Die Knopfmacherin
Meister im Gefolge des Bischofs in Speyer weilte, wo es galt, einige Halunken vom Leben zum Tode zu bringen, mussten sie die Arbeit übernehmen. Aber das taten sie sehr gut, wie Lichtenfels fand.
»Er sagt, er heiße Lux Rapp«, antwortete einer der Knechte.
Lichtenfels zog die Augenbrauen hoch. Der Name sagte ihm durchaus etwas.
Unverwandt trat er neben die Streckbank, und zwar so, dass Lux Rapp ihn erkennen konnte.
»Sieh mal einer an! Das ist also der Mann, dem wir es verdanken, dass wir das üble Kraut der Rebellion endlich an der Wurzel packen konnten.«
Rapp drehte den Kopf langsam zur Seite. Als ehemaliger Söldner hatte er schon viel Schmerz aushalten müssen, doch nichts zuvor war der peinlichen Befragung gleichgekommen, der er nun schon seit gut einer Stunde unterzogen wurde. Sein gesamter Körper fühlte sich an wie eine riesige Wunde.
»Fahrt zur Hölle!«, raunte er. »Ich werde Euch nichts sagen. Und zu verdanken habt Ihr mir erst recht nichts.«
Lichtenfels lachte grimmig auf. »Und ob ich das habe! Wer hat denn seinem Beichtvater erzählt, welcher Sache er gerade nachgeht? Und vor allem, mit wem er sich wann und wo treffen will.«
Rapp presste die Lippen zusammen. Die Worte des Grafen trafen ihn noch härter als jede Folter. Fritz und seine Verbündeten hatten ihnen nicht umsonst die Beichte untersagt, aber sein Gewissen hatte es ihm befohlen, ein letztes Mal in den Beichtstuhl zu treten. Nie hätte er geglaubt, dass sein Pfarrer das Beichtgeheimnis ignorieren würde. Wenn es darum geht, die Einkünfte der Kirche zu sichern, halten diese verdammten Mistkerle zusammen, dachte Rapp zornig. In der Hölle sollst du schmoren, verdammter Pfaffe!
»Wie gesagt, Euer Mitwirken an der Zerschlagung Eures Bundes ist unschätzbar.«
»Ihr habt den Bund nicht zerschlagen«, brummte Rapp, der sich wünschte, die Hände frei zu haben, damit er den Grafen erwürgen konnte. »Viele der Führer sind entflohen! Ich habe gesehen, wen ihr verhaftet habt, und keiner der Männer, die sich als Anführer bezeichnet haben, war darunter. Schon gar nicht der Mann, der sich Joß Fritz nennt und der Kopf des Bundes ist.«
Lichtenfels horchte auf. Offenbar wusste dieser Rapp mehr als die anderen vor ihm. Während er die blutgetränkten Seile der Streckbank betrachtete, formte sich in seinem Kopf eine Idee. Gäbe es nicht andere Mittel, diesen Mann gefügig zu machen?
»Mir scheint, Ihr seid ein recht vernünftiger Mensch, Lukas Rapp«, begann er, während er neben die Seilwinde trat. Das Stellrad war abgegriffen von mehr als einem Dutzend Henkershänden, die bereits hunderte Gefangene mit dem Apparat zum Reden und Gestehen gebracht hatten. »Kennt Ihr Euch denn auch mit der Constitutio criminalis aus? Der Halsgerichtsordnung Kaiser Karls?«
»Ich war früher ein Landsknecht, also habe ich davon gehört.«
»Mit Sicherheit wisst Ihr aber nichts von dem Paragrafen, der Euch Gnade gewährt, wenn Ihr helft, Aufständische zu fassen.«
Lux Rapp war sofort klar, woher der Wind wehte. »Ich werde meine Kameraden nicht noch einmal und schon gar nicht willentlich verraten!«
Ein wissendes Lächeln huschte über das Gesicht des Grafen. »Auch dann nicht, wenn Euch dadurch weitere Folter erspart bleibt?«
Als Rapp nicht antwortete, befahl er mit einer Kopfbewegung einen der Henkersknechte heran. Nachdem der Graf ihm zugenickt hatte, zog der Büttel das Rad noch ein Stück an. Rapp schrie auf, als das Seil seine Sehnen und Gelenke weiter dehnte. Graf von Lichtenfels beobachtete den Gepeinigten einen Moment lang, dann bedeutete er dem Büttel aufzuhören.
»Das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Kommende. Willst du wirklich, dass wir weitermachen?«
Die Schmerzen, die durch Rapps Körper jagten, waren dermaßen stark, dass sie ihm die Luft zum Antworten nahmen. Lichtenfels fasste dies als Weigerung auf und ließ den Henkersknecht das Rad erneut ein Stück weiterdrehen.
Rapp brüllte aus Leibeskräften: »Nein!«
Auf ein Zeichen des Grafen hin ließ der Henker etwas Seil nach.
»Nein? Bedeutet das, du willst reden?«
Rapp schluchzte auf. Tränen rannen ihm über die Wangen. Seine Lippen waren verzerrt. Doch trotz der unmenschlichen Schmerzen nickte er.
»Lös das Rad«, sagte Lichtenfels zu dem Henkersknecht. »Aber lass die Seile noch dran. Für den Fall, dass er uns zum Narren halten will.«
Nachdem er Fritz Jensen geholfen hatte, dessen Freund auf den Dachboden zu tragen, begab sich Adam Bruckner wieder nach
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