Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Panzern und Helmen, und das Fell der Gäule färbte sich unter den Schabracken dunkel. Schwärme von Fliegen und Mücken summten um die Tiere herum und machten auch vor den Gesichtern der Männer nicht halt. Die zuvorderst stehenden Truppenteile konnten das Heer Adolfs bereits ausmachen. In vorderster Linieritten gerüstete Bannerträger, von denen der erste den Wimpel des Königs und die hinter ihm folgenden die bunte Vielfalt der unter seinem Befehl reitenden Ritter zeigten. Das Heer Albrechts verharrte in fast lautloser Stille.
Endlich schien von irgendwoher ein Befehl zu kommen. Die einzelnen Abteilungen setzten sich in Bewegung. Albrecht wusste die Vorteile des Geländes für seine Pläne zu nutzen. Zusammen mit seinen erfahrensten Offizieren würde er über die zwei sanften Hügel das im Tal langsam heranrückende Heer Adolfs einkreisen und von der Flanke her angreifen. Die Reiterei hatte gute Chancen, dem nassauschen Heer zur selben Zeit in den Rücken zu fallen. Die Windungen des zusehends schmäler werdenden Tals würden der berittenen Truppenspitze Adolfs eine Flucht nach vorne genauso erschweren wie eine Umkehr, um in den mit dem Hauptheer plötzlich entbrannten Kampf einzugreifen. Zahlenmäßig war Adolfs Heer zwar überlegen, doch Albrechts bessere Stellung im Gelände konnte diesen Vorteil wettmachen. Zudem waren seine Männer durch den Gedanken gestärkt, für eine Krone und ewigen Ruhm zu kämpfen.
Die Signale ertönten zum Angriff. Nach einem mäßig wirkungsvollen Pfeilregen durch die Bogenschützen preschten mehrere Reitereien auf die Flanke Adolfs zu und schnitten seine berittene Vorhut vom Hauptverband ab. Fußtruppen folgten. Adolfs vorderste Fußsoldaten fielen, doch die hinter ihnen nachrückenden formierten sich sofort neu. Albrechts Ritter stürzten auf sie zu. Lanzen fanden ihr Ziel. Männer wurden aus den Sätteln gehoben und lagen hilflos auf dem Boden, bevor ihnen Fußkämpfer den Garaus machten. Verwundete Pferde schrien im Todeskampf fast wie Menschen, und Ströme von Blut flossen auf beiden Seiten. Konrad kämpfte in einer der vorderen Linien. Seine Lanze war längst gebrochen, und die Spitze steckte im Schild eines nassauschen Edelmannes. Sein eigener Schild hing in Stücke gehauen nutzlos an seinem linken Arm. Er streifte ihn ab, riss das lange Schwert aus der Scheide und führte es mit beiden Händen. Mehrere Männer fällte die tödliche Klinge, bis der Bolzen einer Armbrust in den Hals des Grafen fuhr und ihn zu Fall brachte. Leblos stürzte er zu Boden. Das Pferd sprengte panisch durch die kämpfenden Männer, bis es endlich den nun leeren Abhang des Hasenbühels erreichte.
Ludwig sah das Tier ohne seinen Reiter auf sich zukommen. Er wusste, was dies zu bedeuten hatte. Rasch eilte er zurück in das Zelt seines Herrn, setzte den schlecht sitzenden Helm auf, fand noch einen ledernen Übungspanzer und rannte mit Schild und Speer in Händen zum Kampfplatz. Er sah den dunkelroten Helmbusch des Raugrafen und drängte sich in seine Nähe. Der Graf und fünf seiner Kämpfer waren von einem nassauschen Fußsoldaten umzingelt. Sie leisteten heftigen Widerstand. Einen nach dem anderen hauten sie die Angreifer nieder, bis plötzlich Hufschläge ertönten und eine Gruppe von fünf oder sechs Reitern auf sie zusprengte. Die gegnerischen Fußsoldaten wichen zurück. Ludwig sah stolze Wappen auf den Schilden der Reiter, konnte jedoch nicht sagen, zu welchen Geschlechtern diese gehörten. Der Graf hielt den Morgenstern in der Rechten und den Schild in der Linken. Seine Kämpfer ließen sich hinter ihm in einer Reihe auf ein Knie niederfallen. Wer einen Spieß oder eine Lanze hatte, richtete diese schräg nach oben, um die heranstürmenden Pferde aufzuhalten. Ludwig fand sich plötzlich in der Mitte eines Halbkreises wieder und kniete ebenfalls. Er rammte das Ende seines Speers inden Boden und hielt den Schaft an sich gedrückt, die Spitze in Richtung der Angreifer.
Der Reiter in der Mitte nahm sich den Raugrafen vor. Mit dem zersplitterten Rest einer langen Lanze legte er auf den Bauch des Gegners an, traf und schaffte es beinahe, den schweren Mann aus dem Sattel zu heben. Noch im Vorbeireiten warf er die nun gänzlich unbrauchbare Lanze von sich und zog das Schwert. Im Zurückreiten würde er es gegen Georg schwingen, der sich nur mühsam im Sattel seines im Kreis wirbelnden Pferdes hielt. Der Gegner hatte sein Ross herumgeworfen und setzte zum neuerlichen Angriff an. Den im Weg stehenden
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