Die Knoblauchrevolte
Bankreihen entlang und bettelte die Leute an. Er blieb vor einem jungen Offizier stehen, der ihn mit schiefem Blick musterte, und verzog das Gesicht zu einer kläglichen Miene.
»Herr Offizier, Herr General, bitte geben Sie mir etwas Geld.«
Der junge Offizier hatte ein volles, rundes Gesicht. Er verdrehte angewidert die Augen und sagte: »Kein Geld.«
»Ein paar Renmibi würden schon reichen«, sagte der junge Mann, »habt Mitleid, habt Mitleid.«
»Ein so großer Kerl wie du müßte doch arbeiten können.«
»Wenn ich arbeite, wird mir schwindlig«, erwiderte der junge Mann.
Der Offizier holte eine Schachtel Zigaretten hervor, öffnete sie, zupfte eine Zigarette heraus und steckte sie sich in den Mund.
»Herr General, wenn Sie kein Geld geben wollen, könnte es auch eine Zigarette sein.«
»Weißt du, was für eine Marke das ist?« Er fixierte ihn streng, zückte ein glänzendes Feuerzeug und klickte es an, ohne die Zigarette schon anzuzünden. Die Flamme zischte.
»Das sind ausländische Zigaretten, Herr Offizier.«
»Weißt du, woher diese Zigaretten kommen?«
»Keine Ahnung.«
»Mein Schwiegervater hat sie aus Hongkong mitgebracht«, sagte der Offizier. »Dazu noch dieses Feuerzeug.«
»Herr Offizier, Sie haben Glück mit Ihrem Schwiegervater. Sie besitzen ein glückverheißendes Gesicht. Ihr Schwiegervater ist bestimmt ein hoher Funktionär. Der Schwiegersohn eines hohen Funktionärs wird auch ein hoher Kader werden. Hohe Kader sind reich und bekommen viele Geschenke. Geben Sie mir eine Zigarette.«
Der junge Offizier überlegte eine Weile und sagte: »Nein, nein, ich gebe dir lieber Geld.«
Jinjü sah, daß der Offizier dem Bettler eine glänzende Zwei-Fen-Münze überreichte. Der junge Mann verzog den Mund und machte ein enttäuschtes Gesicht. Trotzdem nahm er die Münze mit beiden Händen entgegen und verbeugte sich tief vor dem Offizier. Dann ging er bettelnd weiter. Er blickte nach links und nach rechts, kam an Jinjü und Gao Ma vorbei und ging auf den Lockenkopf und die Frau im roten Kleid zu. Der Mann mit der Dauerwelle setzte sich auf. Der Bettler verneigte sich, und Jinjü konnte durch die Risse hinten in seiner Hose seine Haut sehen.
»Gnädige Frau, mein Herr, habt Mitleid mit einem Unglücklichen, gebt mir etwas Geld.«
»Schämst du dich nicht?« fragte die junge Frau ernst. »Du hast einen kräftigen Körper. Du kannst arbeiten. Hast du keine Selbstachtung?«
»Gnädige Frau, ich verstehe Sie nicht, bitte geben Sie mir zwei Yüan.«
Der Lockenkopf sagte: »Wenn du bereit bist, wie ein Hund zu bellen, gebe ich dir für jedes Bellen einen Yüan.«
»Das mache ich gerne«, erwiderte der junge Mann. »Möchten Sie lieber einen großen Hund bellen hören oder einen kleinen?«
Der Lockenkopf lächelte die Frau im roten Kleid an und sagte: »Entscheide du.«
Der junge Mann räusperte sich, dann legte er los und imitierte täuschend echt das Bellen eines Hundes: »Waff waff – waff waff waff – waff waff waff waff waff waff waff waff waff – waff – waff– waff – waff – waff waff waff waff waff waff waff waff! – Das war das Bellen eines kleinen Hundes, insgesamt sechsundzwanzigmal. Wuff! Wuff wuff! Wuff wuff! Wuff wuff wuff! Wuff wuff wuff wuff wuff wuff wuff wuff wuff wuff! Wuff wuff wuff! Wuff wuff! Wuff! So bellt der große Hund, insgesamt vierundzwanzigmal. Der große und der kleine Hund haben zusammen fünfzigmal gebellt. Für jedes Bellen einen Yüan – das macht zusammen fünfzig Yüan, mein Herr, gnädige Frau.«
Der Lockenkopf und die Frau im roten Kleid blickten sich an. Sie wirkten beschämt. Der Mann holte sein Portemonnaie heraus und zählte sein Geld, dann wandte er sich an die Frau im roten Kleid: »Hast du noch etwas?«
»Nein, ich habe nur ein paar Kupfermünzen.«
Der Lockenkopf erklärte: »Großer Bruder, wir sind schon ziemlich lange unterwegs. Dies ist unsere letzte Station. Wir haben nur noch dreiundvierzig Yüan übrig. Sieben Yüan muß ich Ihnen schuldig bleiben. Geben Sie uns Ihre Adresse. Wir schicken Ihnen das Geld zu, wenn wir zu Hause sind.«
Der junge Bettler nahm die Scheine, leckte sich den Daumen an und zählte gewissenhaft zweimal nach. Er sortierte einen roten Ein-Yüan-Schein aus, dem eine Ecke fehlte, und sagte: »Mein Herr, diesen Geldschein will ich nicht. Behalten Sie ihn. Sie haben mir also zweiundvierzig Yüan gegeben und schulden mir noch acht Yüan.«
Die Frau im roten Kleid sagte: »Sie kommen mir sehr bekannt vor. Ich
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