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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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sein, Mutter«, sagte der Ältere. »Geh ins Bett und ruh dich aus. Auf Vater passen wir schon auf.«
    Der Ältere zündete eine Petroleumlampe an und stellte sie auf eine aufrecht stehende Steinwalze am Rande der Tenne. Der zweite holte zwei kurze Bänke und stellte sie so auf, daß sie den Türflügel mit Onkel Viers Leiche darüberlegen konnten.
    »Mutter«, sagte der Ältere, »geh ins Haus und leg dich ins Bett. Es reicht, wenn wir beide wachen. Vater hat nun mal dieses Schicksal ereilt. Zuviel darüber reden macht alles nur noch schlimmer.«
    Tante Vier setzte sich neben dem Türflügel mit Onkel Vier auf den Boden. Sie fand ein kleines Stöckchen, mit dem sie die Maden aus Onkel Viers Gesichtsöffnungen herausstocherte.
    Die Söhne legten eine abgenutzte Plane auf der Tenne aus und wälzten die tote Kuh darauf. Als ihr Bauch zum Himmel zeigte, stützten sie den Rücken rechts und links mit Ziegeln ab. Die vier Beine, die in den Himmel ragten, waren steif wie Stöcke.
    Der Ältere packte ein Tranchiermesser, der zweite ein Küchenbeil. In der Mitte des Bauchs machten sie einen Einschnitt. Dann zogen sie ihr, der eine von rechts, der andere von links, das Fell vom Leibe. Der kräftige Gestank der toten Kuh vermischte sich mit dem von Onkel Vier.
    Schwägerin, das funzelige Licht der Petroleumlampe fiel auf das Gesicht meines Alterchens, und seine schwarzen Augen sahen mich an, starrten mich so an, daß mir die Kälte in die Knochen kroch. Nur die Maden bekam ich nie alle weg. Für jeden anderen hört sich das bestimmt ekelhaft an, aber mich ekelte es überhaupt nicht vor meinem Alterchen. Ich haßte nur die Maden und zerquetschte jede, die ich erwischte, mit dem Fuß. Meine Söhne waren damit beschäftigt, der Kuh die Haut abzuziehen, und achteten nicht auf ihren Vater. Meine Tochter brachte eine Schüssel Wasser und säuberte mit einem Wattebausch das Gesicht ihres Vaters. Da sie kein Messer hatte, nahm sie eine Schere, um die Barthaare an seinem Kinn zu entfernen. Sogar die Haare, die ihm aus den Nasenlöchern wuchsen, hat sie ihm gestutzt. Als mein Alterchen jung war, sah er gut aus. Jetzt war er alt, Haut und Fleisch waren eingefallen, und er machte nicht mehr viel her.
    Meine Tochter brachte die blaue Jacke ihres Vaters, und wir zogen sie ihm zusammen an. Für zwei schwache Frauen ist es gar nicht so einfach, einen Mann umzuziehen. Ich bat meine Söhne um Hilfe, aber sie hatten die Hände voll Blut und konnten nichts anfassen. Jinjü, sagte ich, er ist dein Vater, kein Fremder. Zieh ihn an. Das Alterchen war abgemagert wie ein Skelett, nur noch Haut und Knochen. Mit der blauen Jacke sah er gleich viel besser aus.
    Die Kuhhaut ging sehr schwer herunter, und meine Söhne hatten ganz verschwitzte Gesichter. Dabei fiel mir ein Witz ein. Ein Vater liegt auf dem Sterbelager und ruft seine drei Söhne zu sich. Er fragt sie: »Ich werde bald tot sein. Was werdet ihr dann mit meiner Leiche machen?« Der älteste Sohn sagt: »Vater, wir sind arm und können uns keinen richtigen Sarg leisten. Am besten kaufen wir für zwei Schnüre Geld einen Sarg aus dünnen Brettern, legen dich hinein und begraben dich. Wie findest du das?« Der Vater schüttelt den Kopf: »Nicht gut, nicht gut.« Der zweite Sohn sagt: »Vater, ich denke, wir rollen dich in eine alte Schilfmatte und beerdigen dich so. Wäre dir das recht?« Der Vater sagt: »Nicht gut, nicht gut.« Der dritte Sohn erklärt: »Vater, ich würde es so machen. Wir teilen deine Leiche in drei Stücke, ziehen dir die Haut ab, bringen die Teile zum Markt und verkaufen sie als Hundefleisch, Rindfleisch und Eselsfleisch. Wäre das in deinem Sinne?« Der Vater lächelt und sagt: »Nur der Jüngste versteht mich. Aber vergeßt nicht, wenn ihr das Fleisch verkauft, etwas Wasser darüber zu gießen, damit es mehr wiegt.«
    Schwägerin, schläfst du?
    Die Finger der Söhne waren so schlüpfrig von Blut, daß sie die Messergriffe nicht mehr sicher halten konnten, deshalb rieben sie sich die Hände am Boden ab. Die Tenne war mit einer gelben Sandschicht bestreut, und die Sandkörner klebten wie Gold an ihren Händen. Die Fliegen rochen den Gestank und kamen von der Gemeindeverwaltung zu uns geflogen. Sie stürzten sich auf den Leib der Kuh und krabbelten auf ihr herum. Der zweite Sohn schlug sie mit der flachen Seite des Küchenbeils tot. Tante Vier schickte Jinjü nach einem alten Fächer, mit dem sie die Fliegen von Onkel Viers Gesicht fernhielt, damit sie dort keine Maden mehr

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