wimmerte Lieselotte.
Der Mann reagierte nicht. Er trug einen schwarzen Butleranzug und war bis auf einen dünnen weißen Haarkranz kahlköpfig.
„Was hast du hier verloren?“ knurrte er mit tiefer Stimme.
„Ich suche einen Freund. Wir... wir haben uns verpaßt!“ keuchte Lieselotte. Sie wollte sich dem Griff des Mannes entwinden, aber seine Finger umschlossen sie wie Zangen.
„Hier ist niemand! Warum lügst du?“ fragte er bohrend.
„Sie lügt nicht! Und wenn Sie meine Freundin nicht loslassen, werde ich wild!“ Empört war Dominik hinter einer riesigen Steinvase hervorgetreten. Er hielt einen Gartenschlauch in den Händen und schwang ihn wie ein Lasso.
Der Mann lockerte seinen Griff und stieß Lilo von sich.
„Wer sind Sie?“ fragte das Superhirn.
„Ich bin Albert, der Fahrer der seligen Allegretta!“ verkündete der Mann mit getragener Stimme.
Lilo schluckte. Plötzlich war es mit ihrer Ruhe vorbei. Sosehr sie sich auch bemühte, einen klaren Kopf zu behalten, so unbändig stieg die Panik in ihr hoch. Sie nahm Dominik an der Hand und flüsterte: „Komm, weg... schnell weg!“
Die beiden rannten los und blieben erst wieder stehen, als sie eine breite Straße erreichten, die auch zu dieser Stunde noch ziemlich befahren war. Sie winkten ein Taxi herbei und ließen sich ins Hotel zurückbringen.
Dort wurden sie bereits von Axel und Poppi ungeduldig erwartet.
Gleichzeitig begannen die vier Knickerbocker draufloszuerzählen.
„Und, wem gehört das rote Auto?“ fragte Axel zum Schluß.
Lieselotte holte tief Luft und nannte den Namen, der auf dem Briefumschlag stand.
Die Falle
Am nächsten Morgen sah Dominik wie eine Bulldogge aus. Seine Augen waren rotgerändert, die Lider verschwollen. Er war total k. o. und wußte nicht, wie er die Probe im Theater schaffen sollte. Bestimmt schlief er ein, und dann bekam der Regisseur garantiert einen Tobsuchtsanfall.
Lucinda holte ihn um halb neun Uhr ab. Sie war wegen des Überfalls noch immer so aufgeregt, daß sie Dominiks müdes Gesicht gar nicht bemerkte. Sie plapperte und plapperte, und der Junior-Detektiv hätte ihr am liebsten ein Tuch in den Mund gestopft.
Seine Kumpel durften friedlich weiterschlafen.
Kurz nach neun Uhr klingelte jedoch das Telefon auf Lieselottes Nachttisch.
„Hallo?“ meldete sie sich verschlafen.
Es war Winnie. Er klang ziemlich durcheinander. „Ich... also... es ist so... ich wurde bedroht... es ist schrecklich. Es wird mir ein schlimmer Unfall zustoßen, wenn ich mich noch einmal mit euch treffe. Habt ihr eine Erklärung dafür?“ Seine Stimme überschlug sich.
„Ja!“ lautete Lilos kurze Antwort.
„Was? Wirklich? Sag schon, welche?“ drängte Winnie.
„Wir wissen jetzt alles, und das gefällt jemandem ganz und gar nicht!“
„Wem?“ schrie Winnie, nach Luft ringend.
„Nicht am Telefon! Wir könnten abgehört werden. Wo steckst du denn eigentlich?“ wollte Lieselotte wissen.
„Ich wohne in einem Hotel“, antwortete der Sohn des Eismilliardärs, „in einem kleinen Hotel, weit weg vom Strip. Mir ist es ein Rätsel, wie der Typ meine Nummer rausgefunden hat. Aber ich nehme das ernst. Danke für eure Hilfe, aber wir werden einander nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher