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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Später hat er sich für eine Rangerausbildung qualifiziert.«
    »Das erfordert teuflisch viel Disziplin«, sagte Joe. »Und wenn er das durchgehalten hat, dann muss seine Labilität später aufgetreten sein. Disziplin zu akzeptieren passt nicht in sein Profil.«
    »Nein, er war damals schon genauso verrückt wie heute. Es ist ihm einfach gelungen, das zu werden, was seine Offiziere aus ihm machen wollten. Dieselbe Fähigkeit hat er auch später bewiesen. Er wollte diese Ausbildung, und er hätte alles dafür gegeben, sie zu bekommen.«
    »Sie meinen, er wollte lernen, wie man auf effektivste Weise töten kann«, sagte Eve.
    »Und er gefiel sich darin, unter Bedingungen überleben zu können, die niemand sonst überstehen würde. Während der Überlebenstests im Dschungel hat er hervorragende Leistungen erbracht. Er war stark und intelligent und hat nie aufgegeben. Seine Berichte waren enthusiastisch, wenn er eine Mission zu erfüllen hatte. Er war höflich und gehorsam und äußerst gefährlich. Was kann eine Armee besseres erwarten?«
    »Hat er seine Ausbildung beendet?«, fragte Joe.
    Montalvo nickte. »Er wurde in Ehren entlassen.« Seine Lippen zuckten. »Aber seltsamerweise explodierte drei Wochen später ein Apache-Hubschrauber, in dem sein vorgesetzter Offizier und zwei Leute saßen, mit denen Kistle gedient hatte. Keinerlei Hinweise auf etwas anderes als einen Unfall, natürlich. Kistle war zu der Zeit absoluter Fachmann. Ich würde sagen, er hat dem innerlich angestauten Bösen freien Lauf gelassen. Vielleicht war einer von denen ein bisschen zu gut gewesen. Wie gesagt, Kistle will unbedingt der Beste sein.«
    »Keine anderen Morde während der Zeit?«, fragte Eve.
    »Nicht auf seinem Stützpunkt und auch nicht in der Nähe. Vielleicht hat er auf seinen Missionen genug Möglichkeiten gehabt zu töten.«
    »Wo ist er danach hingegangen?«
    »Er ist wieder für einige Jahre von der Bildfläche verschwunden.« Er ließ einen Moment verstreichen. »Als er das nächste Mal auftauchte, schlug er sich als Drogendealer in Atlanta durch. Er war selbst eine Weile drogenabhängig, und ich bezweifle, dass er sich mit dem Mord an Bonnie gebrüstet hätte, wenn er clean gewesen wäre. Zuerst dachte Murdock, Kistle wäre einfach nur fasziniert von dem Fall. Er las alles darüber und sprach viel darüber. Er war … irgendwie schräg. Fieberhaft, verbittert, besessen. Bonnie war so ein niedliches Mädchen, dass die Medien die Geschichte immer wieder aufkochten. Jedes Mal, wenn ihr Name erwähnt wurde, klebte Kistle am Fernseher. Er erklärte Murdock immer wieder, dass jeder im Land über den Mann Bescheid wüsste, der Bonnie Duncan getötet hatte, seine Macht anerkannte und ihn als Superstar ansähe. Als er an einem Abend zu viel geraucht hatte, vertraute er Murdock an, er sei derjenige, der sie getötet hatte.«
    Eve befeuchtete sich die Lippen. »Wie? Wo?«
    Montalvo schüttelte den Kopf. »Glauben Sie, das hätte ich Ihnen nicht längst mitgeteilt? Murdock sagt, mehr hätte ihm Kistle nicht verraten; nachdem er wieder clean war, hat er das Thema überhaupt nicht mehr angesprochen. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, überhaupt darüber gesprochen zu haben.«
    »Wahrscheinlich wäre Murdock nicht mehr am Leben, wenn Kistle sich noch erinnert hätte«, sagte Joe.
    »Das glaube ich auch«, pflichtete Montalvo bei. »Es sei denn, Kistle wollte, dass Murdock jemandem etwas über Bonnie erzählte. Murdock meinte, Kistle sei völlig fasziniert gewesen von dem Fall. Vielleicht wollte er in die Zeit zurückgehen und sie noch einmal durchleben.«
    »Mir hat er gesagt, Bonnie sei seine Inspiration«, sagte Eve wie benommen. »Ein brennender Pfeil in der Dunkelheit.«
    »Gibt’s noch etwas?«, fragte Joe Montalvo knapp. »Sie hat genug durchgemacht.«
    Montalvo schüttelte den Kopf. »Sie kann das aushalten.« Er stand auf. »Aber das war alles. Ich lasse Ihnen die Unterlagen und die Fotos hier, Eve.«
    »Keine Leichen«, sagte sie langsam. »So viele Jahre und keine Leichen. Und kein Anzeichen eines Verbrechens bis auf den Mord an den Polizisten hier in Bloomburg. Es ist unfassbar.«
    »Vielleicht hat er ja in anderen Teilen des Landes nicht so gründlich aufgeräumt«, sagte Joe. »Aber darauf können wir uns später konzentrieren. Jetzt haben wir ihn erst einmal im Visier.«
    »Noch nicht«, entgegnete Montalvo. »Und in Anbetracht seiner Erfahrung wird es nicht einfach sein.« Er drehte sich zu Eve um und sagte

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