Die Knickerbocker Bande 42 - 13 blaue Katzen
Zentimeter hoch. Als Lilo daran zog, hatte sie es plötzlich in der Hand. Durch zwei kleine, nicht sehr weit voneinander entfernte Löcher fiel ein rötlicher Lichtschein.
Das Superhirn beugte sich vor und biß sich auf die Unterlippe.
Der Briefumschlag
Vor Lilo lag die Halle der Villa des Eismilliardärs. Mit zitternden Fingern suchte sie nach einer Klinke. Ja, da war etwas! Ein Knauf!
Lieselotte werkte und rüttelte daran, und endlich sprang eine schmale Tapetentür auf.
Das Mädchen stolperte in die Halle. Die Tür entglitt ihm und schlug mit einem Knall zu. Erschrocken wandte sich Lilo um und erkannte nun, was die beiden Löcher gewesen waren. Es handelte sich um die Augen des Porträts. Das Superhirn hatte sich also nicht getäuscht!
Die Eingangstür war offen, und Lieselotte stürzte ins Freie.
Der Weg zur Ausfahrt war nicht beleuchtet. Lilo schauderte bei dem Gedanken, durch den stockfinsteren Garten laufen zu müssen. Vielleicht lauerte ihr das Untier mit den gleißenden Augen hier auf? Kauerte es hinter einem Gebüsch?
Der Bobtail bellte wie verrückt. Das Superhirn konnte das Klirren des Gitters von seinem Zwinger hören, als er sich dagegenwarf.
Was war mit dem Hund los? Wahrscheinlich war gerade jemand an ihm vorbeigehetzt. Deshalb war er so aufgeregt!
Lieselotte nahm sich ein Herz und stürmte los. Sie fand den überwachsenen Fahrweg und folgte ihm. Damit ihr das auch gelang, zog sie die Schuhe aus und ertastete mit den nackten Fußsohlen die alten Pflastersteine, die sie zu dem Gärtnerhäuschen führen mußten.
Die Vorhänge waren zugezogen, aber unterhalb fiel Licht durch. Es schien also jemand im Haus zu sein.
Auf Zehenspitzen schlich Lieselotte näher heran, um in das Innere zu spähen. Als sie nur noch fünf Schritte zurückzulegen hatte, flammten rund um das Gärtnerhäuschen mehrere Scheinwerfer auf. Die Tür flog auf, und jemand trat ins Freie.
Lilo konnte die Person im grellen Gegenlicht nicht erkennen.
„Was suchst du da? Wie bist du auf das Grundstück gekommen?“ brüllte eine rauhe tiefe Stimme.
Lieselotte hielt sich die Hände vor das Gesicht und lugte durch die Finger. Dennoch wurde sie zu stark geblendet.
„Ich... also... ich“, stotterte sie hilflos. „Da war eine riesige Katze... ich bin ihr nach, und sie ist in die Auffahrt gelaufen. Deshalb... ja deshalb bellt auch der Hund.“
„Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?“ knurrte es.
„Nein, sicher nicht! Und wer sind Sie?“ erwiderte Lieselotte, die sich inzwischen etwas gefangen hatte.
„Ich hatte die Ehre, der seligen Miss Allegretta als Chauffeur zu dienen, und sehe heute nach ihrem Besitz und dem des verstorbenen Mister Wintrop. Meine Aufgabe ist es, Landstreicher, Plünderer und allzu aufdringliche Bewunderer der Pianistin vom Anwesen fernzuhalten!“ fügte der Mann drohend hinzu.
„Ich... ich gehe ja schon, aber es ist so dunkel!“ beschwerte sich Lieselotte.
„Ich schalte für genau drei Minuten das Licht im Garten ein. Das muß dir genügen, um zu verschwinden – das Tor wird offen sein. Dann aktiviere ich die Einbrecher-Abschreckanlage. An deiner Stelle würde ich lieber nicht mit ihr in Berührung kommen!“ brummte der Wächter.
„Ich bin schon weg!“ maulte Lilo.
Der unfreundliche Mann verabschiedete sich nicht, sondern schloß wortlos die Tür. Gleich darauf wurde es im Park hell.
Lilo wollte bereits das Grundstück verlassen. Da fiel ihr Blick auf die offene Garage. Hier parkte ein roter Sportwagen! Axel hatte doch erzählt, daß die Person, auf die der sterbende Wilfred Wintrop gewartet hatte, mit so einem Auto vorgefahren war.
Das Mädchen bemerkte, daß sie vom Fenster neben der Tür beobachtet wurde. Der Vorhang war ein winziges Stück zurückgezogen worden. Sie gab vor, in Richtung Ausfahrt zu laufen, schlug sich aber nach ein paar Metern in die Büsche. Sie umrundete das Häuschen im Schutz der Pflanzen und schlüpfte in die Garage.
Lilo öffnete die Tür des Sportwagens, die fast lautlos aufsprang. Der Fahrersitz war aus Leder und so tief, daß man wahrscheinlich einen Schuhlöffel benötigte, um es sich bequem zu machen.
Wem gehörte der Ritzer nur?
Lieselotte entdeckte auf dem Nebensitz einen aufgerissenen Brief. Sie beugte sich vor und griff danach. Beim Lesen der Adresse auf dem Umschlag fuhr ihr der Schreck in alle Glieder.
Die Garage grenzte direkt an das Gärtnerhäuschen, in dem Geräusche zu hören waren. Lilo ließ den Brief in ihre Hosentasche
Weitere Kostenlose Bücher