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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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können.«
    »Ich werde es ihr ausrichten«, antwortete Melisande und nahm rasch den kleinen Tiegel und den Umschlag mit den Kräutern an sich. »Habt vielen Dank, Meister, und eine gesegnete Nacht.«
    Der Apotheker murmelte etwas, das sie nicht verstand, dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Adam Bruckner ließ sich schwer auf den Schemel neben der Feuerstelle fallen. Sein Kopf schwirrte, und sein Magen schmerzte, als wären die wenigen Bissen von dem Kapaun verfault gewesen.
    Marie war immer noch in der Schlafkammer. Der Gedanke, dass sie in Tränen aufgelöst auf dem Bett saß, war Adam unerträglich; er schämte sich beinahe für das, was er gesagt hatte. Doch war es nicht das, was die Bibel von ihnen verlangte? Verfolgten Menschen Asyl zu geben und Rechtschaffene nicht zu verraten?
    Dass die Forderungen der Heiligen Schrift im wahren Leben nicht immer zu verwirklichen waren, wusste er nur zu gut. Er wusste auch, was mit Menschen geschah, die jenen halfen, die sich gegen die Obrigkeit stellten.
    Marie hat recht, dachte Adam bitter. Es ist nicht gut, dass die beiden hier sind. Sie bringen uns alle in Gefahr. Sobald Melisande mit der Arznei zurück ist, werde ich sie fortschicken. Auch wenn meine Seele dafür länger im Fegefeuer schmoren muss.
    Ein Klopfen an der Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken. Ein glühender Pfeil schien sich in seine Eingeweide zu bohren.
    Melisande würde niemals klopfen. Und der Zunftmeister verließ zu dieser Tageszeit bestimmt nicht mehr sein Haus, sondern stieg seinen Mägden nach.
    »Wer da?«, fragte er, während er sich von seinem Platz erhob.
    Niemand antwortete. Nur das Klopfen wiederholte sich, und diesmal klang es nachdringlich.
    Waren etwa noch mehr von diesen Aufrührern unterwegs?
    »Sagt mir, wer da Einlass begehrt!«, forderte Bruckner, aber auch diesmal blieb alles still. Er zögerte noch immer.
    »Was ist denn das für ein Lärm?«, fragte Marie, die aus der Schlafkammer herbeieilte.
    »Bleib da!«, zischte Adam ihr zu, während er neben das Fenster trat. »Wahrscheinlich sind es wieder welche von denen. Aber die lasse ich nicht ein!«
    Der Knopfmachermeister spähte durch die Scheiben.
    Pferde! Warum zum Teufel hatte er die Reiter nicht gehört?
    Im nächsten Augenblick krachte es! Als hätte jemand einen Rammbock gegen die Tür geschlagen, splitterte das Holz und der Türflügel sprang auf.
    Marie schrie auf und flüchtete in die Schlafkammer. Bruckner wich zurück, als fünf schwarz gekleidete Männer hereindrängten. Eine Waffe besaß er nicht. Aber was hätte schon ein Holzscheit gegen die Schwerter ausrichten können, die sie in den Fäusten trugen?
    »Wer seid ihr? Was fällt euch ein, mir die Tür einzuschlagen?«
    »Wo sind sie?«, fragte der Anführer, dessen Gesicht bis zu den Augen mit einem Tuch bedeckt war. Auch seine Gefährten zeigten ihr Antlitz nicht. Die Konturen ihrer Körper verschwanden unter langen Wollmänteln.
    »Ich weiß nicht, wen ihr meint.« Adam Bruckner schlug das Herz bis zum Halse. Das sind die Männer des Bischofs, schoss es ihm durch den Sinn.
    »Die beiden Aufrührer«, entgegnete der vorderste Eindringling. »Versteckt Ihr sie?«
    Bruckner rang den Schrecken nieder. Es war ein Fehler, ein furchtbarer Fehler, dachte er, dann antwortete er so ruhig wie möglich: »Ich habe mit den Aufrührern nichts zu schaffen. Ich bin Knopfmacher, nichts weiter.«
    Die Augen seines Gegenübers verengten sich zu schmalen Schlitzen. Prüfend betrachtete er das Gesicht des Handwerkers. »Durchsucht das Haus!«, wies er dann seine Männer an.
    »Nein, das dürft ihr nicht!«
    Bruckner stürmte vor, doch einer der Männer richtete sein Schwert auf seine Brust.
    »Keinen Schritt weiter!«
    Der Knopfmacher erstarrte. Die Schwertspitze funkelte drohend im Feuerschein.
    Im nächsten Augenblick ertönte der Schrei seiner Gemahlin. Rücksichtslos zerrten die Männer sie nach draußen.
    »Seht mal, was wir hier haben«, tönte der Bewaffnete. »Ein dralles Weib. Vielleicht sollten wir versuchen, ihre Zunge zu lösen.«
    »Ihr verdammten …« Bruckner machte einen Schritt nach vorn, aber da bohrte sich auch schon die Klinge durch sein Wams. Der kalte Stahl drang mühelos in seine Brust und Blut rann ihm über die Haut. Aufstöhnend wich er zurück.
    »Mach das ein zweites Mal und ich spieß dich auf wie eine Wildsau!«
    »Hier ist noch ein Weib!«, rief ein anderer Mann.
    »Alina!«, kreischte Marie verzweifelt.
    Adam gelang es, sich von dem Bewaffneten

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