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Die Knochentänzerin

Die Knochentänzerin

Titel: Die Knochentänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Körner
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erinnerst du mich an einen Freund, der Böhme war und Cosmas hieß. Der wusste auch wunderbar haarsträubende Geschichten zu erzählen. Doch jetzt weilt er leider nicht mehr unter uns.«
    »Was ist ihm denn widerfahren?«
    »Ein anderer Böhme hat seinen Kopf sauber vom Rumpf getrennt und gut sichtbar auf einen Spieß gesteckt.«
    Cei schüttelte voll Trauer den Kopf. »Es geschehen schreckliche Dinge auf dieser Welt, Gott habe euren Freund selig.«
    Wir schwiegen, während der Kahn stetig seinen Weg in der Strömung suchte. War das Boot, als wir einstiegen, noch voll beladen, so gab es jetzt bis auf uns und ein paar Wagenräder nichts mehr darin. Auf einen Schlag hatte Cei in einem Dorf alles verkauft: zwei Säue, ein Fass mit Wein, noch ein anderes Fass mit mir unbekanntem Inhalt, Umhänge, Stiefel und allerlei Tand. Die Frage allerdings, warum er uns ohne Entgelt mitnahm, hatte er lediglich mit einem bedeutungsvollen Augenrollen quittiert. Während wir so dahinfuhren, er am Ruder, sah ich wieder den rötlichen Narbenwulst um seinen Hals. Ich deutete darauf und sagte: »Wolltest du uns nicht von deiner Narbe erzählen?«
    »Welche Narbe? Ach die!« Cei nickte und sammelte sich, was er stets tat, bevor er ein neues Lied begann. Er legte sein Instrument zur Seite, griff nach dem Ruder und lenkte den Kahn in die Mitte der Donau zurück. William nahm sich die Klampfe und untersuchte die Saiten.
    »Katzengedärm«, überlegte er laut, während Cei unwillig den Kopf schüttelte, es aber unter seiner Würde fand, die Beleidigung seines außergewöhnlichen Instruments zu kommentieren. Er nahm ein Stück Seil und band damit das Ruder fest.
    »Klar ist«, begann er wieder, »es gibt kein anderes Instrument wie dieses.«
    »Ohne Zweifel ist das wahr«, bestätigte William.
    »Nun höret denn, was ich euch singen werde.« Cei griff in die Saiten, und die Töne, die er seinem Wunderinstrument entlockte, klangen tatsächlich dem Klagen einer Katze nicht unähnlich. »Es begab sich, dass der Landgraf von Thüringen die besten Sänger aller Lande zu sich auf die Wartburg lud, um unter den Besten den Allerbesten zu finden.«
    »Verzeih, wenn ich dich unterbreche«, hob ich die Hand, »ich bin nur eine unwissende ehemalige Nonne, doch was man mich auf Icolmkill im dortigen Convent lehrte, war, dass die Sage vom Sängerwettstreit auf der Wartburg schon wenigstens hundertfünfzig Jahre alt ist. Du wirkst weitaus jünger.«
    Cei wirkte geschmeichelt. »Man sagt, dass ich trotz meines fortgeschrittenen Alters noch sehr jugendlich wirke.«
    »Aber einhundertfünfzig Jahre, so lange hat noch kein Mensch gelebt«, gab ich zu bedenken.
    »Ich schätze dich höchstens auf dreißig«, zweifelte auch William.
    »Die Seele der Kunst ist gleichsam unsterblich, wie jeder weiß – und damit auch der Künstler, in dem diese Seele wohnt«, erklärte Cei salbungsvoll und fuhr fort: »Und um Kunst ging es bei diesem Sängerwettstreit jedenfalls – allerdings auch um etwas anderes.«
    »Um was?«
    »Es traten immer zwei Sänger gegeneinander an.«
    »Gleichzeitig?«, fragte William scheinheilig und ich musste lachen.
    Doch Cei fuhr, unberührt von Williams Spott, fort: »Für den Verlierer ging die Sache schlecht aus. Dem widerfuhr nämlich ein Schicksal, wie man es nicht gerne hat. Er wurde an einem schönen Strick aufgehängt. Man stelle sich vor, schon nach zwei Tagen zierten über hundert Sänger die Galgen. Es war eine lange, lange Reihe.«
    Ich schüttelte den Kopf, wie um damit das grausame Bild von Colbhasa zu verscheuchen, das Ceis Schilderung heraufbeschwor – zumal unser Fährmann schon fortfuhr:
    »Am Ende waren es noch ein Dutzend Dichter, die ihre Sangeskünste unter der schauerlichen Galerie der Gehenkten messen sollten. Ich war selbstverständlich einer von ihnen – und alle wussten, niemand konnte mich besiegen, denn mein Gesang, damals wie heute, war unerreichbar. Ergriff ich mein Instrument und ließ meine Stimme erklingen, sanken die hohen Damen reihenweise ohnmächtig zu Boden.«
    »Dabei mag auch die Umgebung mit all diesen Gehenkten eine Rolle gespielt haben«, gab William zu bedenken.
    Wieder überhörte Cei dies geflissentlich. »In anderen Worten, derjenige, der mein nächster Gegner war, wusste schon im Voraus, dass sein letztes Stündchen geschlagen hatte. Am nächsten Tag sollte das Los entscheiden, welche Sänger gegeneinander antreten würden. Da schmiedeten die elf anderen ein Komplott.«
    »War nicht Walther von der

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