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Die Knochenfrau

Die Knochenfrau

Titel: Die Knochenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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Ich glaube, dass ein bewaffneter, erwachsener Mann mit diesem Wesen fertig werden kann. Dieses Vieh hat es ja nicht einmal geschafft, meinen kleinen Bruder zu überwältigen, der konnte damals ja abhauen.”
    „Und was willst du jetzt von mir?”, fragte Nadine.
    „Dass du 'ne Hundertschaft Polizisten organisierst und ihr ein Jahr lang den Wald durchkämmt. Außerdem zwölf Hubschrauber und Flugzeuge mit Wärmebildkameras.”
    Nadine stand auf, ging zur Küchentheke und goss sich noch einen Kaffee ein. Lukas konnte nicht anders, als ihr auf den Hintern zu schauen und sich dabei ein klein wenig schäbig vorzukommen. Nadine setzte sich wieder.
    „Und was willst du wirklich?”
    „Dass du dir Gedanken machst über das, was ich gesagt habe. Dass du das nicht einfach als Blödsinn abtust. Ich werde in den nächsten Tagen weiter durch den Wald streifen und nach Anhaltspunkten suchen. Ich weiß nicht, was ich sonst tun sollte.”
    „Was denn für Anhaltspunkte?”
    „Keine Ahnung … am besten wäre natürlich, wenn ich wüsste, wo dieses Vieh sich aufhält. Vielleicht hat es ja so etwas wie einen Unterschlupf. Kennst du eigentlich dieses Mädchen, dem ich gegen die „Dorfjugend“ geholfen habe? Trägt 'nen Bundeswehrparka und hat schwarze Haare.”
    „Yvonne?”
    „Genau, weißt du was über die?”
    „Nur dass sie schon eine Menge Ärger hatte … kleinere Diebstähle und Sachbeschädigung, vor ein paar Jahren hat sie mal Autos zerkratzt. Kommt aus schwierigen Verhältnissen, der Vater ist abgehauen und die Mutter ist so weit ich weiß tablettensüchtig, eine Zeitlang war die Kleine auch im Heim. Ist aber eigentlich ein sehr intelligentes Mädchen.”
    „Den Eindruck hab ich auch”, sagte Lukas. „Ich hab sie gestern noch mal getroffen, als ich nach meinem Besuch bei der Polizei zurück zum Auto gelaufen bin. Sie war wohl auch im Wald unterwegs und hat mich gesehen. Und sie meinte, dass sie mir zu meiner Angelegenheit vielleicht was sagen kann.”
    „Sag bloß, du hast ihr das gleiche erzählt wie mir.”
    „Ich hab ihr überhaupt nichts erzählt … aber scheinbar weiß sie irgendwas.”
    „Okay, aber sei vorsichtig mit der Kleinen. Ich bin mir nicht sicher, ob die alle Tassen im Schrank hat. Und lass dich auf keine Geschichten ein.”
    „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mit der was anfangen will. Ich bin doppelt so alt wie die.”
    „Sie ist hübsch, die Kleine.”
    „Hübsch sind viele”, antwortete Lukas. Nadine trank ihren Kaffee aus, stand auf und stellte die Tasse in die Spüle.
    „Okay, ich muss los. Wenn ich zu lange mit meinem Exfreund rumhänge, dann wird mein Mann misstrauisch.”
    „Wen hast du eigentlich geheiratet? Einen von hier?”
    „Ja, kennst du vielleicht … war in der Parallelklasse. Michael.”
    „Etwa Mofa-Michi?”
    „Sein Name ist Michael Luckner.”
    „Sag ich doch, Mofa-Michi. Hat er noch sein Mofa?”
    „Halt die Klappe, Lukas. Ich ruf dich wieder an. Versuch bis dahin, keinen Scheiß zu bauen.”
    „Okay, versprochen. Habt ihr dem Vater des ermordeten Jungen sein Gewehr abgenommen?”
    „Er lässt dich in Ruhe, ich hab mit ihm gesprochen. Bis dann, Lukas.”
    „Bis dann. Hältst du mich jetzt eigentlich für durchgedreht?”
    „Weiß ich noch nicht … ich ruf dich an. Ich muss das alles erst mal verdauen.”
    Als Lukas die Tür geschlossen hatte, da meldete sich plötzlich Hank. Irgendwo in Lukas Kopf musste es eine Bar geben, jedenfalls hatte Hank einen doppelten Whiskey vor sich und war auch schon ein wenig betrunken. „Scheiße, Nadine sieht immer noch gut aus, ein Arsch zum Reinbeissen und Auffressen! Du musst versuchen, sie ins Bett zu kriegen. Die wartet bestimmt nur auf einen, der es ihr ordentlich besorgt. Pah! Mofa-Michi … was für eine Verschwendung! Hast du gesehen, wie sie dich vorhin angeschaut hat?”
    Lukas ging zurück in die Küche und räumte den Tisch ab. Hank hielt die Klappe. Er wusste, dass seine Worte gewirkt hatten.
     

11. Haare, Zähne, Haut
     
    Kurz nach halb zwölf saß Lukas in dem kleinen Dönerladen an der Hauptstraße. Er trank eine Pepsi, aß zwei Lahmacun und kämpfte mit der Lokalzeitung, die einfach zu groß für den kleinen, weißen und ein wenig wackligen Plastiktisch war. Thema Nummer eins war selbstverständlich der Tod des Jungen vor drei Tagen, er nahm die ganze obere Hälfte der Titelseite ein. Die andere Hälfte beanspruchte eine „Unser Dorf soll schöner werden”-Aktion sowie ein kurzer Bericht

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