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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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einer grauen Unterhose und weißen Sportsocken zu sehen. Er trug ein scheußliches Toupe, das in der Aufregung verrutscht sein musste, und lächelte in die Videokamera, die er auf seinem Schreibtisch aufgestellt hatte, um sich und seine Gespielin für die Nachwelt festzuhalten.
    »Versprechen Sie mir eins, Alex. Wenn Sie mir grünes Licht für die Verhaftung geben, darf ich ihm dann dieses billige Toupe von seinem fetten Schädel reißen und als Beweisstück sicherstellen?«
    Ich nickte, während ich zusah, wie Kalder ausholte und mit der Peitsche auf den geschundenen Körper der Frau einschlug. Ich stützte mich mit dem Ellbogen auf den Konferenztisch, senkte den Kopf und rieb mir mit Daumen und Zeigefinger über die Augenlider.
    »Ich glaube, dass ich selbst unter den besten Umständen nicht viel davon ertragen könnte.« Der Lieutenant spulte die Kassette im Schnelllauf vor.
    »Ich weiß, dass Sie das hier Ihren Vorgesetzten verkaufen müssen. Ich meine, nach dem Fall, den Sie verloren haben. Sie müssen sich einiges ansehen, nur um zu sehen, wie brutal er wird.«
    »Battaglias Stellvertreter wird mich in dem Fall unterstützen, Colin. Kein Mensch sollte einem anderen Menschen so etwas antun dürfen - es ist ziemlich extrem. Der Fall, der abgewiesen wurde? Da hat mich McKinney nur überstimmt, und ein junger Staatsanwalt ohne Mut hat die Anordnungen von oben ausgeführt. Sie beschlossen, einige der Beweise in dem Fall zurechtzustutzen, ohne es mir zu sagen, und als das Berufungsgericht das Urteil verwarf, schmiss die Richterin den Fall einfach hin. Sie gab vor, krank zu sein. In der Zwischenzeit ist sie scheinbar nach Lourdes gepilgert, denn jetzt ist sie zurück und tut wieder, was McKinney ihr sagt. Keine Sorge - wir können mit Kalder fertig werden. Wie viel davon haben wir Ihrer Meinung nach?«
    »Ich weiß noch nicht. Das ist erst das achte Band, das wir uns angesehen haben.«
    »Ist bei den Videos ein Ton dabei?«
    »Ja, die meiste Zeit erniedrigt er sie und nennt sie seine Sklavin. Und er spielt Spielchen mit ihr.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass inmitten dieser Auspeitscherei etwas Frivoles vonstatten ging. Während West das Band zurückspulte, kam Mike Chapman herein und schloss die Tür hinter sich. Er beugte sich über den Tisch und schüttelte Colin die Hand, dann legte er einen Finger über die Lippen, deutete nach draußen und flüsterte mir zu, dass ich Besuch hätte.
    »Jemand, den ich kenne?«
    »Irgendeine Tussi, die behauptet, dass sie einen Anwalt vertritt, gegen den du ermittelst. Ich dachte, du erwartest sie vielleicht, also sagte ich dem Sicherheitsdienst, dass ich sie mit heraufnehmen würde.«
    West und ich sahen uns an. »Sie kann warten«, sagte ich, während West mir einen anderen Ausschnitt des Videos zeigte.
    Kalder stand am Fußende der Matratze und schrie seine Gespielin an. Sie hatte Hand- und Fußschellen, aber keinen Knebel umgebunden. Auf dem Nachttisch lag ein Nietenhalsband und eine Barbiepuppe, deren Kopf und Hände in einem Stock steckten.
    Der jämmerlich aussehende Rechtsanwalt schrie seine Untergebene an. »Exegese!«
    Die Frau wand sich und begann zögerlich und mit kleinlauter Stimme das Wort zu buchstabieren. »E … x … i …«
    Kalder holte aus und ließ die Peitsche auf den blutigen Oberschenkel der jungen Frau herabsausen. »Nein! Das ist falsch!« Sie fuhr fort zu raten, wie man das Wort buchstabierte.
    »Sie schreien beide ziemlich laut.«
    West fuhr mit dem Finger über die Oberkante des Bildschirms. »Hier ist alles schalldicht gemacht worden, Alex. Er hat die ganze Wohnung so umgebaut, dass sie seinen Bedürfnissen entspricht. Wir haben gestern Abend die Nachbarn befragt, und sie haben nie auch nur den leisesten Ton gehört, obwohl man auf dem Band hören kann, wie laut es ist.«
    »Syzygie!«, schrie Kalder.
    Jetzt wand sie sich. »Das Wort kenne ich nicht«, winselte sie. Dann bemühte sie sich mit erstickter Stimme, das Wort zu buchstabieren: »S … y … z … z …?«
    Dieses Mal streifte die Peitsche auf dem Weg zum Oberschenkel die Decke und hinterließ darauf eine Blutspur von ihrem letzten Körperkontakt.
    Chapman nahm sich einen der Kaffeebecher. »Scheiße, Colin, wer ist der Perversling? Mit dem würde ich ungern eine Partie Scrabble spielen.«
    West drückte die Pause-Taste. Ich stand auf. »Stell’s dir einfach wie eine dieser Reality-TV-Shows vor. Wir nennen sie Survivor Jeopardy. Ich wird mal sehen, was Kalders Freundin zu sagen

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