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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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heranschleichen und ihn erledigen?«
    »Nein!«
    »Ich glaube, das werde ich tun. Bis bald, Eve.« Er legte auf.
    Würde er es wirklich tun? Vielleicht hatte er ja nur geblufft, weil er sauer auf sie war. Das konnte auch der Grund dafür gewesen sein, dass er angefangen hatte, über Bonnie zu reden. Das war das Einzige, womit er sie todsicher aus der Fassung bringen konnte.
    Und wenn er nicht bluffte, konnte sie auch nichts daran ändern. Wie er treffend bemerkt hatte, war sie nur Zaungast.
    Und Joe war mittendrin im Spiel. Wenn Kistle die Wahrheit gesagt hatte, dann war er kurz davor gewesen, Joe zu töten. Wahrscheinlich wollte er bloß angeben. Joe war zu gut, um diesem Ungeheuer in die Hände zu fallen.
    Aber sie musste Joe anrufen und ihm von Kistles Anruf berichten. Zwar hatte er nichts gesagt, was die Männer auf seine Spur bringen konnte, aber vielleicht konnte der Inhalt des Gesprächs ihnen helfen, Kistles Persönlichkeit besser einzuschätzen. Sie wählte Joes Nummer.
     
    Phillip erwartete Megan an der Rolltreppe im Flughafen.
    »Du hättest mich nicht abzuholen brauchen.« Sie umarmte ihn kurz. »Sieh mich nicht so skeptisch an, Phillip. Es geht mir gut.«
    »Du siehst schrecklich mitgenommen aus.« Er schob sie von sich weg und musterte sie. »Was haben die dir angetan?«
    »Ich habe es mir selbst angetan. Es war meine eigene Entscheidung.« Sie steuerte den Ausgang an. »Es war nicht leicht.«
    Er nahm ihre Reisetasche und ihren Arztkoffer und schloss zu ihr auf. »Wurde der kleine Junge ermordet?«
    Sie nickte. »Und gefoltert.«
    »Gott im Himmel, warum hast du es nicht abgelehnt?«
    »Es war zu spät. Bobby Joe hatte mich schon erreicht. Ich konnte ihn nicht verlassen, bevor es vorbei war.« Sie wandte ihren Blick ab. »Ist es okay, wenn wir nicht darüber sprechen, Phillip?«
    »Klar.« Er lächelte liebevoll. »Was hältst du davon, wenn wir beide nach Hause fahren, und ich mach dir einen heißen Kakao? Danach sehen wir uns die neue DVD von Robin Williams an.«
    »Klingt gut.« Heißer Kakao war Phillips Allheilmittel. Heißer Kakao, Verständnis und Zuneigung. Gott, sie war so froh, dass sie ihn hatte. »Ich habe dir schon am Telefon gesagt, dass Eve Duncan auch dort war. Sie war freundlich zu mir, Phillip. Sie gefiel mir.« Sie verzog das Gesicht. »Obwohl sie mich anfangs gar nicht mochte. Sie hielt mich für eine Schwindlerin, und daraus hat sie auch kein Hehl gemacht. Sie ist knallhart.«
    »Das habe ich auch schon gehört. Hat sie es dir schwergemacht?«
    »Anfangs ja. Aber das hat mir nichts ausgemacht, dafür war ich zu aufgewühlt.«
    »Verdammt, du hast ihnen einen Gefallen erwiesen.«
    »Herrgott noch mal, du brauchst mich nicht zu beschützen. Sie war fast genauso angespannt wie ich. Sie glaubt, dass Kistle der Mörder ihrer Tochter ist. Ich kann gut verstehen, dass sie ziemlich ungehalten reagiert hat, als plötzlich ein sogenanntes Medium auftauchte. Nachher war es okay. Obwohl sie mir eine Menge Fragen gestellt hat.«
    »Hast du sie beantwortet?«
    »Die meisten. Aber der Frage, warum ich von niemandem berührt werden wollte, bin ich ausgewichen. Ich war überrascht, dass sie sich daran erinnert hat, nach allem, was passiert war.«
    »Verdammt, ich hatte ganz vergessen, dass extremer Gefühlsaufruhr ein Auslöser sein kann.«
    »Ich nicht. Ich kann es nicht vergessen. Es begleitet mich ständig.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich denke, es war okay. Ich war vorsichtig.«
    »Also gut, jetzt ist es ja vorbei.« Phillip hielt ihr die Wagentür auf. »Du wirst keinen von denen je wiedersehen.«
    »Ja, es ist vorbei.« Sie stieg ein. Sie hoffte, dass sie überzeugend klang. Sie musste immer wieder an Eves Gesichtsausdruck denken, während sie dort gesessen und ihr Fragen gestellt hatte. Sie war sehr heftig gewesen und doch neugierig und empfänglich für alles, was Megan gesagt hatte. Megan hatte sich zwar von ihr verabschiedet, als sie das Hotel verlassen hatte, dennoch hatte sie das Gefühl gehabt, dass es kein endgültiges Lebewohl gewesen war. Sie hatte Phillip nicht die ganze Wahrheit gesagt.
    Es war nicht vorbei.
     
    »Er wusste von Bonnies Lied, Joe«, sagte Eve, als sie ihren Bericht über Kistles Anruf beendete. »Ich habe ihm gesagt, das könne er genauso gut irgendwo gelesen haben, aber es ist so ein kleines Detail.«
    »Ich werde im Büro anrufen und alle Zeitungsberichte über Bonnie überprüfen lassen. Es wird eine Weile dauern, sie alle durchzugehen. Wenn er so

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