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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Ihretwegen bin ich doch nicht hier, oder? Venable hat gesagt, es ginge um einen kleinen Jungen.«
    Eve schüttelte heftig den Kopf. »Glauben Sie im Ernst, ich würde mir noch einmal in meinem Leben anhören, was irgendein Medium über meine Tochter ausspuckt?«
    »Es tut mir leid«, sagte Megan sanft. »Bestimmt haben Sie auch das versucht, nicht wahr? Bestimmt konnten Sie gar nicht anders.«
    In ihrem Gesichtsausdruck lag so viel Verständnis und Mitgefühl, dass Eve es nicht ertragen konnte. »Tun Sie doch nicht so. Reden Sie nicht von ihr. Ziehen Sie ihre Show für den Sheriff ab und verschwinden Sie wieder.«
    Megan nickte. »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf.« Sie holte tief Luft. »Ich bin sogar dankbar dafür, dass Sie mich ablenken. Ich hatte so große Angst, dass ich mich beinahe übergeben hätte.« Sie ging zu dem Baum, wo Montalvo und der Sheriff bereits warteten. »Und ich habe nicht die Absicht, eine Show abzuziehen. Am liebsten wäre mir, Sie alle würden weggehen.«
    Eve ging hinter ihr her. »Damit Sie Ihre Séance abhalten können? Oder brauchen Sie etwas, was dem Jungen gehört hat, um uns sagen zu können, wo er ist?«
    »Hören Sie endlich auf«, sagte Megan. »Herrgott noch mal, diese Aasgeier haben Ihnen ja wirklich ganz schön zugesetzt. Ich verstehe, warum Sie so skeptisch sind. Noch vor ein paar Monaten wäre ich völlig Ihrer Meinung gewesen.« Sie wandte den Blick nicht von dem Baum ab. »Okay, soll ich Ihnen erzählen, was ich hier tue? Ich brauche keine Dinge, die mir sagen, wo Bobby Joe ist. Jemand, der so etwas tut, wird ›Finder‹ genannt, aber ich habe in dieser Hinsicht keinerlei Talent. Ich bin ein ›Zuhörer‹. Ich höre Stimmen. Immer wenn ich an einem Ort bin, wo etwas von extremer Angst Begleitetes oder sehr Tragisches geschehen ist, kann ich hören, was stattgefunden hat, die Gespräche, die Gefühle … Ja, ganz besonders die Gefühle. Ich höre das vollständige Echo.«
    »So was hab ich ja noch nie gehört.«
    »Gut, dann erinnere ich Sie wenigstens nicht an die Medien, die versucht haben, am Tod Ihrer Tochter zu verdienen.«
    »Sie sind doch genau so eine Schwindlerin.«
    »Ich hoffe, das sagen Sie immer noch, wenn Sie hier weggehen.« Sie wandte sich an den Sheriff. »Ist das die Stelle?«
    »Ja, Ma’am. Gibt es noch irgendetwas, das ich tun kann?«
    Megan schüttelte den Kopf. »Am besten gehen Sie alle zu Ihren Autos. Sobald ich fertig bin, komme ich wieder hinauf.«
    »Wir bleiben«, sagte Montalvo. »Ich bin sehr interessiert an all dem.«
    Sie holte tief Luft. »Hören Sie, ich habe das erst ein Mal gemacht, es kann genauso gut sein, dass ich eine Niete ziehe.«
    »Und Sie benehmen sich auch so, als würden Sie sich darüber freuen«, sagte Eve.
    »Auch wenn Sie mir sonst nichts glauben, das können Sie mir glauben«, sagte Megan.
    »Nur ein Mal?«, sagte Montalvo. »Welchen Grund sollte Venable haben, Ihnen zu vertrauen –«
    »Gehen Sie endlich.« Megans Hände schlossen sich immer wieder zu Fäusten. »Lassen Sie mich einfach in Ruhe.«
    Die Angst war wieder da, Eve konnte es sehen und spüren. »Wir warten da oben auf Sie.«
    »Tun Sie, was Sie wollen.« Sie ging zu dem Baum und kniete sich hin.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich zum Wagen gehe und mich mit meinen Deputies in Verbindung setze?«, fragte der Sheriff, als sie die Böschung hinaufstiegen. »Ich bin direkt aus dem Wald gekommen, um Dr. Blair abzuholen, und ich möchte wissen, ob es noch irgendwelche Entwicklungen gegeben hat.«
    Entwicklungen. Ob er weitere Tote meinte?, dachte Eve. »Gehen Sie nur. Wir rufen Sie, falls sie plötzlich irgendwas Wichtiges findet.«
    Der Sheriff warf noch einen Blick auf Megan. »Sie scheint im Augenblick überhaupt nichts Sinnvolles zu tun. Ich hab noch nie zuvor mit einem Medium zu tun gehabt. Der Sheriff im Nachbarcounty hat mal eins an einen Tatort eingeladen, leider ohne Ergebnis.«
    »Wer hätte das gedacht«, murmelte Eve.
    »Ich hoffe nur, dass das hier niemand erfährt. Sonst kriegen wir das noch ewig unter die Nase gerieben. Ich bin in einer Viertelstunde wieder da.« Der Sheriff verschwand den Hügel hinauf.
    Eve ließ sich auf den Boden sinken. »Wir sind jetzt weit genug weg. Pech, wenn unsere Schwingungen sie noch auf die Entfernung hin stören.«
    Montalvo setzte sich neben sie. »Sie hat nichts von Schwingungen gesagt.«
    »Nein, das war sarkastisch gemeint.«
    »Das habe ich gemerkt. Aber sie hat Ihre Aggressionen gut weggesteckt.«
    Ja, das

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