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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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loszureißen. Weit kam er allerdings nicht. Bevor er die Stiege erreichte, neben der sich die Kammer seiner Töchter befand, bohrte sich ihm eine Schwertklinge in den Rücken. Stöhnend sank er auf die Knie.
    »Verdammter Dummkopf«, brummte der Anführer, während er die Klinge am Hemd des Knopfmachers abwischte. Dann wandte er sich an seine Männer. »Bringt mir das Weib. Vielleicht hat sie mehr Verstand.«
    Wenig später schleppten die Männer Marie Bruckner vor den Anführer. Ihre tränenüberströmten Wangen glühten, und ihre Augen waren so geschwollen, dass sie den Mann kaum anblicken konnte.
    »Sagt mir, Weib, versteckt Ihr Joß Fritz in Eurem Haus?«
    Marie stöhnte auf, als ihr einer der Männer ins Haar griff und ihr den Kopf in den Nacken zog.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Ich habe diesen Namen noch nie in meinem Leben gehört.«
    »So, habt Ihr das nicht?«, entgegnete der Anführer gefährlich leise. »Habt Ihr denn heute irgendwelche Männer in Eurem Haus aufgenommen?«
    »Hier oben ist einer!«, rief plötzlich ein Soldat, bevor Marie antworten konnte. »Er ist halb tot, hat aber die Bundschuhfahne neben sich liegen.«
    »Bringt ihn runter!«, befahl der Anführer, dann wandte er sich der Frau zu, die das Treiben um sie herum gar nicht mehr richtig mitzubekommen schien. »Ihr wisst, was darauf steht, Aufständische zu beherbergen.«
    Marie Bruckner antwortete nicht. Wimmernd blickte sie auf den Körper ihres Mannes, unter dem sich eine Blutlache ausbreitete. Weiter hinten im Haus weinte und flehte Alina. Sie hatte noch nicht mitbekommen, was mit ihrem Vater geschehen war, doch zwei Soldaten waren in ihre Kammer eingedrungen.
    Der Gefangene wurde nun nach unten gebracht. Zwei Männer waren nötig, um ihn zu stützen, denn auf den Beinen halten konnte er sich nicht mehr.
    »Na, sieh mal einer an«, höhnte der Anführer, als seine Leute ihm den Mann vor die Füße warfen. »So sehen also diejenigen aus, die den Adel und die Geistlichkeit zum Teufel jagen wollen.«
    Der Gefangene betrachtete ihn aus glasigen Augen. Obwohl er ahnen musste, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte, wirkte er merkwürdig ruhig. Sein Gesicht war hochrot, und die Verbände waren blutgetränkt. Schweiß perlte ihm von den Schläfen hinab.
    »Wie ist dein Name?«
    »Friedrich Berbaum.«
    Der Anführer verzog das Gesicht. Insgeheim hatte er gehofft, dass er Joß Fritz vor sich haben würde. Oder log ihn der Kerl etwa an?
    »Ich habe gehört, dass sich Joß Fritz nie von seiner Fahne trennt.« Er ließ sich von einem Soldaten das schmutzige blaue Banner reichen. »Bist du sicher, dass Friedrich Berbaum dein richtiger Name ist?«
    »Ja, Herr, ich bin unter diesem Namen getauft.«
    Der Anführer betrachtete ihn abwägend, dann wandte er sich zur Seite. »Weib, sieh dir den Mann an!«, forderte er Marie auf. »Ist das Joß Fritz?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht sollten wir uns Euer hübsches Töchterlein vornehmen. Das löst womöglich Eure Zunge.«
    »Nein, bitte nicht!«, presste Marie entsetzt hervor. »Sie ist doch noch ein Kind!«
    »Dann sagt uns, wo Joß Fritz ist!«
    »Ich weiß es nicht«, schluchzte Marie verzweifelt. »Die Männer haben uns falsche Namen genannt und vorgegeben, Schustergesellen zu sein, die von Räubern überfallen wurden. Wir wussten nicht, wer sie wirklich sind!«
    Der Anführer schnaubte spöttisch. »Das hast du dir ausgedacht.«
    »Haltet ein!«, meldete sich der Verletzte erschöpft zu Wort. »Es ist genau so, wie die Frau sagt, wir haben ihnen falsche Namen genannt. Sie sind unschuldig, die einzige Schuld trifft uns.«
    Der Anführer drehte sich nun wieder zu dem Verletzten um. »Kannst du mir dann sagen, wo dein Gefährte ist?«
    »Er ist geflohen, gleich, nachdem Ihr hergekommen seid. Ich habe ihn gebeten, mir die Fahne dazulassen.«
    Der Anführer schrie wütend auf und versetzte dem Verletzten eine Ohrfeige. Blut spritzte aus Berbaums Lippe, sein Kopf sackte benommen zur Seite.
    »Drei von euch reiten sofort in die Stadt! Holt mir den verdammten Bastard!«
    Während die Männer aus der Tür eilten, richtete der Anführer seine Aufmerksamkeit wieder auf Berbaum. Der konnte mittlerweile kaum noch aus den Augen schauen, so zugeschwollen waren sie.
    »Und jetzt zu dir. Was, meinst du, haben deinesgleichen verdient?«
    Der Gefragte stieß ein spöttisches Lachen aus. Obwohl ihn die Angst halb wahnsinnig machte, konnte er nicht anders. »Ich werde sowieso sterben! Seht Euch

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