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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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nicht erinnern, in seiner Jugend jemals untätig gewesen zu sein und auch nur eine Minute durch Müßiggang und Schlendrian vergeudet zu haben.
    Das Restwangen'sche Lehen war seit über fünfzig Jahren im Besitz seiner Familie. Siegfrieds Vater, der ursprünglich mit einem weniger reichen Besitz in Nordböhmen belehnt war, hatte es durch die Heirat mit einem bruderlosen Edelfräulein erworben und sein altes Lehen der Krone wieder zur Verfügung gestellt. Der Besitz umfasste den westlichen Teil Südböhmens, der auch als Böhmischer Kessel bezeichnet wird, da er von Gebirgen eingesäumt ist. Die wichtigsten davon, der Böhmerwald, die Gratzener Berge und das Hühnergebirge lagen im Süden, an der Grenze zu Österreich. Ein beträchtlicher Teil der Restwangen'schen Einkünfte stammte aus der Forstwirtschaft an den dicht bewaldeten Höhenzügen. Gleich zwei wichtige Flüsse durchzogen die fruchtbare Landschaft, die Moldau und die Maltsch, die vor den Toren von Budweis ineinandermündeten.
    Die nahe Moldau floss in Mäandern durch Siegfrieds Land. Ihr Tal verbreiterte sich von Westen nach Osten, und derzunächst wilde Fluss wurde in seinem Verlauf deutlich zahmer, und Seitenarme und Auen luden zum Angeln und Jagen ein. Sie hatten in all den Jahren so manchen köstlichen Fisch und jede Menge Wild aus Siegfrieds Revier verspeist. Das Flusswasser war jetzt im Mai noch ziemlich kühl, doch gerade deshalb bestens geeignet, den jungen Kerlen etwas Bewegung zu verschaffen.
    Ludwig von Montardier machte Siegfried große Freude, auch wenn er sich Mühe gab, das dem jungen Mann nicht zu deutlich zu zeigen. Er erinnerte ihn an seinen Vater Henri, den er vor vielen Jahren in der Levante kennengelernt hatte. Achtzehn Jahre zählte Ludwig nun, und Siegfried würde ihn noch lange vor seinem einundzwanzigsten Geburtstag die Schwertweihe empfangen lassen, da der junge Mann die Waffen- und Reitkunst längst ausreichend beherrschte und dank der Strenge von Siegfrieds Weib Hildegard auch im höfischen Benehmen keinen Anlass zum Tadel bot. Siegfried war ohnedies der Ansicht, dass junge Männer sich nicht zu lange an die Kittelfalte des Dienstherrn klammern, sondern draußen in der Welt ihren Mann stehen lernen sollten.
    Über den jüngeren der beiden Pagen, den etwas schüchternen Horwarth, hatte Siegfried sich noch keine abschließende Meinung gebildet. Gewiss würde es noch fünf oder sechs Jahre brauchen, um aus ihm einen Mann zu machen. Das heutige Bad im Fluss war eine gute Übung für den Jungen, etwas mehr Selbständigkeit zu entwickeln. Siegfried hätte seinen Schwimmunterricht gern selbst übernommen, wie er das bei Ludwig noch getan hatte, doch seit einiger Zeit plagten ihn die Gelenke, wenn er in kaltem Wasser badete, und den langen Fußweg zu den besten Schwimmplätzen scheute er mittlerweile ebenfalls. Er sandte die beidendaher alleine aus mit dem Auftrag an Ludwig, den Jüngeren keinesfalls zu schonen und auf kräftige Schwimmstöße zu achten.
    Die beiden Jungen freuten sich über den Auftrag und sahen zu, dass sie davonkamen, bevor Hildegard oder gar Bero ihnen einen Strich durch die Rechnung machten. Sie liefen weit den Fluss hinunter bis zu einer Stelle, an der sich auch manchmal andere junge Leute erfrischten. Karl behauptete sogar steif und fest, dass er hier schon Frauen im Fluss beobachtet hatte.
    Ludwigs Bruder badete in den wärmeren Monaten fast täglich und legte auch im Winter größten Wert auf Reinlichkeit. Stets wusch er sich auch vor seinem Gebet, das er alleine ausführte. Es war gut möglich, dass sie ihn heute trafen. Vielleicht hatten sie ja Glück.
    Tatsächlich entdeckten sie seine Kleider und die hölzerne Hand auf einem Baumstumpf und hörten ihn auch schon rufen, als sie sich dem Ufer näherten. Der Fluss bildete an dieser Stelle eine weite Schlinge und hatte nur geringe Strömung. Überdies war das Wasser hier nicht tief, sodass auch für den vierzehnjährigen Horwarth keine Gefahr bestand. Die beiden Pagen legten ihre Kleider ab und rannten in das kalte Wasser. Nach der üblichen Balgerei erteilte Ludwig seinem Schützling die vereinbarte Lektion, und Karl zeigte ihm, wie man sich auf dem Rücken treiben ließ und dabei mit den Beinen strampelte. Horwarth war das dunkle Wasser zwar nicht recht geheuer, aber er riss sich zusammen und zeigte rasch kleine Fortschritte, für die die beiden Brüder ihn lobten.
 
    »Wo führst du mich denn jetzt hin?«, fragte Maria Franziska, die sich in geheimnisvolles

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